J.J.Cale – Los Angeles, Roxy


J.J. Cale’s Klänge sind so glatt, daß man Pool auf ihnen spielen könnte. Langsam und leicht, sonnengebräunte Musik, die eher herausrutscht als aktiv gespielt wird. Songs, die sich ineinander und mit deinem Bewußtsein verweben, be vor sie sich wie ein gut eingetragener Hut auf dein Gehirn setzen. Gitarrensoli auf den denkbar wenigsten Tönen: ein Ton kommt, sagt ‚hallo‘ und setzt sich in die vorderste Reihe bis der nächste zur Ablösung kommt. Die Texte gesungen von heiseren, eintönigen Stimmen, die scheinbar erst im Nachhinein hinzu gekommen sind. J. J. Cale singt und spielt so, wie andere Leute atmen, und daraus ein großes Ding zu machen, scheint ihm auch dementsprechend unangenehm. Zurückgezogen in die hintersten Ecken der Bühne, blinzeln er und seine vier Begleitmusiker in die Scheinwerfer als fragten sie sich, wie sie eigentlich hierher gekommen sind. Nach dem gräßlichen Singer/Songwriter-Vorprogramm begrüßt man sie denn auch, wie passend, mit langsamem Klatschen.

Der Set beginnt für Cales Verhältnisse fürchterlich schnell (kryptisch für alle anderen Bands), instrumental wie in jeder Eckkneipe Tulsas, wären da nicht diese besondere Gitarre und diese ganz spezielle Stimme. Zur rechten gibt es das Cover von TROUBADOUR, Cales vierter LP, zu sehen – er holt ganz offensichtlich auf: Bei seiner letzten Tour, zur Veröffentlichung von „5“, bestand sein gesamter Set nur aus Nummern von NATURALLY In der Mitte der Bühne finden wir Christine Lakeland an der Gitarre und zweiten Stimme, die dem Auftritt das degenerierte Flair dieser neuen amerikanischen Bands mit Sängerin verbleibt. Als nächstes wird dann wohl Mike Chapman als Produzent eingekauft. – Der Se( geht weiter mit „Travellinq Light“, und „Call Me The Breeze“ ziehl vorbei wie eine Windbö.

Nach sechs Songs wird es dann zu viel für Cale, und er überläßt den Gesang Christine, die daraufhin auch drei Songs recht hübsch singt – nach einjähriger Arbeit mit Cale hat sie seinen verträumten und unbeteiligten Stil perfektioniert – wobei Cale seiner Gitarre einige wenige dafür aber umso schönere Töne entlockt. Die beiden Stimmen harmonieren exzellent auf „Don’t Cry Sister“. „Magnolia“, ein sanft-wispernder, trugbildartiger Song klingt live genauso träge und sinnlich wie auf Platte. „After Midnight“ und „Cocaine“ (als Downer-Version), zweifellos die Songs, die ihn im Geschäft halten, denn sie wurden ja nachgespielt von bekannteren Imitatoren wie Clapton, beschließen die Show. Cale selbst bringt nicht allzu viele Alben heraus, und macht er mal eines, so ist sein Hang zur Promotion desselben nie sehr groß. SHADES, sein aktuelles Album, war heute Abend kaum vertreten. Unglücklicherweise verspürt Cale auch keinen großen Drang, allzu lange zu spielen, und so war der Set bereits zuende, als er gerade seinen mittleren Part erreicht zu haben schien.