Jamiroquai – Swing im Quadrat
Wie definiert man Swing? Ganz einfach: Wenn die Musik dem Kopf Beine macht! Und das schafft in diesen Tagen niemand besser als Jamiroquai.
Horsenden Manor in Aylesbury, Buckinghamshire, eine knappe Autostunde von London. Jay Kay, kreativer Kopf und Motor von Jamiroquai, freut sich über seine neue Errungenschaft: ein traditionelles, weißes Landhaus von wahrhaft königlichem I Format – elf Schlafzimmer, gediegenes Design, jede Menge Antiquitäten. Hinzu kommt ein riesiger Park, der dem perplexen Betrachter schlichtweg die Sprache verschlägt: Fischteiche, Ziergärten, Bäche, Holzbrücken, exotische Fauna – das Paradies für jeden Gärtner. Davon beschäftigt der Hausherr auch gleich mehrere – sonst würde die grüne Pracht nämlich binnen weniger Wochen zum Urwald. Wären da nicht die baufälligen Pferdeställe, der verdreckte Swimming-Pool sowie eine zerfahrene Spielweise, die für Testfahrten mit einem zerbeulten Rennauto dient, die weitläufige Idylle wäre geradezu perfekt. „Das sind 29.000 Quadratmeter, also schon eine ganze Menge“, erzählt der Hausherr, als er seinen Blick mit gespielter Gleichgültigkeit über das großzügige Areal schweifen läßt. „Das Hauptgebäude steht auf Fundamenten aus dem lahr 1086 – aus einer Zeit also, in der die Normannen in England einfielen. Während des englischen Bürgerkriegs war es dann Stützpunkt der Royalisten, die König Charles den ersten gegen das parlamentarische Heer unter Oliver Cromwell unterstützten. Es hat also eine interessante Geschichte.“
Kann man nicht anders sagen. Doch inzwischen hat die Neuzeit in Horsenden Manor Einzug gehalten. Jay Kay, der seit neuestem hutlose, dafür aber bemützte Sänger hat in einem ehemaligen Gästehaus ein hypermodernes Tonstudio eingerichtet. Das glänzt durch ein sündhaft teures Mahagoni-Mischpult, Vollverglasung, mehrere schwarze Ledersofas sowie durch eine eigene Küche und ein Bad. Alles sehr stilvoll und vor allem geräumig. Obwohl: Anders ließe sich Jay Kays Arsenal an Instrumenten und Equipment auch gar nicht unterbringen.
An diesem „netten kleinen Ort“ (Kay) entstand auch der witzige Clip zu „Canned Heat“ (Regisseur: Jonas Akerlund), der ersten Single aus Jamiroquais neuem Album „Synkronized“. „Das Video sollte ein netter kleiner Film werden, der dir das Gefühl von Party und guter Laune vermittelt“, berichtet Jay Kay beiläufig. Lind das fiel dem chronisch swingenden Kopf und Körper von lamiroquai nun wirklich nicht schwer. „Er ist einfach ein bißchen durchs Bild getänzelt, hat ein paar Grimassen gezogen und seinen Text runtergesungen. Nach zwei Tagen war alles im Kasten“, erzählt der Schwede Akerlund, der im Bereich Popvideo für viele arbeitet, die gut und teuer sind.
