In stiller Trauer Vinyl
Wir erheben uns und gedenken still des Toten: 1992 wird ah dasjenige Jahr in die Geschichte eingehen, in dem das Vinyl endgültig den Geist aufgab. Dabei war der Verstorbene durchaus noch rüstig. Doch es gab falsche Freunde, die an seinem vorzeitigen Ableben ein gezieltes Interesse hatten ...
Langspielplatten riechen gut. Wenn man sie in die Hülle rutschen läßt, machen sie „fffftklack“, das ist ein schönes Geräusch. Manche Menschen fassen Langspielplatten ganz behutsam am Rand an, während andere rücksichtslos in die Rillen greifen: Dieser Unterschied kann Freundschaften gefährden. Und es gibt kaum spannendere Momente im Leben als die drei Zeitlupensekunden, in denen sich der Tonarm des Plattenspielers auf die nagelneue LP deiner Lieblingsband senkt, ehe die Nadel mit einem kurzen Rumpeln landet.
Aber das ist sentimentales Geschwätz. In Wahrheit interessiert sich keine Sau mehr für die Langspielplatte. Die Plattenfirmen wollen sie nicht mehr pressen, die Läden wollen sie nicht mehr lagern, die Kunden wollen sie nicht mehr kaufen. Schluß.
Der Absturz begann 1983, als Sony und Philips dem geneigten Publikum eine Art silbernen Bierdeckel namens Compact Disc vorlegten. Das digitale Wunderding klang großartig, war komfortabel und idiotensicher zu bedienen, knackste nicht und war vor allem — todschick. Neueste Technologie. Statussymbol. Mußt du haben. Bis Ende 1983 gingen in der Bundesrepublik 900.000 CDs über den Ladentisch, 1984 waren es drei Millionen, und 1989 zog die CD mit 50 Millionen verkauften Exemplaren kalt lächelnd an der Vinyl-LP vorbei.
„Die Entwicklung verlief drastischer, als wir das je gedacht hätten“, kommentiert Mike Heisel, Senior Product Manager bei Sony Music in Frankfürt. „Wir hatten gedacht, die CD würde sich bei einem Anteil von 60 Prozent einpendeln und die restlichen 40 Prozent würden fiir LP und MC bleiben. Aber inzwischen liegt im Mainstreambereich der Album-Anteil bei grade mal fünf Prozent.“
Bei BMG Ariola m München klingen die Statements ähnlich. Hanns-Peter Busshoff, Promotionchef: „Ich sehe ganz klar, daß Vinyl stirbt. Früher dachten wir: Die schwarze LP lebt noch bis zum Jahr 2000. Letztes Jahr gaben wir ihr noch fünf Jahre. Heute sage ich: vielleicht noch ein Jahr. Man weiß es nicht genau. „
Keiner weiß es genau. Aber alle handeln. In diesem Jahr werden die meisten Plattenfinnen ihre LP-Preise für den Handel deutlich erhöhen (EMI beispielsweise um zehn Prozent). Argument: Kleinere Auflagen verteuern die Herstellung. Im Hause BMG Ariola wurde der Mid-Price-Sektor auf Vinyl gerade aus dem Katalog gestrichen. Komplett. Sony Music bietet seine prächtigen Box-Sets von Aerosmith, Jeff Beck oder den Byrds nur auf CD an. Bei Newcomern und mittelprächtig verkaufenden Bands überlegen inzwischen alle Firmen sehr genau, ob sich eine schwarze Auflage rechnet. Und das gilt selbst für die Independent-Labels, deren angeschrägter Klientel man doch gerne Vinyl-Fetischismus nachsagt. Zwar heißt es bei SPV in Hannover, Bands wie Alien Sex Fiend oder die Test Tube Babies seien in der Regel Garanten für beträchtlichen LP-Absatz, “ weil es bei den Punk-Fans nun mal mulmen und matschen muß“ (Pressesprecher Stephan Schilling), aber bei der jüngsten Veröffentlichung von Fury In The Slaughterhouse zum Beispiel zog SPV es vor, die LP-Käufer mit einer limitierten Erstauflage möglichst rasch abzuspeisen, um sich danach auf CDs beschränken zu können.
