Immer obenauf
Die Noise-Pioniere von Sonic Youth schlagen neue Wege ein.
Es gibt Typen, die fallen immer auf die Füße – egal, was ihnen zustößt. Sonic Youth zum Beispiel, die „der Gott der Coolness beim Kragen packte, mit voller Wucht auf New York prallen ließ, und die trotzdem ganz lässig auf ihren acht Turnschuhfüßen landeten“, wie der New Musical Express einst über die amerikanischen Noise-Pioniere schrieb. Auch einen herben Verlust, den sie im vergangenen Jahr hinnehmen musste, hat die experimentierfreudige Band bravourös weggesteckt. Während einer USA-Tournee wurde Sonic Youth das gesamte Equipment unterm Hintern weggeklaut. Mittlerweile kann Gitarrist Lee Ranaldo dem anfangs schmerzlichen Diebstahl sogar eine positive Seite abgewinnen: „Am Anfang war die Situation ziemlich dramatisch. Immerhin handelte es sich bei dem Diebesgut, das einen Wert von einigen Zehntausend Dollar hatte, um unser gesamtes Equipment aus den vergangenen zehn Jahren. