Joeboy im Interview: „Wenn Joeboy da ist, ist gute Laune angesagt!“
Wir haben vor einigen Tagen mit Joeboy gezoomed und mit ihm über sein Debüt-Album SOMEWHERE BETWEEN BEAUTY AND MAGIC, das Leben in Nigerias Hauptstadt Lagos und seine Gemeinsamkeiten mit Justin Bieber gesprochen.
Der 23-Jährige Sänger Joeboy ist derzeit einer der gefragtesten Afropop-Künstler überhaupt. Er hat es sich zum Ziel gemacht, mit seiner Musik Liebe und Wärme zu verbreiten und genau dafür wird er zurzeit in Afrika gefeiert wie kaum ein anderer Newcomer. Knapp eine halbe Milliarde Streams kann er auf Streaming-Plattformen schon vorweisen und die Zahlen wachsen unaufhaltsam weiter.
2017 machte Joeboy das erste Mal auf sich aufmerksam, als er eine selbstproduzierte Cover-Version von Ed Sheerans „Shape of You“ auf Instagram veröffentlichte. Das Video kam bei den Zuhörer*innen sehr gut an und wurde unter anderem von dem nigerianischen Superstar Mr. Eazi angeklickt, woraufhin dieser sich bei dem damals 19-Jährigen Joeboy meldete. Ein Jahr später wechselte er schließlich zu Eazis Talent-Schmiede für aufstrebende afrikanische Künstler*innen namens emPawa Africa. Hier sollte er sich als Artist bewähren und mit seiner inniglichen Musik zu internationalem Erfolg gelangen.
Es folgten mehrere Hits wie „Baby“ und „Nobody“, die Joeboy auf die kontinentale Karte setzten und in kurzer Zeit zu einem angesehenen Newcomer in Ostafrika und schließlich auch in seiner Heimat Nigeria machten. 2019 veröffentlichte er seine erste EP LOVE AND LIGHT. Seitdem mussten die Fans auf das Debüt-Album SOMEWHERE BETWEEN BEAUTY AND MAGIC warten. Am 04. Februar war es endlich so weit und Joeboy konnte der Welt seinen ersten offiziellen Longplayer präsentieren.
Musikexpress.de: Herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung Deines Debütalbums SOMEWHERE BETWEEN BEAUTY AND MAGIC. Du befindest Dich derzeit in 15 Ländern an der Spitze der Charts. Wie fühlt sich das an?
Joeboy: Dankeschön. Es ist wirklich verrückt. Ich habe selbst noch nicht alles realisiert. Ich habe auf jeden Fall einen vollen Terminkalender. Es gibt so viele Leute, die mit mir sprechen und mir gratulieren wollen. Nach diesem Interview habe ich noch drei oder vier weitere. Es bleibt auf jeden Fall spannend. Aber mir geht es gut. Ich bin zufrieden mit der bisherigen Resonanz und freue mich auf alles was noch kommt.
In Europa ist die Lage mit Covid-19 immer noch beunruhigend ernst. Was für ein Einfluss hat die Pandemie derzeit auf Deine Karriere?
Corona gibt es natürlich auch in Afrika. Ich bin in den vergangenen Tagen sehr viel verreist. Auch ins Ausland. Heute habe ich die Ergebnisse meiner letzten Tests zurückbekommen und bin Gott sei Dank kerngesund. Aber natürlich ist die Pandemie auch hier spürbar. Vor allem im vergangenen Jahr war es sehr schlimm. Sehr viel negative Energie. Damals habe ich meinen Song „Nobody“ veröffentlicht und die Leute haben ihn echt gefeiert! Es hat mich sehr gekränkt, dass ich wegen des Lockdowns nicht in der Lage war den Song live zu performen. Es sieht aber so aus, als würde sich die Lage langsam endlich bessern.
Du musstest SOMEWHERE BETWEEN BEAUTY AND MAGIC ja bereits einmal verschieben, wie kam es dazu?
Eigentlich hätte das Album Ende Oktober kommen sollen. Dann kam aber ENDSARS. Das ist eine soziale Bewegung gegen Polizeibrutalität in Nigeria, die ich auch unterstütze. Zu der Zeit als das Album ursprünglich erscheinen sollte, waren viele Proteste und Demonstrationen am Laufen. Als ich dann am 9. Oktober die erste Single vom Album „Lonely“ veröffentlichte, fanden das viele gar nicht cool. Ich hab teilweise echt böse Nachrichten bekommen, weil einige meinten, dass es absolut unangebracht wäre, in der aktuellen Situation Musik zu droppen. Also habe ich das Ganze lieber etwas nach hinten verschoben, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hat.
Du hast gerade von massiver Polizeibrutalität gesprochen. Wie ist es in Nigeria aufzuwachsen?
Ich komme aus der Hauptstadt Lagos. Ich glaube, ich kann behaupten, dass ich relativ unbeschwert und behütet aufgewachsen bin. Lagos ist eigentlich ein sehr friedlicher, jedoch auch hektischer Ort mit vielen verschiedenen Menschen und Kulturen. Ich habe hier schon sehr viel erlebt und viel davon fließt auch in meine Musik ein. Natürlich hat auch diese Stadt ihre Schattenseiten. Sie ist definitiv überbevölkert und auch Kriminalität findet hier zu Genüge statt. Ich sage immer, wenn du es in Lagos schaffst, dann kannst du es überall schaffen. Ich bin trotzdem sehr glücklich und dankbar, hier aufgewachsen zu sein. Das hat mir auf jeden Fall dabei geholfen, stets meine Ziele zu verfolgen.
