Jimmy Eat World: Hippe Etiketten sind den vier Amis schnuppe. Bei ihrer Musik verlassen sie sich einzig auf ihren persönlichen Geschmack.
Bereits seit 1994 machen Jimmy Eat World zusammen Musik. Damals schob man sie in die Schublade „Alternative Rock“, inzwischen firmiert ihr Sound unter dem Begriff: „Emocore“. Eine Genrebezeichnung, mit der Jim Adkins, Sänger und Gitarrist der aufstrebenden Band, herzlich wenig anfangen kann. Im Gegenteil: „Offenbar musste ein neuer Name für Gitarrenmusik her. Das ist nichts weiter als ein doofer Marketingtrick“, schimpft er. „Mir persönlich ist dieses Etikett eigentlich völlig egal“, so Adkins weiter. „Wir haben uns nie einer bestimmten Szene verschrieben.“ Mehr als 100.000 Stück ihres letzten Albums „Clarity“ haben Jimmy Eat World in den USA inzwischen verkauft, was für Adkins aber wesentlich weniger mit einem – wie auch immer gearteten „Emocore-Boom“ als mit redlicher Arbeit zu tun hat. „Wir haben uns unsere Fans auf die klassische Art erspielt, waren ständig auf Tour, 1997 übrigens zum ersten Mal in Deutschland.“
„Bleed American“, das neue Album der Band, das im August veröffentlicht wird, dürfte den Fankreis noch deutlich erweitern. Es ist so schlau und eingängig wie die Vorgänger, weist aber auch in neue Richtungen – nicht alle davon sonnig. So haben zerrendes Feedback und ein grimmigeres Wechselspiel von Laut und Leise Einzug gehalten. Die Texte sind feinsinnige Kommentare zur Position einer Band zwischen den Polen Herzblut und Kommerz. Wichtig ist für Adkins dabei, „dass wir ständig die Grenzen dessen verschieben, was man uns durchgehen lässt. Ich finde es nämlich ziemlich aufregend, Sachen zu spielen, die sich hart am Rand des Uncoolen bewegen – bei denen ich mich im Anschluss fragen muss, passt das überhaupt noch zu meinem Selbstbild.“ Bei „Bleed American“ braucht er sich da keine Sorgen zu machen: Die feine Gratwanderung zwischen Gefühl und Härte ist den Vier aus Mesa, Arizona, mit mehr als nur Anstand geglückt. „Hört euch nur an, wie sich zum Beispiel bei „Get It Faster“ die bösen Metalgitarren, der sanfte Gesang und die krachigen Stellen sich aneinander reiben“, empfielt lim Adkins. Und diesem Rat kann man besten Gewissens weitergeben.
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