Instrumentenkunde Der Orange-Verstärker


Die Technik: Omas altes Radio funktioniert ähnlich: mit Vakuumröhren, elektronischen Bauteilen, die seit den 6oern von Transistoren und integrierten Schaltungen abgelöst wurden-Uralt-Technologie, die man daran erkennt, dass die Geräte eine Aufwärmphase brauchen, innen gemütlich glimmen und außen ziemlich warm werden. In einem Marktsegment hält sich die Röhre wacker: bei hochwertigen Verstärkern. Röhren-Amps klingen fetter und werden bei Überlastung nicht hysterisch, sondern fangen an, harmonisch zu verzerren. Alte Orange-Verstärker haben eine Dauerleistung von 100 Watt, die neuen Modelle schaffen das Doppelte. Die Geschichte: Leistungsstarke Röhrenverstärker waren seit Mitte der 6oer erhältlich meist schwarze Kisten, die dem neuen Farbfernsehen ebensowenig gerecht wurden wie dem LSD-inspirierten Wunsch nach „Schockfarben“. Clifford Cooper hieß der Musikladen-und Studiobesitzer, der 1968 in London auf einen andersfarbigen Kunststoffüberzug zurückgriff, weil schwarze Tolex-Folie gerade nicht lieferbar war: Er kleidete seine hochwertigen Röhrenverstärker in modisches Orange. Und nannte sie auch so. Um 1970 waren Orange-Verstarker State of the art und für eine Generation deutscher Nachwuchsgitarristen Objekt der Begierde. Radio Bremen stattete sein „Beat Club“-Studio mit Orange-Amps aus, die nun allmonatlich bundesweit zu bewundern waren. Originell und ganz im Zeitgeist der 72er-Olympia-Piktogramme: Cooper schrieb unter den Lautstärkeregler nicht nur „Gain“, sondern druckte zur Verbildlichung eine geballte Faust ab. Den Hall-Regler zierte ein Bergpanorama.als Firmen-Logo gab sein pseudoaristokratisches Fantasiewappen mit dem wörtlichen Zusatz „Voice Of The World“. Die robusten, druckvoll klingenden Orange-Verstärker werden noch heute in England hergestellt.

Die Anwender: Jimmy Page spielte Orange, ebenso Black Sabbath, Fleetwood Mac, Ton Steine Scherben, lke&Tina Turner, Stevie Wonder. Wenn in den 8oern etwas völlig out war. dann die 70er: Orange geriet beinahe in Vergessenheit. Mitte der 90er stellte sich NoelGallagher eine Orangenkiste ins Studio und auf die Bühne, wasCoopers Firma neues Leben einhauchte: Bnt-Popper entdeckten die Traditionsmarke. Aktuelle Liebhaber sind u. a. Alex Turner (Arctic Monkeys), Andy Dunlop (Travis) und die Kaiser Chiefs. >» www.orange-amps.de