Auch im Hause Rough Trade stellt man fest, daß „die Nachfrage in den Keller geht“, und hält die Vinyl-Liebe der Indie-Fans für eine Legende.
Ein paar Reservate existieren allerdings noch: Die Lederträger aus der Heavy Metal-Fraktion beispielsweise haben (wie die aus der Volksmusik-Fraktion) einen ausgeprägten Hang zur schwarzen Scheibe, den die Industrie nicht einfach übergehen will.
Bei den Mega-Sellern ist die Situation sowieso noch nicht so gravierend: Zwar bringt es, sagen wir, die neue Genesis-LP hierzulande auch nur auf schlappe acht Prozent Vinyl-Anteil, aber das macht bei der enormen Zahl von bislang J,85 Millionen verkaufter Tonträger immerhin noch 150.000 LPs. Lohnt sich.
Szenenwechsel. Die Handelskette World Of Music (WOM) war vor einem Jahr bei LPs noch besser sortiert als bei CDs. Inzwischen sind die Regale zu zwei Dritteln digitalisiert, Trend steigend. Einen Kilometer weiter bei Saturn Hansa mache die Vinyl-LP nur noch fünf Prozent der Verkaufsfläche aus, sagt Abteilungsleiter ¿
Dieter Reuter: „1985 habe ich von einem neuen Longplayer 700 LPs bestellt, 200 MCs und hundert CDs. Heute ist das Verhältnis völlig anders. Bei lausend Stück von der neuen Springsteen ordere ich 900 CDs, 80 MCs und 20 LPs. Wenn sich die Entwicklung fortsetzt, wird Saturn Hansa die LP im Lauf dieses Jahres beerdigen. “ CDs seien, so Reuter, billiger zu lagern, außerdem könne er seine Vinyl-Berater auch gut in der CD-Abteilung brauchen. Kostenfrage, Personalfrage, Platzfrage — bei Deutschlands größter Kette ist der Vinyl-Stop schon beschlossene Sache: Karstadt wird im Sommer die Langspielplatte völlig aus den Regalen nehmen.
Weil kein Kunde mehr davorsteht? Nicht nur. „Klar, die Nachfrage ist zurückgegangen“, heißt es bei Karstadt, „aber den Dolchstoß haben der LP die Planenfirmen versetzt. Die stellen entweder nichts mehr her, oder sie liefern nicht. Und wenn sie liefern, nehmen sie nichts mehr zurück. “ Händler vereinbaren nämlich mit ihren Lieferfirmen eine bestimmte ProzentzahJ von Platten, die zurückgegeben werden dürfen. Diese Retournierungsbedingungen sind ungünstiger geworden: BMG Ariola zum Beispiel nimmt überhaupt keine LPs mehr zurück; Polygram hat die Quote erhöht, aber an bestimmte Abnahmemengen geknüpft. Da wird es schwieriger, CDs, MCs und LPs im richtigen Verhältnis einzukaufen.
„Wir wollen nicht das ganze Risiko alleine tragen“, schreit also der Handel und schiebt den schwarzen Peter auf die Seite der Industrie. „Und wir wollen keine Lagerhallen voller relournierter Restbestände“, schreit die Industrie und schiebt den schwarzen Peter wieder zurück: „Ihr müßt hall nur kleine Mengen ordern und dann nachbestellen!“ — „Jaajaa“, brummelt der Handel, „und dann stehen wir wieder da wie neulich, als kurz nach Weihnachten drei Wochen lang keine Metallica-LPs zu kriegen waren. Ihr ruiniert unser Angebot.“ — „Und ihr habt dafür den Preis ruiniert“, schnaubt die Industrie wieder. „Wenn ihr nicht mit euren CD-Lockangeboten unter Einkaufspreis die Kunden verunsichert hättet, dann stünde die LP jetzt nicht so schlecht da.“
Das Thema ist höllisch kompliziert, aber auf jeden Fall gewinnt man den Eindruck, daß die Plattenindustrie keinen Bock mehr auf Vinyl hat — trotz aller Beteuerungen, man halte sich einfach nur an die Nachfrage. Zwar sind verschiedene Tonträger-Formate für hohe Umsätze sinnvoll, aber viele Formate komplizieren halt auch den Vertrieb. Außerdem blüht das Geschäft mit älteren Werken: Die Fans, die von Rille auf Byte umgestellt haben, sind in der Regel geneigt, verkratzte Lieblings-LPs auszumustern und ein zweites Mal zu kaufen — als Reissue auf CD. So ist ein Riesenmarkt entstanden, bei dem für die Firmen keine Produktionskosten anfallen: Das Musikmaterial ist ja schon da.
