Jeff Buckley – Grace
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Grace(1994) Columbia/Sony Music Schon bei seinen ersten Soloauftritten in kleinen Clubs wie dem New Yorker Sin-e zeigte sich der Sohn des 1975 im Alter von 28 Jahren an einer Überdosis Heroin verstorbenen Folk-Avantgardisten Tim Buckley als Intensitätsbombe. Manchmal völlig in sich versunken, dann wieder berstend aggressiv, leidend, euphorisch und melancholisch heult, croont, brüllt und flüstert er sich auf seinem Debütalbum GRACE durch sieben eigene Songs und drei herausragende Coverversionen von James Shelton („Lilac Wine“), Benjamin Britten („Corpus Christi Carol“) und Leonard Cohen, dessen „Hallelujah“ er so einfühlsam und anrührend interpretierte, dass es aus dem Album herausragt wie ein kilometerhoher Leuchtturm (und erst im Jahr 2008, elf Jahre nach Jeff Buckleys Unfalltod im Alter von 30 Jahren, sein einziger großer Hit wurde). Der Rest des Albums wirkte dagegen stellenweise unfertig; hier war ein großes Talent gerade dabei, sein Genie zu entdecken – eine Suche mit tragischem Ende. Kritiker und Kollegen von Bob Dylan über David Bowie bis hin zu Led Zeppelin sangen Hymnen auf diese Platte, das zeitgenössische Publikum zeigte sich davon allerdings überfordert: Obwohl GRACE so gut wie sämtliche Jahres- und Jahrzehntbestenlisten zierte, kam es in den amerikanischen Albumcharts im Jahr seiner Veröffentlichung lediglich auf Platz 149.
ME 9/1994:
„… verspielte Folk-Songs, die immer durch rotzige Blues-Licks und schräge Gitarrenklänge unterbrochen werden. Buckleys stimmliche Wandlungsfähigkeit verleibt den Tracks dabei zusätzlichen Reiz.“