Wie ist SBBM entstanden? Bevorzugst Du das Heimstudio oder professionelle Aufnahmestudios?
Das Album wurde an mehreren verschiedenen Orten aufgenommen. Beispielsweise ist ein Teil in Ghana entstanden. Ich mag es am liebsten, dann Musik zu machen, wenn die Inspiration richtig spürbar ist. Ich finde, dass man Kreativität nicht auf einen Raum beschränken kann. Daher entstehen vieler meiner Songs einfach in ganz gewöhnlichen Räumen. Mein Produzent stellt ein Mikrofon und seinen Laptop auf und dann kann es auch schon los gehen. Natürlich waren wir aber auch mal im richtigen Studio, wenn ein Song das erfordert hat.
Warst Du in die Produktion des Albums involviert?
Oh, nein. Das ist noch ein bisschen zu weit entfernt für mich. Was ich zum Beispiel gemacht habe, ist, dass ich Melodien, die ich im Kopf hatte, meinem Produzenten vorgesummt oder vorgesungen habe. Er hat das dann mit dem Keyboard eingespielt und später mit Programmen wie Cubase oder Logic bearbeitet. Darüber hinaus war ich aber nicht als Produzent tätig.
Hast Du denn vor es irgendwann mal zu lernen?
Definitiv. Ich finde das total spannend. Ich glaube, Musik ist ein konstanter Prozess, bei dem man immer etwas Neues dazulernt. Es ist bestimmt noch mal ein ganz anderes Gefühl, auf seine eigenen Beats zu singen. Bei diesem Album habe ich mich aber vollkommen auf meinen Gesang und die Texte konzentriert.
Was hörst Du privat für Musik?
In letzter Zeit höre ich gerne amerikanischen HipHop. Ty Dolla $ign und Roddy Rich finde ich echt gut. Ansonsten gibt es natürlich auch viele afrikanische Künstler*innen, die bei mir rauf und runter laufen. Hör Dir zum Beispiel mal Fireboy DML oder Rema an. Ich bin mir sicher, dass sie Dir gefallen werden! Ansonsten bin ich auch ein großer Fan von Aya Nakamura. Es ist ein Traum von mir, dass wir mal gemeinsam Musik machen werden.
Kennst Du deutschen Künstler*innen?
Tatsächlich habe ich da vor Kurzem etwas gehört. Ich kann es aber leider nicht aussprechen. Sorry, irgendwie ist es mir entfallen. Du kannst mir später aber gerne etwas deutsche Musik zeigen! Ich bin immer offen für Neues.
Du hast auf Deinem Album einen Song der „Oshe“ heißt. Was genau bedeutet das?
Oshe ist einfach nur eine Art Danke zu sagen. Viel mehr steckt da nicht dahinter.
Du hast erzählt, dass das Leben in Deinem Heimatland nicht immer unbedingt leicht ist. Wie kommt es, dass Deine Musik so positiv ist? In Deutschland bemerke ich eher einen entgegensetzten Trend, obwohl es den meisten hier vergleichsweise gut geht.
Ich finde, dass es genug Negativität auf der Welt gibt. Ich versuche einfach nur die Menschen mit meiner Musik glücklich zu machen und etwas von meiner Liebe abzugeben. Natürlich ist das Leben nicht immer einfach, aber man muss das Beste daraus machen. Ich habe durch meinen Erfolg mittlerweile eine gewisse Reichweite und die möchte ich auch für etwas Positives nutzen. Ich möchte, dass die Leute ein Lächeln im Gesicht kriegen, wenn sie meinen Namen hören. Wenn Joeboy da ist, ist immer gute Laune angesagt.
Deinen Namen liest man häufig auch in Verbindung mit Justin Bieber. Steht Ihr in Kontakt?
Ja, ich hatte schon Kontakt mit Justin. Er mag meine Musik anscheinend sehr und ich finde, dass wir auch einige Gemeinsamkeiten teilen. Beispielsweise haben wir beide die Initialen JB. Der Song, der ihm den Durchbruch bescherte, hieß „Baby“. Genau wie bei mir. Außerdem hat er auch einen Song der „Lonely“ heißt. Ich hätte auf jeden Fall Lust, mal einen Song mit ihm zu machen. Mal sehen, was da noch auf mich und die Fans zukommt.
Wie sieht Dein Plan nach dem Album aus?
In absehbarer Zeit wird die Deluxe-Edition von BETWEEN BEAUTY AND MAGIC erscheinen. Diese wird dann auch ein paar Feature-Gäste beinhalten. Die Standard-Version ist ja ein reines Solo-Album. Ursprünglich waren zwar Features mit einigen meiner Lieblingskünstler geplant, allerdings konnten sie ihre Parts nicht vor dem Ablauf der Deadline abliefern. Deswegen werden sie jetzt auf der Deluxe-Edition zu hören sein. Dann wäre es natürlich super, wenn ich SBBM auch mal live spielen könnte, aber das steht noch in den Sternen. Und bald wird bestimmt auch schon das nächste Album erscheinen. Ich finde, sechs Monate zwischen einem Release sind ausreichend. Ich bin immer am Arbeiten und habe schon viele neue Ideen.
Joeboys Debüt-Album BETWEEN BEAUTY AND MAGIC ist am 04. Februar 2021 erschienen und auf allen gängigen Streaming-Plattformen erhältlich.