In diesem Zusammenhang wirkt BMGs Vinylkatalog-Kahlschlag wie ein genau gezielter Tritt gegen die LP — meint jedenfalls Volker Croll von Stuttgarts Musikhandelsgigant Lerche: „Ich könnte begreifen, wenn die Ariola Teile des Katalogs streichen würde. Manches verkauft sich nun mal nicht mehr. Aber das gesamte Mid-Price-Angebol auf Vinyl zu kippen — also, die können doch nicht behaupten, daß bei keiner dieser LPs mehr eine Nachfrage besteht!“ Die Schwaben profitieren inzwischen vom LP-Rausschmiß bei der Konkurrenz — mit dem Ergebnis, daß bei Lerche die Vinyl-Quote im Verhältnis zur CD bei saftigen 30 Prozent liegt, wenn man den Angaben des Hauses glauben darf. Croll: „Wir könnten noch mehr LPs verkaufen. Aber es gibt kaum einen Lieferschein, der nicht mit dem Vermerk .Gestrichen‘ in mehreren Spalten zurückkommt. Und keinen Tag, an dem wir nicht zu Kunden sagen müssen:, Tut uns leid, gibt’s nicht mehr.'“
60 Kilometer weiter, in der Studentenstadt Tubingen, will der Händler Hans Kesteloo die LP-Flagge weiter hochhalten. „Wenn Vinyl stirbt, dann bei uns zuletzt.“ Kesteloo importiert für seinen Laden Rimpo schon mal Ware aus Spanien oder Italien, wenn die deutschen Lieferanten Lücken im Repertoire haben. Viele seiner Kunden kommen aus den Großstädten und sogar aus dem nahen Frankreich, wo es um die LP noch schlechter bestellt ist als bei uns. „Die kommen, um drei oder vier LPs zu kaufen und gehen dann mit zehn raus. Weil, morgen gibt sie’s vielleicht nicht mehr. „
Kesteloo argumentiert, daß die Industrie an CDs einfach mehr verdienen könne und deshalb die LP vom Markt drücke — um anschließend die Preise für CDs ungeniert erhöhen zu können. Die Dummen wären dann vor allem die weniger Betuchten: „In unserer CD-Abteilung sind die Kassen voll mit Hundertmarkscheinen. In der LP-Kasse dagegen liegen vor allem Zehner. Das sind unterschiedliche Käuferschichten. „
In einem Punkt sind sich Kesteloo und Croll einig: Es herrsche kein Mangel an LP-Käufern, sagen sie. Sondern an LPs.
Dafür spräche auch, daß in 70 Prozent der hiesigen Haushalte ein Plattenspieler steht — und auch weiter welche gekauft werden. Beim deutschen Traditionshersteller Thorens gebieten die Bilanzen zwar, den Schampus fürs nächste im Kühlschrank zu lassen. Man versucht mit neuen, günstigeren Geräteklassen, dem Ansturm der gnadenlos billigen CD-Player standzuhalten. Geschäftsführer Horst Sarfeld gibt an, Thorens habe „durch Veränderungen in der Produktpolitik den Marktanteil halten können.“ Sarfeld hält allzu mickrige Angaben einzelner Plattenfinnen in puncto Vinyl-Absatz für glatt gelogen: „21 Millionen verkaufter LPs in einem Jahr in Deutschland — ich weiß nicht, ob ’s ’nen Bäcker gibt, der die Dinger bäckt, aber irgendwo müssen sie ja herkommen. „
Vielleicht hat er recht, vielleicht verbreitet er auch Zweckoptimismus. In Japan und in Amerika ist Vinyl bereits so gut wie weg vom Teller, und die deutsche Situation wirkt im europäischen Rahmen noch gemäßigt: Belgien und Holland sind praktisch vinylfrei, die Schweiz steuert drauf zu, und Großbritanniens größter Großhändler Greyhound kauft alte Fleetwood Mac- und Cure-Alben in Deutschland ein, weil er sie zuhause nirgendwo mehr findet.
