Jack Johnson


Der "Surfer/Songwriter" "verzaubert" sein Publikum mit "hawaiianischem Flair" und "sonnigen Vibes". Oder so.

Das riecht erstmal nach Manipulation: Aus der Klimaanlage im hinteren Hallenteil des Zenith strömt brühwarme Luft. Vielleicht will da der Veranstalter ein bißchen nachhelfen mit dem Sommersonnenfeeling, denkt man, holt sich, weil’s so ein netter Versuch war, gleich noch was bei „Sonnys Inn-Sandwiches & More“ und ärgert sich zum ersten (und sicher auch letzten) Mal, daß Becks Green Lemon aus ist. An Jack Johnson hängen die Klischees wie Klammeräffchen – der Surfer, der Hawaiianer, der Kumpel, barfuß, braungebrannt, freundlich. Das muß wohl wie Urlaub sein, so ein Konzert, und tatsächlich trägt irgendwer in der Menschenmenge einen Strohhut, so ein „Siehste, die Deutschen sind gar nicht so -Kostüm gegen schlechtes Wetter.

Dann kommt er raus, Sankt Jack, der gute Mensch von Oahu, ohne Posen, unprätentiös, „einer von uns“, wie man so sagt. Er hat ein paar Freunde mitgebracht, unauffällige Leute, die mit ihm wahrscheinlich schon am Lagerfeuer musiziert haben, und gemeinsam spielen sie den perfekten Soundtrack zu all den Blüten, Bäumen und Himmeln, die hinter ihnen über die Leinwand wabern. Sunshine-Pop für Rock’n’Roll-Verächter. Musik für Pärchen. Musik, zu der man auch seine Mutter mitnehmen kann. Die Stärke von Jack Johnson ist wohl, daß seine stets irgendwie gleichklingenden schunkeugen Sing-Alongs und kuscheligen Easy-Living-Liedchen nie penetrant werden, höchstens ein bißchen langweilig. Auf Dauer kann sich keiner dem Hallelujah Ding Dong Happy Happy der Songs entziehen, und vorwerfen kann man diesem grundsympathischen Fröhlichkeitsbarden eh nichts. Wenn James Blunt der neue Chris de Burgh ist. dann ist Jack Johnson der neue Cat Stevens. Er macht es sich leicht mit der Welt, aber wenigstens ist er wahrhaftig und meint das alles ehrlich. Warum ausgerechnet jetzt ein solches Bedürfnis nach dieser Musik herrscht, sollen andere erörtern – es wird wohl etwas mit einem „Zeitgeist der Verunsicherung“ zu tun haben, daß Johnsons harmonische Strandmusik der Konsenspop der Saison ist, der Boutiquen-taugliche Sound eines vorgetäuschten „Lebensgefühls – in einer historischen Linie mit Norah Jones und dem Buena Vista Social Club.

Daß man ihn deshalb nicht unterschätzen sollte, zeigt Jack Johnson mit überraschend gut informierten und gewitzten Zitaten von „Whole Lotta Love“ und „My Doorbell“. Die Welt ist nicht viel besser nach so einem Konzert, aber vielleicht fällt der Heimweg ein wenig leichter. Und jetzt weiß ich auch, was ich meiner Mutter zum Geburtstag schenke.

www.jackjohnsonmusic.com