Inflation der Influencer: Das große Geld auf Instagram
Mit dem immensen Wachstum der Online-Plattform Instagram steigt auch die Zahl der Menschen, die damit Geld verdienen wollen.
Wir wussten es schon lange: Facebook ist zum sozialen Netzwerk für Omas und Opas ab 30 geworden, das MySpace des Jahres 2011. Coole Kids sind auf Snapchat unterwegs und nicht ganz so coole auf Instagram, dem Foto- und Video-Netzwerk, das auch zur Facebook Inc. gehört und beängstigend schnell wächst. Im September vermeldete Instagram 800 Millionen Nutzer pro Monat (Dezember 2016: 600 Millionen).
Nicht nur die Muttergesellschaft Facebook verdient Geld mit der Plattform (Jahresumsatz circa 1,5 Milliarden Dollar), sondern auch die Influencer. Ein Influencer ist ein Mensch, der auf sozialen Netzwerken, Blogs oder Videoportalen mit seinen Beiträgen mehr oder weniger offen Werbung für bestimmte Produkte betreibt und sich dafür vom Hersteller bezahlen lässt. Hersteller von Konsumprodukten lieben Werbung, die nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen ist. Sie gilt als glaubwürdig. Influencer gibt es gar nicht so wenige, in Deutschland sollen es 4,6 Millionen sein, also circa jeder 17. Deutsche ist ein Influencer. Die Chancen stehen also gut, dass auch Sie einen persönlich kennen.https://www.instagram.com/p/Bcp7Rtenkd2/?hl=de&taken-by=carodaur
Die Währung der Influencer ist die Reichweite ihrer Postings, die Zahl ihrer Follower und Likes. Wer über sehr, sehr viele Follower verfügt, so wie etwa die „Reality“-TV-Persönlichkeit Kim Kardashian (104 Millionen) kann bis zu 100.000 Euro mit einem einzigen Instagram-Posting verdienen, zum Beispiel einem Foto, auf dem Beauty-Produkte im Badezimmer hübsch drapiert sind. Das „gefällt“ dann 570.000 Instagram-Usern. Wenn nur fünf Prozent von ihnen diese Beauty-Produkte kaufen, hat sich für den Hersteller das Invest in Kardashian schon gelohnt.
https://www.instagram.com/p/BY3oBkYn6s6/?hl=de&taken-by=sebastian.pannek
Der Durchschnittsverdienst pro Posting bei den Instagrammern, die Sie vielleicht persönlich kennen, liegt aber mit 600 Euro weit darunter, dafür muss der Angestellte einer Werbeagentur in Berlin-Mitte schon drei Stunden arbeiten. Aber Influencer haben es nicht leicht. Sie sind eine bedauernswerte Berufsgruppe, weil sie permanent dem Hohn und Spott von den Angehörigen prekärer, nicht influencender Branchen ausgesetzt sind. Arbeiter in Stahlwerken und im Bergbau und Mindestlohnempfänger sind der irrigen Meinung, Influencer würden money for nothing bekommen. Schnell mal den Bikini anziehen und sich im Pool auf der Einhorn-Luftmatratze rekeln, ein Foto davon machen und auf Instagram posten. Nein, so einfach ist das nicht.
Schnell mal den Bikini anziehen und ab auf die Einhorn-Luftmatratze – nein, so einfach ist das nicht.
Immerhin muss noch eine Bildunterschrift geschrieben und vorher das empfohlene Produkt dezent im Bild platziert werden. Und: die richtigen Hashtags nicht vergessen! Manchmal tun das die Influencer in ihrem stressigen Tagesgeschäft. Hashtags vergessen. Vor allem die Hashtags #ad und #sp für advertisement (Werbung) und sponsored (bezahlt).
https://www.instagram.com/p/BR2YBw8gW8H/?hl=de&taken-by=stefaniegiesinger
Anfang des Jahres sorgte die rührende Geschichte der Influencerin Vreni Frost (52.000 Follower auf Instagram, Leitspruch: „don’t influence – inspire!“) für Aufsehen. In einer Anwandlung von Selbstzweifeln machte Frost die angebliche Verlogenheit ihrer Branche öffentlich, berichtete von gefakten Followerzahlen, gefakten Likes und von Schleichwerbung. Wir hatten diesen Schock kaum verdaut, da kehrte Vreni Frost umgehend zum harten Alltag des Influencens, pardon Inspirierens, zurück.