So fegt die CD also ihren Vorläufer aus der Welt? Besen, Besen, sei’s gewesen … — aber wir werden die Geister nicht mehr los. die wir mit unserem Griff ins Digitalregal gerufen haben. ¿
Und den meisten wird“s auch völlig schnuppe sein. Wer will schon auf seine Fernbedienung verzichten? Track 12 ansteuern, klick, auf der Vinyl-Fassung ist der Song eh nicht drauf. (Mit Bonus-Tracks haben sie uns ja von Anfang an geködert.) Nochmal hören? Wieder klick, kein Deckel-offnen, kein Tonarm-Fischen. Und: Spieldauer! 60 Minuten Zeit für eine kundige Verführung, ohne daß jemand sagt: „Kannsie mal die Platte umdrehen?“ Und Bässe! Höhen! Transparenz! Nach dem Hören dann: kein lästiges Rumpopeln mehr, bis eine zerknitterte Innenhülle sich endlich ins Papp-Cover bequemt…
Spätestens bei diesem Stichwort haken die Vinyl-Liebhaber ein: Cover. Gut und praktisch mögen sie ja sein, die kleinen CDs. Aber wenn wir zum Beispiel U2s ACHTUNG BABY nehmen: Anton Corbijns Fotos sehen klasse aus — auf der LP-Hülle. Bei den läppischen zwölf Zentimetern der CD-Schachtel hingegen: bunt halt. Langweilig. Und denken wir an früher, als Roger Deans Klappcover-Gemälde für das Image von Yes so wichtig waren wie Fünfzehn-Minuten-Songs. Als die Designer vom Hipgnosis-Büro das Prisma für DARK SIDE OF THE MOON von Pink Floyd entwarfen, und den Handschlag mit brennendem Anzugärmel für WISH YOU WERE HERE. Fürs CD-Format wäre die Phantasie verschwendet gewesen, und erst recht die ausgeflippte SGT. PEPPER-Dekorarion der Beatles: Von so verspielten optischen Ideen und Lust auf Details müssen die Designer Abschied nehmen, ganz zu schweigen von aufwendigeren Gags: der Drehscheibe im Cover von Led Zeppelin III; dem Reißverschluß bei ST1CKY FINGERS von den Stones…
Fotograf Jim Rakete, Deutschlands Klassiker der Pop-Portraitisten, gesteht allerdings, er finde den Trend zur CD vom kreativen Aspekt her „gar nicht so schlecht. Motive im Kleinformat zu entwickeln, kann auch eine Herausforderung sein. Komplizierte Artworks sind aber für die CD völlig uninteressant.“ Das ganze Marketing-Denken habe sich geändert, erklärt Rakete: „Man muß sich von der Albumgestaltung als ,Mutter einer Kampagne‘ trennen. Schon seit Madonna. 1979 war das heißeste, was man haben konnte, ein geiles Album-Cover. 1992 ist das heißeste, was man haben kann, ein geiles Video. Hipgnosis ist heute ’ne Video-Firma. „
Rakete kommt ins Philosophieren. „Irgendwie paßt das auch, daß der maßgebliche Tonträger kleiner geworden ist. Man kann das symbolisch sehen. Die Musik ist schließlich auch kleiner geworden: Rockmusik war die lauteste, die wichtigste Kommunikationsform der Jungen und der Andersdenkenden. Das ist vorbei. Sie ist endgültig eine Unierhaltungsindustrie geworden.“
Da brauchen wir nicht mal die audiophilen Jungs mit den Zwanzigtausendmark-Plattenspielern zu bemühen, die von „analoger Wärme“ reden und die CD schon aus klanglichen Gründen verteufeln. Auch nicht die Spät-Hippies, die sich beklagen, man könne auf einer CD-Schachtel keine Joints rollen. Nein, da muß selbst der härteste Digital-Freak zugeben, daß die LP etwas hat, was die CD nie haben wird: eine Aura.
