James Brown
James Brown verkörpert seit über einem Jahrzehnt den Soul schlechthin. Ob in Diskotheken oder in den Hitparaden der Sender, er ist überall zu hören. Schon seit Mitte der 60-ziger Jahre konnte er einen Hit nach dem anderen verbuchen. Kenner schreiben ihm diesen Erfolg deshalb zu, weil er in seinen Liedern ein unretuschiertes Bild vom Leben in den Ghettos vermittelt Heute, wo er im eigenen Jet mit Schallgeschwindigkeit von Konzert zu Konzert braust, wo ein Rolls Royce und noch verschiedene andere Exclusiv-Marken in Garagen seines Viktorianischen Schlosses im New Yorker Stadtteil Queens stehen, denkt er nicht mehr an die Zeit, als ein farbiger Junge, namens James Brown, an den Eisenbahnschienen entlang tigerte und alte Flaschen aufhob, um ein paar Cents zu verdienen. Vergessen ist die Zeit mit vielen hungernden Geschwistern, vergessen die Erniedrigung als Schuhputzer, als Baumwollpflücker, als Wagenwäscher. Vergessen die Gefängntszeit wegen Autodiebstahls und Einbruchs. Das alles wurde weggespült durch einen unvorstellbaren Erfolg als Showstar, mit einem Jahresverdienst von rund 10 Millionen. Diese soziale Kraft hat „Mister Dynamit“ seither vielfach für politische Zwecke genutzt. 1966 besuchte er die Ghettoschulen in San Francisco, um den Schülern klar zu machen, dass sie ihre Ausbildung beenden müssen. – Denn „Nicht jeder schafft es auf die gleiche Weise wie ich“. Kurze Zeit später brachte er die Aufklärungsplatte „Don’t be a drop out“ heraus. Rechtsanwalt Donald Warden, den der Sänger 1964 in Frisco getroffen hatte und der damals Chef einer Hilfsorganisation für die Unterdrückten in den Ghettos war, kommentierte dazu: „Endlich benutzt jemand die Musik unserer Rasse, die Hip-Sprache und den mächtigen Beat, um Kinder zu erreichen und sie aufzuklären. Als dann in Detroit und Washington die Ghettos brannten, rief Brown über Funk und Fernsehen die rebellischen Soulbrüder auf, sich nicht abschlachten zu lassen. „Say it loud“, singt er, „l’m black and proud“. Und wer schwarz ist und nicht laut sagt, dass er stolz darauf ist, ist für James Brown kurzerhand ein Feind. Keiner der berühmten Hollywood-Neger wie Sidney Portier, Bill Cosby, Sammy Davies, Leslie Uggams oder Diannah Carol, meint er, hat jemals ein natürlicheres Bild vom erbärmlichen Ghettoleben in die Massenmedien gebracht. Er, James Brown, fühlt sich dagegen mit Recht als Vorbild. „Meine Musik spricht aus, was der schwarze Mann auf der Strasse fühlt. Ich hatte nie Hilfe vom Staat oder örtlichen Behörden ,ich habe mir meinen Weg Schritt für Schritt erkämpft und ich bin froh darüber“. Denn es ist ganz deutlich, was James Brown mit Hilfe seines Volkes geschafft hat. Er schaffte es als schwarzer Mann. Nach seiner eigenen Aussage beruht sein Erfolg auf 75% Geschäftssinn und auf 15% Talent. Doch zumindest dabei stapelt er tief. Denn wer hätte schon ohne die ungeheure Ausstrahlung eines James Brown, ohne das märchenhafte Gespür für Empfindungen der schwarzen Müllmänner, Arbeiter, Portiers eine solche Verehrung durch die farbigen Amerikaner erlangt. James Brown hat ihnen gezeigt: „I can make it“ – „It’s a mans world“ und „I can be a man“. Wenn er heute mit der „James Brown Show“ die Welt bereist, klicken die Fotoapparate, surren die Fernsehkameras. Wenn er die Konzertbühnen betritt schlagen him Applauswellen entgegen. Er residiert in den Fürstensuiten der Luxushotels, wo er absteigt werden Empfänge, Pressekonferenzen und Autogrammstunden arrangiert. Denn mehr und mehr begreifen es auch die Weissen: „James Brown is telling the truth“*