It’s Only Rock’n’Roll


Da guckt nicht nur das Kunststoffschwein überm Tresen saudumm aus der Wäsche: hygienisch weiß gedeckte Tische zu urlgem Hock ’n‘ Roll! Für Chuck Berrys Konzert im Münchner „Schlachthof“ ließ der Veranstalter die ehemalige Beize der städtischen Fleischgrossisten fein rausputzen. Nicht ohne guten Grund: Denn wer Berry in Bayern besichtigen wollte, der mußte vorab erst einmal für den Sitzplatz satte 150 Mark berappen. Die 120 Mark für einen Stehplatz nahmen sich da fast schon wie ein läppisches Sonderangebot aus. Immerhin wird was geboten fürs Geld: Die Legende ist zum Greifen nah. In weißer Schlaghose und orangefarbenem Paillettenhemd läßt sich der vitale Veteran von den 400 Besuchern der Rock ’n‘ Roll-Gala eine Stunde lang feiern. Drahtig wie eh und fe hangelt sich der 64jährige in bester Spiellaune mit rollenden Augen von Hit zu Hit. Anfangs spielt er seine Oldies zwar mehr schlecht als recht – doch das ist seinen zahlungskräftigen Verehrern im Schlachthof eh wurscht. Dabei sein ist alles. Koste es, was es wolle.

Und so umbrandet den Altmeister des Rock ’n‘ Roll nach „Sweet Little Sixteen“, „Roll Over Beethoven“, „Rock ’n‘ Roll Music‘ und all den anderen Klassikern frenetischer Jubel.

Zum sinnlichen Höhepunkt gerät dann sicher nicht nur für die Abteilungsleiterin der ortsansässigen Sparkasse und Ihren Gatten, der sich eigens für den Anlaß noch einmal in enge Jeans gezwängt hat, Berrys berühmter Watschelgang in Johnny B. Goode“. Da ergreift das Rock ’n‘ Soll-Fieber selbst die Senioren an weiß gedeckten Tischen: Die Jugend von einst grölt „Go Johnny Go“ und säuft Bier statt Bocksbeutel.

In der Künstlergarderobe wartet derweil schon der Mann mit dem dicken Scheck für Chuck.