Jägermeister Rock: Liga Finale Im Kesselhaus Berlin
Finaaale! Friska Viljör, The Whip und The Blood Arm fahren nach Berlin.
Wo in den Casting-Sendungen dieser Welt irgendwelche Notare aufgeregt mit Umschlägen herumwedeln, verlassen sich die Macher der „Jägermeister RocIcLiga“ auf die mittels Applausometer gemessene Lautstärke des Publikums. Und das hat sich im Berliner Kesselhaus zahlreich eingefunden, immerhin ist der Abend das, was man gerne als „Event“ bezeichnet: Es gibt nicht nur was auf die Ohren, sondern auch einen Sieger und – alles andere wäre bei einer so betitelten Veranstaltung auch Unsinn – reichlich zu trinken. Das braucht man früh. Die Mannequin lassen keinen Griff in die Klischeekiste aus. Irgendwo zwischen den Distillers und Früh-90er-Bands wie L7 kraftmeiern sich die Kanadier durch ein Hardrock-Set, das alles beeinhaltet, was man irgendwie nicht sehen möchte: Gitarrenspiel hinterm Kopf, Gitarrenspiel liegend, Füße beim Solo auf die Monitorbox, Zweigesang in ein Mikro, Mitklatschparts from Hell eher ärgerlich. Ein schöner Park aus Keyboards und Apple-Computern rahmt anschließend The Whip ein und sorgt für technoiden Wumrns, der so etwas wie ein Missing Link zwischen Kasabian, Hot Chip und dem Schranz der Ed-Banger-SehuIe bietet. Mantrisch haut Danny Saville seine Slogans raus, der Mann am Lichtpult sorgt für ordentlich Stroboskop und Nebel. Zur New-Rave-Messe fehlen nur noch die Glowsticks, doch das Publikum geht auch ohne steil – weil Songs wie „Pressure“ schön in die Beine gehen und weil der Bassist mit seiner Supcrgrass-Gedächnis-Frisur die wohl besten Tanzbewegungen des Abends bietet. The Blood Arm bleiben unter ihrem Potenzial. Nathaniel Fregoso betritt die Bühne mit Blume im Haar und einem Rucksack voll Audience-Participation-Parts, die er über die folgende Stunde routiniert einstreut. Ein Stagedive hier, ein Spaziergang durchs Publikum da, bei „Angela“ die bekannte Hinsetzerei. Songs wie „Do I Have Your Attention“ sind ganz schöne Kracher, sie leiden nur etwas darunter, wenn man nicht mal fünf Sekunden den Blick schweifen lassen kann, ohne anschließend den Frontmann aus den Augen verloren zu haben. Die Sieger spielen als Letztes, und das ist schon in Ordnung so: Friska Viljor passen zur Jägermeisterei. Betüdelt machen die Songs der beiden Stockholmer, die sich tatsächlich beim Trinken kennenlernten, am meisten Sinn und SpalS. Vor allem aber haben sie ihr Publikum im Griff. Chöre sind hier plötzlich genauso Part Of The Game wie beim Fußball, und als sie „Shotgun Sister“ mit seinen Falsetto-Lalalas anstimmen, tanzt wirklich der ganze Saal. Am Ende ist das Ergebnis eindeutig, traurig ist dennoch keiner: Es gibt ja nicht nur den Pokal, sondern auch Gitarren, eine pro Band. Nathaniel Fregoso nutzt einen unbeobachteten Moment, um erneut ins Publikum zu springen, die Gewinner Friska Viljor stehen et was verlegen auf der Bühne herum. Vor dem Kesselhaus riecht es nach Grillgut, zwei junge Männer mit glasigem Blick schreien abwechselnd „Jäger“ und „Meister“. www.myspace.com/rockliga