Interview mit Frank Diez


Frank Diez, 21-jähriger Gitarrist aus Berlin, hat sich in der Vergangenheit insbesondere als Studio-Musiker einen Namen gemacht. Klaus Kinski wollte ihn als Begleitgitarristen für seine „Jesus Christus“ Aktion verpflichten. Warum daraus letztendlich doch nichts wurde, erfuhren wir in nachstehendem Interview:

Warum ist „Tränengas“ nun doch nicht mit Klaus Kinski aufgetreten?

Wir hatten uns von der Sache eigentlich eine ganze Menge versprochen. Aber schon nach den ersten Proben stellte sich heraus, dass der Herr Kinski überhaupt nicht auszudrücken vermochte, wie er sich das Ganze vorstellte. Dadurch entstand schon nach zwei, drei Tagen eine heillose Begriffsverwirrung, so dass letztendlich keiner der Musiker mehr wusste, worum es eigentlich ging und jeder von einer anderen Voraussetzung ausging. Um dem ein Ende zu bereiten, baten wir den Herrn Kinski, doch mal ein Stück zu singen und uns so klar zu machen, was er nun eigentlich wollte. Dabei kam heraus, dass er überhaupt nicht singen konnte. Seine Frau brach schon nach den ersten Tönen in schallendes Lachen aus und vom Verstärker platzte beinahe der Putz ab. Wir haben dann zu Herrn Kinski gesagt, dass wir das unter diesen Umständen nicht zu machen gedenken, zumal er ja noch nie zuvor etwas gesungen hatte. Und das hat er dann wohl auch selbst eingesehen, denn er hat zum Schluss noch einmal das ganze Haus zusammengeschrien und ist dann verschwunden.

Es war ja eigentlich beabsichtigt, dass Kinski Lieder der „Tränengas“-LP singen und zwischendurch seine Bibel-Texte vortragen würde. Hätte man es nicht so machen können, dass Ihr den musikalischen Teil übernommen hättet und er den Rest?

Das hatten wir ihm auch vorgeschlagen. Eine Trennung der Kompetenzen, so dass wir für Musik und Gesang verantwortlich gewesen wären und er eben in den Pausen seine Sachen vorgetragen hätte. Aber das wollte er nicht. Ich kann mir das nur so vorstellen, dass er jetzt also noch mal als Idol der Jugend erscheinen wollte. Als grosser Jesus-Verkünder. Jedenfalls wollte er unbedingt selbst singen und seine eigenen musikalischen Vor-, Stellungen verwirklicht wissen.

Ist „Tränengas“ überhaupt eine fest bestehende Gruppe? „Tränengas“ ist eine Gruppe, die von Sonny Hennig, dem ehemaligen Boss von Ihre Kinder, gegründet wurde. Der Name wurde aufgrund der Solo-LP Hennigs mit gleichem Titel gewählt. Ich habe auf dieser Platte als Studio-Musiker mitgearbeitet und wurde danach von Hennig gebeten, mich seiner Gruppe permanent anzuschliessen. Ich bin darauf eingegangen, habe die Gruppe jedoch schon nach kurzer Zeit wieder verlassen, weil mir die Musik eigentlich nicht so gut gefiel. Im Moment bin ich dabei, eine Free-Rock Gruppe zusammenzustellen. Einen guten Bassisten habe ich bereits gefunden, wir suchen jetzt nur noch einen Schlagzeuger und einen Bläser.

Wie sah eigentlich Deine Arbeit bei der Firma Kuckuck aus?

Ich hatte für die Armaggedon-LP einen Plattenvertrag, der aber inzwischen längst abgelaufen ist. Ansonsten habe ich nur Auftragsarbeiten angenommen. Ich habe also als Studio-Musiker unter anderem an den Jack Grundsky-LP’s und eben an der „Tränengas“-Platte mitgearbeitet.

Warst Du überhaupt jemals Mitglied von Armaggedon?

Nein, es war so. das die Gruppe eine LP aufnehmen wollte und ihnen noch ein Gitarrist fehlte. Da sie zufällig von mir gehört hatten, riefen sie mich an und auf ihre Bitte hin fuhr ich nach München und habe dort im Studio zum ersten Mal mit ihnen zusammengespielt. Das ganze war eine Zumutung und für mich persönlich ein reiner Verlust. Die Leute hatten noch keinerlei Vorbereitungen getroffen, noch kein einziges Stück ausgearbeitet. Ich habe versucht, dass beste daraus zu machen, aber das Resultat hat mich keineswegs befriedigt. Das Schlimme ist, dass dieses Produkt für das was ich eigentlich machen will, ganz und gar nicht repräsentativ ist.

Welche Schwierigkeiten ergeben sich für Dich als Musiker in Deutschland?

Ich trenne Musik und Sprache voneinander und deshalb habe ich auch bei Kuckuck keine Befriedigung gefunden, denn dort misst man leider den Texten die grösste Bedeutung bei. Als Musiker bin ich nur für die Musik zuständig. Dabei ist es nicht entscheidend, in welchem Kontext die Musik steht. Wichtig ist der Sound, der Klang selbst. Musik, die von ihrer Gesamtheit her ein hohes Bewusstsein ausdrückt, kann mehr erreichen, als ein Mensch, der die Musik als Medium nimmt, um etwas zu verändern. Es gibt in Deutschland Leute, die versuchen, ihren musikalischen Horizont zu erweitern, doch die haben es schwer, denn sie sind nicht mehr verkaufbar. Für experimentelle Musik wird in Deutschland nichts getan.

Was ist aus Deinem Plan geworden, nach England zu gehen?

Ich habe mit verschiedenen Leuten in England Kontakt aufgenommen und da es dort tatsächlich sehr viele gute Musik gibt, wäre es da wohl leichter für mich, eine geeignete Gruppe zu finden. Im Grunde genommen glaube ich jedoch nicht an den Erfolg eines deutschen Musikers in England, weil dort die Musicians Union immer noch zu viel Einfluss hat. Ich habe gehört, dass es in Grossbritannien eine viertel Million arbeitsloser Musiker gibt. Deshalb erhält man dort als Ausländer keine Arbeitsgenehmigung. Aus diesen Überlegungen heraus habe ich jetzt also vor, mich ganz auf meine neue Gruppe zu konzentrieren.