Nicht ganz so relaxt wie der Videodreh hingegen gestalteten sich die Aufnahmen zu „Synkronized“, Jamiroquais viertem Album: „Nun, ich bin hier im Oktober 1997 eingezogen. Dann haben wir im Januar das Studio eingerichtet und im Juli mit den Aufnahmen begonnen. Aber kaum hatten wir die ersten Tracks fertig, schmiß unser Bassist das Handtuch, und wir standen vor einem echten Problem. Lim eventuellen juristischen Konflikten vorzubeugen, haben wir alles umgeschrieben und neu eingespielt. Ganz einfach, weil es in diesem Geschäft gang und gäbe ist, daß Leute behaupten, sie hätten Parts komponiert, für die sie gar nicht verantwortlich sind. Einen Ersatzmann zu finden, war nicht leicht. Es hat fünfeinhalb Monate gedauert.“ Der Neue bei Jamiroquai heißt Nick Fyffe, ist ein völlig unbeschriebenes Blatt und hat angeblich nur einen Angestelltenvertrag, wird also pauschal für seine Dienste bezahlt und hat keinen Anspruch auf finanzielle Erträge aus den ¿ JAMIROQUAI
Songs, im Branchenjargon kurz „Royalties“ genannt. Merke: )ay Kay ist nicht nur ein begnadeter Sänger, sondern auch ein cleverer Geschäftsmann, dessen aktuelles Privatvermögen auf rund 15 Millionen Pfund (ca. 45 Millionen Mark) geschätzt wird. Nicht schlecht für einen 29 jährigen, der gerade mal vier Alben veröffentlicht hat. Doch Kay relativiert: „Weist du, ich beschäftige derzeit rund 30 Leute, und das ist nicht gerade wenig Personal. Ehrlich, ich habe in den letzten Jahren so viel in dieses Haus und das Studio investiert, daß ich ganz schon angeschmiert wäre, wenn das neue Album floppt. Von jedem Pfund, das ich verdiene, bleiben mir nach Abzug der Steuern und der Gehälter für Management, Rechtsanwälte und Band gerade mal 30 Pence. Wenn ich also eine Million verdiene, kann ich 700.000 Pfund davon direkt aus dem Fenster werfen. Ist das Scheiße, oder was?“
Armer reicher Jay. Zumindest scheint er etwas anders oder gar besser zu machen als viele seiner englischen Kollegen. Nicht umsonst zählt er zu den ganz wenigen UK-Acts, die sich auch in den USA durchsetzen konnten, was allerdings bei Jay Kays Fähigkeit, seit Jahren die besseren Stevie Wonder-Songs zu schreiben und dem schwarz swingenden Disco-Sound seiner Truppe nicht weiter verwundert. „Wir sind so erfolgreich, weil die Leute uns und unsere Musik mögen“, philosophiert der drahtige Brite, „wir haben einen bestimmten Stil, und den besitzt sonst niemand. Es gibt keine zweite Band in England, die so klingt wie wir. Lind wenn sich jemand an unserem Sound versucht, heißt es nur ‚die machen auf Jamiroquai‘. Das ist toll, besser könnte es gar nicht sein. Andererseits haben wir aber auch lange und hart daran gearbeitet, so erfolgreich zu werden. Ich meine, richtig bekannt sind wir erst seit den vier MTV Awards und einem Grammy. Aber wir haben ja auch nie den Fehler begangen, uns in Amerika als das nächste große Ding zu verkaufen. Das hatten zuvor schon Oasis, Blur und Suede versucht, und es ist immer mehr oder weniger in die Hose gegangen. Das kannst du mit den Amerikanern einfach nicht machen. Die entscheiden das lieber für sich selbst. Von daher haben wir uns von Anfang an darauf konzentriert, eine solide Fanbasis aus Schwarzen und Weißen aufzubauen. Und wer kann das schon von sich behaupten? Blur etwa? Oasis? Oder Suede? Dennoch: Auf eine bestimmte Art sind wir sehr amerikanisch. Ich meine, wir spielen Jazz und Funk, und das kommt in den Staaten natürlich viel besser an als dieser urenglische Gitarren-Pop. Die einzigen Bands, die ähnlich international ausgerichtet sind, The Prodigy zum Beispiel oder auch Garbage, haben in musikalischer Hinsicht nichts mit uns zu tun. (ay Kay, so viel ist sicher, könnte zufriedener kaum sein.
