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Versprochen ist versprochen: Hier also der angekündigte Blues-Rundumschlag. Allerdings wird einige Puristen enttäuschen, daß ich jetzt keine uralten Mono-Platten vorstelle, die in den 30er Jahren mal unterm Küchentisch im tiefsten Mississippi-Delta aufgenommen wurden (gibf s z.B. von Huddie Ledbetter). Nein, interessant wäre doch, wenn ganz alte Blues-Helden in neuerer Zeit in guter Stereo-Qualität und doch authentisch bzw. mit (eeling. Prachtvolles eingespielt hätten!? Haben sie, liebe Freunde…
1966, im Alter von immerhin 74 Jahren, ist der legendäre Mississippi John Hurt nochmals ins Studio gegangen, dabei nur von der eigenen Gitarre begleitet. Heraus kam ein wunderbar entspanntes Album mit Country-Blues, das John Hurt mit jugendlich wirkender, spröder Stimme präsentiert. Große Parallelen fallen stimmlich wie auch von der Stimmung her auf: Spontan hätte ich eher auf ein frühes Album von J J.Cale getippt. Also, für JJ.Cale-Fans ein Muß, für andere eine innige Empfehlung:
Mississippi John Hurt – TODAY (EMI/ASD Vanguard VSD-79220).
Ahnlich jung tönte Willie Mae „Big Mama‘ Thomton, als sie 1975, 49 Jahre alt, die LP SASSY MAMA (EMI/ASD Vanguard VSD 79354) veröffentlichte. Die Autorin des Janis Joplin-Klassikers „Ball And Chain“, die schon 1953 – also drei Jahre vor Elvis – mit „Hound Dog“ einen Hit erzielte, schrieb auch zu dieser Blues-Rarität die Songs selber – von Muddy Waters‘ „Rolling Stone“ abgesehen. Eine angerauhte, sehr volle und emphatische Stimme: Big Mama Thornton. Kommen wir zu bei uns fast unbekannten Amerikanern etwas jüngeren Alters: Da ist einmal James Cotton (voc, härm), dessen Blues Band seinen Namen trägt Schon Muddy Waters wußte Cotton’s Mundharmonikaspiel zu schätzen und holte ihn 1954 in die Waters-Band. Diejenige James Cotton Blues Band, die hier mit der sehr Chicago-haften LP TA-KING CARE OF BUSINESS (EMi/ASD Capitol SM-814) vorgestellt wird, präsentierte namhafte Musiker: Ritchie Hayward, Moogy Klingman, Stu Woods sowie die Gitarristen Michael Bloomneld, Todd Rundgren und Johnny Winter!!! Di© drei brillieren abwechselnd mit zeitweise atemberaubenden Ruf-Antwort-Soli. Toll!
Der andere Amerikaner ist Charlie Musselwhite (ebenfalls voc & härm), der genau wie James Cotton die gute alte Bluesharmonika zu furiosen Höhen zu führen weiß. Hierzu zwei Tips; STAND BACK (EMI/ASD Vanguard VSD 79232) von 1967 sowie, ein Jahr danach, STONE BLUES (Vanguard VSD 79287). Chicago-Blues mit unbekannten Begleitern auf STONE und mit Barry Goldberg und Harvey Mandel (unvergleichlich effektiv und scharfkantig!) auf STAND. Letztere LP enthält auch eine irre Version des Mandel-Klassikers „Christo Redemptor“.
Wolfgang Bauduin