Mit aufregender Vergangenheit. Mit bunten Label-Aufklebern, bei denen jeder Hörer ein anderes Lieblings-Design hat (der geringelte Trichter von Vertigo, das Segelboot von RAK, die Wüstenszenerie von Casablanca), mit üppig gestalteten Klapp-Covers, mit gravierten Geheimbotschaften neben der Auslaufrille.
Da scheint wirklich der größte Verlust ein emotionaler zu sein, und auch das nur für die Älteren. Den digital erzogenen Kids, die in der großen Pause mit dem Gameboy-Taschencomputer spielen und nachmittags Papas Bürosoftware überarbeiten, denen kommt ein analoger Plattenspieler sowieso prähistorisch vor.
Und es stehen für dieses Jahr ja auch schon die nächsten digitalen Formate ins Haus: Sonys Mini Disc (eine Art bespielbarer CD) und vor allem die DCC von Philips, eine neue digitale Cassette. Die Plattenfirmen geben sich offen für diese Neuerungen, und wenn dann ein Labelmanager entscheidet, auf welchen Formaten ein neues Produkt veröffentlicht werden soll, und auf welchen nicht — ein Mal dürfen wir raten, welches unter den Tisch fallen wird.
Wer wird jammern, außer Liebhabern aus Prinzip? Ein paar audiophile Analog-Freaks. Junge Bands, die ihre erste Scheibe im Selbstverlag produzieren wollen und irgendwann feststellen müssen, daß sie mit Vinyl nirgends landen und sich eine CD-Pressung nicht leisten können. Discjockeys schon weniger: Westbam in Berlin sagt zwar, es gebe noch keinen Ersatz für Vinyl, denn „beim Scratchen mit CD kriegst du nur einen stereotypen Knatterton“. Aber die DJs beziehen ihre Grooves sowieso überwiegend bei Minilabels, die auch ohne CD mit ihrem Spezialisten-Publikum zufrieden sind. Und für die Clubs machen selbst große Finnen noch wenigstens eine Promotion-Auflage auf Vinyl. Westbam will nicht weinen:
„Wir DJs haben ab Musiker doch Sampler und Digitaltechnik propagiert. Da wäre es albern, sich jetzt zum Verteidiger der Vinyl-Platte aufzuschwingen.“
Ende der Diskussion. Was machen wir jetzt mit den ganzen Dingern, die zuhause an der Wand stehen? Verscheuern? Gegen CDs tauschen?
Noch nicht! Peter Müller vom Second-Hand-Shop „Schallplatten-Wundertüte“ in München hält eine Preisexplosion erst in einigen Jahren für möglich, wenngleich er die Folgen der Vinylverknappung schon jetzt spürt: „Viele Kunden erzählen, daß sie in den grojlien Läden ihre Sachen nicht mehr finden. Inzwischen ist die Wertschätzung der LPs offenbar gewachsen. Viele Sachen, die früher gängig waren, werden zu Raritäten, Deutschrock der Siebziger zum Beispiel. UndJimi Hendrix oder Jethro Tüll waren vor Jahren uninteressant. Die sind jetzt tierisch gefragt. “ Bei den Analog-Spezialisten. Die anderen holen sich Ian Andersons Flöte digitull.
Und die Vinyl-Liebhaber werden sich am Samstagvormittag in ihrem favorisierten kleinen Spezialisten-Shop treffen, über alte Zeiten reden, über geile Covers, über die Tricks gegen statische Aufladung — und beim Rausgehen werden sie noch ein, zwei LPs erstehen, für 40 oder 50 Mark das Stück.
„Es wird auch nach dem Jahr 2000 noch Vinyl-LPs geben — ich halte jedenfalls mehrere Wetten“, sagt Peter Zombik vom Verband der deutschen Phonoindustrie, „Aber es wird ein Nischenmarkt sein. Ohne wirtschaftliche Bedeutung.“
So wird sie also weiterrotieren: entweder im Grab — oder als Rarität für Unverbesserliche. In 20 Jahren speichern wir unsere Musik eh auf Chips. Und weinen der CD nach.