Seitdem er den Dreh raus hat und weiß, welcher Sound das große Publikum begeistert, geht er denn auch weniger musikalische Risiken ein als auf seinen beiden Erstlingswerken. Die waren zwar ambitionierter und auch grooviger als das 96er Erfolgsalbum „Travelling Without Moving“, verkauften aber nicht mal einen Bruchteil jener acht Millionen Exemplare, die für letzteres zu Buche stehen. Ein Meilenstein, der auf deutlichen Kompromissen basiert. Und die ging das Quintett namens Jamiroquai nur zu gerne ein: blitzblanke Produktionen, ausgefeilte Songs und weniger Funk als Pop und Disco. Eben massentaugliche und doch qualitativ hochwertige Musik, die zudem voll auf der Disco-Wellle der letzten lahre schwamm. „Ich stehe auf unseren Sound. Es ist Partymusik – lustige Songs, die dich aufbauen. Nicht so düster wie diese Technosachen. Die Leute bekommen einfach nicht genug von unserer Musik“, frohlockt Jay Kay, „wir sind nun mal eine Band, die auf Live-Musik steht, die Spaß haben und tanzen will. Und dafür ist dieser Stil einfach perfekt. Ich meine, ‚Cosmic Girl‘ und ‚Alright‘ waren lupenreine Disco-Nummern, keine Frage. Von daher haben sich auch alle an uns orientiert – ganz einfach, weil wir es zuerst probiert haben. So ist das nun mal. Vor ein paar Tagen habe ich fünf Tracks gehört, die sich alle an der klassischen Disco-Musik orientierten und voll von den entsprechenden Samples waren. Aber manchmal ist ein bißchen Phantasie vielleicht gar nicht so schlecht. Leider ist das heute nicht mehr so wichtig. Die meisten Bands versuchen einfach, wie Chic zu klingen. Das würden wir schon deshalb nicht machen, weil ich dafür viel zu männlich bin.“
Wohl wahr. Trotzdem sind Jamiroquai mindestens so Nile Rogers-inspiriert wie ungezählte andere Bands. Nur: Keine davon weiß damit derart spielerisch umbekümmert umzugehen wie lay Kay. So geriet „Synkronized“ vom Songwriting her zwar längst nicht zum besten Jamiroquai-Album, dafür aber zum bisher kommerziellsten: ein klassisches Sommer-Album, das nur dafür geschaffen wurde, um fehlende Sonnenstrahlen durch wohlige Harmonien zu ersetzen. „Das ist genau der Vibe, den wir wollten und den bislang noch kein anderer am Start hat“, freut lay Kay sich, „und das hat allein damit zu tun, daß wir jetzt viel spontaner arbeiten können. Deswegen heißt das Album ja auch „Synkronized“ – weil wir viel besser mit allem zurechtkommen. Das steht in unmittelbarer Beziehung zu diesem Haus“ (erneut läßt lay Kay den Blick glücklich über sein stolzes Anwesen schweifen). „Ich hänge unglaublich an diesem Haus. Für mich symbolisiert es absolute Freiheit und geradezu paradiesische Zustände. Ich kann arbeiten, wann immer ich will, bin zugleich aber auch mitten in der Natur. Da gibt es Bäume, Wasser, Vögel und jede Menge Wild. Außerdem ist alles so sauber. Du bist eben nicht in der Großstadt, sondern auf dem Land. Und hier hat alles seine natürliche Ordnung.“ Apropos Ordnung: Auch diesbezüglich hat lay Kay seine ganz eigenen Vorstellungen: „Ich
