James Brown: „Meine Songs sind göttlich“


James Brown über Samples, Soul und guten Sex.

In den 50er und 60er Jahren haben Sie der Welt Funk und Soul gebracht. Danach waren sie Geburtshelfer für die Disco-Musik der 70er Jahre. Was haben Sie uns heute noch zu bieten?

„Für mich steht fest, daß 90 Prozent der heutigen Musik aus meiner Feder stammt. Weißt du, ich habe 1965 mit „Papa’s Cot A Brand New Bag“ Musikgeschichte geschrieben, und damit habe ich alles total verändert. Irgendwann hat dann jeder angefangen, mich zu kopieren. Ich fühlte mich regelrecht mißbraucht. Du mußt wissen, daß ich meine Songs als göttlich betrachte, denn sie sind dazu gedacht, den Menschen zu helfen.“

Ganz ehrlich: Wissen Sie eigentlich, wieviele Singles und Alben sie in den vergangenen 40 Jahren veröffentlicht haben?

„Keiner weiß das so genau. Meine Songs werden ständig gesampelt, ohne daß ich dafür bezahlt werde. Ich glaube fast, daß ich bis an mein Lebensende keinen Pfennig dafür sehen werde.“

Die 60er Jahre werden oft als „goldene Zeit“ dargestellt. Ist die Gegenwart im Vergleich dazu wirklich so grau?

„Oh ja, die 90er sind grau, g-r-a-u. Es gibt keine großen Bands mehr und schon gar kein richtiges Entertainment. In den 60ern gab es noch sehr viele phantastische Bands.“

Würden Sie sagen, daß die heutige Musikszene lahm ist?

„Sehr lahm sogar. Die Musiker haben aufgehört, ihre Instrumente zu benutzen und hampeln nur noch an diesen Synthesizern herum. Mit Computern macht man doch keine Musik!“

Sind Computer Teufelszeug?

„Yeah, sie sind Teufelszeug, denn sie atmen nicht.

„Und Musik muß atmen? Das ist richtig, (atmet schwer) Musik muß menschlich sein, sonst hat sie keine Seele. Wenn Du nämlich anfängst, an Knöpfen herumzudrehen bang-dann friert Dir die Seele dabei ein.“

Wie steht es um das legendäre „Motown“ Label? Hat das auch seine Seele verloren?

„Alles, was es heute zu bieten hat, sind identitätslose Boygroups. Da hast Du vollkommen recht. Die begabten Künstler sind alle sehr früh gestorben. Das ist wirklich traurig. Aber wenn Du so rasant lebst wie sie, dann stirbst Du eben etwas früher. Wenn Du dich auf der Bühne total verausgabst, dann ist das eine Sache. Schließlich ist es Dein Job und Du solltest dich glücklich schätzen, ihn ausüben zu dürfen. Aber wenn Du von der Bühne gehst, solltest du dich lieber hinlegen und schlafen.“

War ihr ’69er „Say It Loud I’m Black And I’m Proud“ wirklich als Hymne der Black Power-Bewegung konzipiert, oder ist er nur zufällig dazu geworden?

„Das war reiner Zufall. Damals gab es zwei Bewegungen, die eine war Black Power, die andere, zu der auch ich gehörte, war Black Pride. Wir wollten einfach nur ein normales Leben führen und dafür forderten wir mehr Chancengleichheit. Ich wollte immer schon im Musikbusiness tätig sein,denn die Welt wird von zwei Sachen zusammengehalten: Musik und Filmen. Das sind die beiden wichtigsten Dinge – der Rest ist nebensächlich. Auch Sex ist eine Nebensache, von der heute aber auch viel ausgeht, denn Sex ist überall – ob du ihn magst oder nicht. Ich mag Sex, und wie steht’s mit Dir?“

Natürlich…

„Ich liebe Sex (lacht) am besten in Kombination mit guter Musik. Weißt du, es gibt doch einfach nichts Schöneres, als ein hübsches junges Mädchen im Bett zu haben und dabei einen guten Song zu hören. Das ist toll.“

Ist James Brown etwa immer noch der große Womanizer?

„Nein, nein, ich bin kein Womanizer. Heute ist es eher so, daß mich die Frauen aufreißen.“ (lacht)