INSTRUMENTENKUNDE SHURE SM 58


Die Technik: Das Shure SM 58 ist ein Gesangsmikrofon für den Einsatz im Studio und auf der Bühne. Fachchinesen nennen das ein „dynamisches Mikrofon mit Nierencharakteristik“, was drollig klingt und zweierlei bedeutet: Im SM 58 nimmt eine kleine Membran die Schallschwingungen auf und verwandelt sie mittels einer Spule in elektrischen Strom. Der Einstrahlbereich des Mikrofons ist außerdem so ausgelegt, dass vornehmlich Signale von vorne verarbeitet werden -für Sänger, die nicht wollen, dass der Gitarrenlärm vom Kollegen nebenan ins Mikrofon dringt, ziemlich ideal. Im Studio wird das SM 58 zwar auch eingesetzt, aber der HauptanwendungsbereichistzweifellosdieBühne.woein Mikroauch mal was wegstecken muss: umstürzende Stative etwa, brüllend laute Signale, ruppige Roadies, große Temperaturunterschiede und auch Sänger mit extrem feuchter Aussprache. Das SM 58 klingt ausgesprochen gut, da sein Übertragungsbereich den Eigenheiten der menschlichen Stimme angepasst wurde -das allerdings bieten auch andere Gesangsmikros. Den Status als weltweit meistverkauftes Gerät seiner Gattung hat es vor allem seiner sprichwörtlichen Robustheit zu verdanken: Das Ding mit dem soliden Drahtkorb vorder empfindlichen Membran verkraftet so ziemlich allesund istdaherdernatürliche FreundeinesjedenVokalisten.

Die Geschichte: Die Firma von Sidney H. Shure begann 1925 mit der Herstellung von Radiobausätzen, 1931 entstand inderChicagoer Fabrik das erste Mikro der Marke. Mit Abtastnadeln für Plattenspieler machte Shure glänzende Geschäfte, trieb aber auch die Entwicklung hochwertiger Mikros voran. Anfang der 60er beschäftigte sich der Shure-Ingenieur Ernie Seeler mit der Entwicklung eines guten und vor allem robusten Gesangsmikrofons-der Rock’n’Roll machte derlei notwendig, denn so manches damals handelsübliche Mikro hielt etwa dem Urschrei eines Little Richard nur kurz stand. Rock’n’Roll-Tourneen kreuzten in großem Stil über Land; der ständige Wechsel von Auf- und Abbau, Minusgraden beim Transport und tropischen Temperaturen in dampfenden Stadthallen erforderte eine Bühnentechnik, die derlei Torturen verlässlich mitmachte. Prototypen des SM 58 wurden deshalb zigmal auf den Boden geworfen, heißem Dampfund Frost ausgesetzt, mit Wasser und Salzlösungen besprüht -Bösartigkeiten, die man einem empfindlichen elektroakustischen Gerät gemeinhin ersparen sollte. 1966 hatte die Quälerei ein Ende: Das SM 58 kam in den Handel und eroberte die Bühnen der Welt. Es wird seitdem praktisch unverändert hergestellt und gilt bis heute als Standardmikro in Sachen Gesang auf der Bühne -ungewöhnlich für ein Gerät, das über 40 Jahre auf dem Buckel hat. Der Erfofe rief Produktpiraten auf den Plan: Mittlerweile kursieren zahllose Kopien aus Fernost, die meisten Schrott. DasOriginal bleibt unübertroffen. Die Anwender: Als das SM 58 auf den Markt kam, überließ Shure ein Exemplar den Rolling Stones, die damals als die wildesten und destruktivsten Barbaren des Rockgeschäfts galten; dass sie immens erfolgreich waren, spielte auch eine Rolle. Nach dem Motto „Wenn es Mick Jagger überlebt, überlebt es jeden Sänger“ vertraute Shure auf die Nehmerqualitäten des Produkts und wurde nicht enttäuscht. Nach positivem Feldversuch war das SM 58 Ende der 6oer-Jahre vor aller Munde. Auch Janisjoplin brüllte den Blues in das Mikro aus Chicago-das also offenbar auch hohen Schalldruck mit sattem Alkoholdunst klaglos überstand. Es dürfte seither kaum einen professionellen Vokalistengegeben haben, der noch nie mit einem Shure SM 58 gearbeitet hat. »>

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