wurde am 30. Dezember 1969 geboren, und deshalb kann ich mein 30. Lebensjahr komplett im neuen Jahrtausend verbringen kann. Und das entspricht exakt meiner Gefuhlslage.“ Ein wenig Esoterik hat bekanntlich noch niemandem geschadet. Mit den gängigen Weltreligionen allerdings hat Jay Kay rein gar nichts an der Strickmütze. Kay glaubt an die Natur, an die eigene Spiritualität und nicht zuletzt an sein Bankkonto, das zu seiner großen Freude stetig wächst. Trotzdem: „Ich bin ein sehr spiritueller Typ. Schließlich ist mein Sternzeichen Steinbock, und die enden irgendwann als lustige alte Großväter.“ Bis es soweit ist, möchte Kay in jeder Hinsicht das Beste aus seinem Leben machen: „Ich habe inzwischen ein Level erreicht, auf dem ich mein Leben genießen kann.“ Spricht’s, lacht und inhaliert den Rauch einer Zigarette. Seine Nikotinabhängigkeit (zwei bis drei Schachteln pro Tag) ist eine der wenigen Schwächen von lay Kay – und sie steht im krassen Gegensatz zu seinem Anspruch als Vollprofi. Schließlich hat er gerade erst Tanzunterricht genommen, um sich auf die kommende Welttournee vorzubereiten, die Ende luni startet und ihn gleich mehrfach um den Globus führt: „Ich habe jetzt einen eigenen Trainer, der mir wirklich sehr viel bringt. Im Grunde hätte ich das schon viel früher probieren sollen. Denn alles, was ich kann, habe ich auf der Bühne gelernt. Weil wir aber schon zwei lahre nicht live gespielt haben, bin ich völlig aus der Übung. Für die anstehende Tournee muß ich mich also ein bißchen vorbereiten.“ Lind wo bleibt da der Spaß? Zum Beispiel mit dem anderen Geschlecht. Schließlich hat man es als Musiker bei Frauen leicht, als Popstar sowie. Eine alte Business-Weisheit, die sich immer wieder bestätigt. Genau wie die Theorie, daß dies vor allem für Models gilt. Die verkehren am liebsten unter sich und lernen nur Leute kennen, die ihnen in diesem engen Zirkel begegnen. Ein kleiner Kreis von Schönen und Reichen, die Glitzer und Glamour lieben und von ihrem Partner einen mindestens ebenbürtigen Status erwarten.
DA IST IUNCMILLIONÄR JAY KAY NATÜRLICH FEIN RAUS. Obwohl nicht wirklich attraktiv – schmal und spitz, Fusselbärtchen und zumeist in, vorsichtig formuliert, seltsame Klamotten gewandet, hat der Kopf von lamiroquai beim schwachen Geschlecht einen mächtigen Schlag. Das nötige Taschengeld und die entsprechenden Statussymbole (Herrenhaus und eine exquisite Kollektion von seltenen Sportwagen) helfen natürlich dabei. Keine Frage: Der Musiker lay Kay ist ein exzentrischer kleiner Lord und somit Wunschpartie für manche Luxus-Lady, zumal seine Musik ja auch die Catwalks der Schickeria beschallt. Ein musizierender Mensch von neuem Adel, der seine lückenhafte akademische Ausbildung mit gesteigerten Selbstbewußtsein kompensiert und keine Feier ausläßt: mit Oasis und den Spiee Girls, mit Model Kate Moss und den Kollegen von The Prodigy. Dabei sind lay Kays Launen so wechselhaft wie das englische Wetter, seine Gestiken wild und temperamentvoll. Kurzum: Er ist nicht wirklich adrett, hat aber eine unglaublich intensive Ausstrahlung und flirtet wie ein Weltmeister. Kein Wunder also, daß seine Lebensfreude auch mit Blick auf die Ladies in seinem Business nicht zu kurz kommt. Bei den Frauen, so viel steht fest, hat Kay mindestens soviel Erfolg wie mit seiner Musik: „Ich hatte meinen Teil vom Kuchen, das kannst du mir glauben. Wohl auch deshalb, weil es mein Job so mit sich bringt.