Jingo de Lunch: Anarchy in Germany
„Wir klingen einfach wie Jingo de Lunch aus Kreuzberg, verstehste?“ Yvonne Ducksworth. stimmgewaltige Sängerin mit Wahlheimat Berlin stellt die Fronten von vornherein klar. Interview hin oder her – wenn’s um Eigenständigkeit geht, kennt sie keine Gnade, „weil es doch eigentlich total egal ist, wo man her kommt und welche Einflüsse man hat. “ Hauptsache, es kracht gut, und dafür sorgen die fünf Krawallos auf ihrer ersten Industrie-Veröffentlichung mehr als überzeugend. Derart kompromißlose Gitarrenarbeit ist einzigartig in diesem unserem Land und Yvonnes Organ sprengt ohnehin die Grenzen hiesiger Hörgewohnheiten. Die Frau kreischt, seufzt, stöhnt, singt und trifft bei allem immer den richtigen Ton.
Mehr als genug Potential für einen Aufstieg vom Sieger eines „Senatsrock“-Wettbewerbes, über zwei Indie-Veröffentlichungen der Lokalmatadore bis hin zu UNDERDOG, der ersten Platte bei einer großen Firma, die mit der gnadenlos unangepaßten Einstellung der Band ihre lieben Probleme hat. Auch wenn Jingo de Lunch ihr lang strapaziertes Berlin-Image langsam satt haben (Gitarrist Tom: „Ist doch völlig egal, ob wir Dreadlocks oder Tätowierungen haben.“), auf UNDERDOG hört man Straßendreck und Hinterhöfe, hier kommt der Rotz so druckvoll aus der Rille, daß alle Reißbrett-Rocker und Design-Metaller an ihrer beruflichen Eignung zweifeln sollten. „Es kommt halt eins zum anderen, und irgendwann knallt’s,“ grinst Tom. Für genügend Zündstoff ist bei den Vieren auch in Zukunft gesorgt: „Aggression ist immer da. Wir streiten uns oft genug, um in der Musik immer wieder richtig Dampf ablassen zu können. “ Nomen est Omen, daß sie mit UNDERDOG ihre Anarcho-Basis vergessen könnten, ist dabei überhaupt kein Thema: „Es ist uns eigentlich egal, wieviel Platten wir verkaufen, Pläne haben wir sowieso noch nie gemacht. Hauptsache ist immer noch, daß möglichst viele Leute zu unseren Konzerten kommen. “ Eine klare Empfehlung: Jingo de Lunch sind im Moment auf Tour.