Instrumentenkunde Nr.27: Akai S900
Die Technik:
Avantgarde-Musiker waren bereits in den 50ern vom Wunsch beseelt, aus Klangschnipseln Musik zu schaffen. Was damals bedeutete, Sounds auf Tonbänder aufzunehmen und diese zu schneiden. Viel Aufwand fürs Klangexperiment. Der erste elektronische Sampler der US-Firma Fairlight war Ende der 70er so teuer – eine Million Dollar-, dass er kaum Verbreitung fand. Das Prinzip war jetzt aber klar: Der moderne Sampler konnte Sounds aufnehmen, speichern, abspielen und loopen, zudem ließen sich die Samples klanglich beeinflussen. Der japanische Konzern Akai stellte 1986 den Stereo-Sampler S900 vor, der mit einer Auflösung von llbit acht Samples gleichzeitig abspielen und insgesamt 32 speichern konnte. Bei bester Klangqualität dauerte ein Sample maximal 12 Sekunden, lo-fi waren bis zu 63 drin. Der Speicher fasste für heutige Verhältnisse lächerliche 750 kb, Karriere machte der S900 dennoch.
Die Geschichte:
Masukichi Akai gründete seine Firma 1929 als Baumwollspinnerei. Elektrisches produzierte er seit den 30ern, in den 60ern/ 70crn zählte Akai 7.u den Marktführern im Bereich Tonhandgeräte. Deren Herstellung endete 1984, zeitgleich wurde die Abteilung Akai Electronic Musical Instruments gegründet. Der Sampler S612 galt 198S als Sensation – und war mit 2.600 Mark halbwegs bezahlbar. Kultstatus genießt jedoch das Nachfolgemodell S900, mit dem Akai 1986 klanglich Maßstäbe setzte.
Die Anwender:
Wer 1986 elektronische Musik machte und vorne dabei sein wollte, kaufte einen S900, ob Elektro-Poppcr wie Depcche Mode, Wave/Postpunk-Elektroniker wie Skinny Puppy, Hip-Hopper wie Dr. Dre oder der New-Age-Dudler Vangelis. Die technische Entwicklung ging rasend voran, doch durch die altertümliche 12bit-Auflösung hat der S900 einen vergleichsweise „analogen“ Sound, den manche Musiker noch heute schätzen. Das Zeitalter von Disketten und Blechgehäusen ist allerdings längst vorbei: Sampler sind längst Soft-, nicht mehr Hardware.