“ Bis vor kurzem war Kay mit dem Supermodel Tamzin Grenhill liiert, die er allerdings heute ohne mit der Wimper zu zucken als „blöde Sumpfkuh“ bezeichnet. Merke: Jay Kay hat zwar das Geld, die Hobbies und den Geschmack eines typisch englischen Gentleman, ist aber – wie die Gebrüder Gallagher – weit davon entfernt, einer zu sein. „Unsere Beziehung, war der reinste Alptraum“, erinnert sich Kay an seine Zeit mit Miss Grenhill, „sie hat mich ständig in aller Öffentlichkeit angenörgelt, und das kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Mein Sternzeichen ist zwar der Steinbock, und dementsprechend ich bin sehr zurückhaltend. Aber wenn mich jemand so blöde anmacht, dann werde ich stinkig.“ Kays neuer Flamme, dem vollbusigen Starlett Denise Van Outen, kann man vor diesem Hintergrund nur eine Menge Einfühlungsvermögen wünschen. Demnächt wird die Blondine übrigens an der Seite von Ray Winstone und Kathy Burke in dem englischen Spielfilm „Love, Honour And Obey“ zu bewundem sein. Jay Kay freut sich drauf: „Ich kann es kaum erwarten, den Streifen zu sehen, obwohl es mir eigentlich nicht paßt, daß sie immer diese männermordenden Schlampen spielt. Es ist einfach an der Zeit, daß sie mal ein paar erstklassige Rollen kriegt und ihre Klamotten anbehalten darf – zumindest teilweise .“ Inzwischen wird Jay und Denise in England beinahe mehr Aufmerksamkeit zuteil als dem Prinzen Edward und seiner Sophie Rhys-Jones. Eine Tatsache, die den jungen Landedelmann Jay Kay überhaupt nicht behagt, denn für die britische Boulevardpresse empfindet er nichts als Haß: „Die verzapften einfach den größten Mist über mich, und ich habe keine Möglichkeiten, sie daran zu hindern. Vor
einigen Tagen haben sie etwa großspurig darüber spekuliert, wann und ob ich mich mit Denise verlobe. Ich meine, was geht sie das an? Warum müssen sie mich ständig irgendwie festnageln? Entweder bin ich das Arschloch mit den komischen Kopfbedeckungen, oder der Umweltschützer, der Ferrari fahrt. Wie auch immer: Jedenfalls haben sie es nicht geschafft, mich aufzuhalten – und das sollen sie ruhig mal versuchen. Im Grunde sind die einfach nur neidisch, weil ich viel Geld verdiene und so viele Fans habe. Deshalb versuchen sie, mir an den Karren zu pinkeln. Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder auf Tour zu gehen und dieses Scheißland zumindest für eine Weile zu verlassen.“ Neid hin, Boulevardpresse her: Mit Denise Van Outen hat Jay Kay durchaus ernsthafte Pläne.
Nur: Heiraten will er sie nicht. „Niemals , grinst Jay Kay. Doch innerhalb seiner Band ist inzwischen ein regelrechtes Baby-Fieber ausgebrochen: Ex-Bassist Stuart Zender etwa schwängerte All Saints-Vokalistin Melanie Blatt, und auch Drummer Derrick McKenzie ist seit April stolzer Vater. Jay Kay sieht den Baby-Boom eher skeptisch: „Momentan kriegt die gesamte Band Kinder. Ich finde, das ist taktisch unklug. Wir sollten das nicht alle auf einmal durchexerzieren. Ich für meinen Teil werde warten, bis sich die erste Euphorie legt
also noch etwa anderthalb lahre. Ich denke, das ist vernünftiger.“ Jay Kay, der kühl kalkulierende Gefühlsmensch.
LIND AUCH DAS IST SPÄTESTENS SEIT „TRAVELLING WITHOUT Moving“ ein offenes Geheimnis: lay Kay ist ein Speed-Freak, dessen Droge die Geschwindigkeit ist: „Wenn es um Autos geht – oh Mann
dann fällt es mir wirklich schwer, meinen rechten Fuß vom Pedal zu nehmen. Das ist wie eine Sucht. Fast so, als hätte ich Blei in meinen Schuhsohlen, denn das Pedal geht immer tiefer und tiefer. Andererseits sind meine Autos natürlich auch dazu gebaut worden, um schnell mit ihnen zu fahren. Das soll jetzt nicht heißen, daß ich die ganze Zeit wie ein Idiot durch die Gegend rase. Aber Autofahren muß einfach Spaß machen. Ich stehe auf Geschwindigkeit und hoffe inständig, dieses Jahr mal Michael Schumacher zu treffen. Das wäre ein Traum, denn er ist einfach großartig. Daran gibt es keinen Zweifel. Ferrari muß dieses lahr einfach Weltmeister werden.“ Schumacher-Fan Kay ist denn auch bei jedem Rennen mit von der rasanten Party
sofern ihm das sein dicht gedrängter Terminkalender erlaubt. Zumindest Monza und Monaco sind für ihn alljährliches Pflichtprogramm, wobei er sich in der letzten Saison doch sehr über den Gesamtsieg des Finnen Häkkinen geärgert hat: „Häkkinen ist bestimmt kein schlechter Fahrer, aber ich persönlich würde doch lieber Ferrari als Weltmeister sehen.“
Doch nicht nur den roten Rennern aus Maranello gilt Jay Kays Leidenschaft: „Ich fahre auch Mercedes Benz. Drei Stück habe ich davon, und das sind die bestgebauten Autos der Welt. Außerdem zeigt die Firma am meisten Engagement, was die Entwicklung von gasbetriebenen Autos betrifft. Von daher unterstütze ich Mercedes, wo ich nur kann. Ihre Autos halten länger, und den E-50 von AMG fahre ich wirklich gerne.“ Das gute Stück parkt denn auch direkt vor dem Hauptportal des Kay’schen Anwesens, übrigens direkt neben einem funkelnagelneuen, silbernen Mercedes und einem schwarzen Ferrari. Worin sieht Autokenner Kay den Unterschied? „Die Marke Ferrari steht für schnelles, rasantes, italienisches Abenteuer – fast so wie eine Liebschaft. Mercedes hingegen repräsentiert das Zuverlässige, Solide. Das hört du schon, wenn du die Türen schließt – es hat einfach diesen Stuttgart-Sound. Schlichtweg unverkennbar.
Stellt sich die Frage, worin für Jay Kay eigentlich die Faszination dieser Autos besteht. Schließlich sind sie teuer im Unterhalt, fressen jede Menge Sprit, und der englische Sommer ist ja nun auch nicht gerade das, was man landläufig als Cabrio-Wetter bezeichnen könnte. Hinzu kommen die rigorosen Geschwindigkeitsbeschränkungen, die dem Bleifuß ohnehin Zügel anlegen. („Wenn du in England mit über 140 Sachen erwischt wirst, ist deine Pappe weg. Von daher fahre ich auch so gerne auf deutschen Autobahnen“) Doch Kay kennt keine Gnade, wenn es um seine sündhaft teuren Spielzeuge geht: „Ich liebe Autos wegen ihres Designs, ihres Sounds und ihrer Technik. Es ist eine Schande, daß es so viele Ferrari-Besitzer gibt, die nicht wissen, wie man ein solches Fahrzeug richtig bewegt. Ich dagegen hatte schon ein paar davon, und über die Jahre hinweg werden meine Fahrkünste immer besser. Man muß nämlich wissen: Diese Autos sind total schwierig – sie sind schnell und wendig, und du mußt genau aufpassen, damit du keine Fehler machst. Im Grunde sind sie wie Frauen – du mußt sie jederzeit unter Kontrolle haben. Und sie beißen ständig zurück.“ Wie Freundin Denise? Wohl kaum. Denn wenn Jay Kay in seiner knappen Freizeit mal nicht als Nachwuchs-Schumi mit einem exquisiten Renner durch die britische Provinz heizt, dann beglückt er die Dame seines Herzens mit deren Leibgericht. Außer mit ihrem schnellebigen Herzbuben Jay Kay ist Denise Van Outen nämlich auch durch ein Steak mit Pommes glücklich zu machen. Fazit: Selbst bei Millionärs geht’s bodenständig zu.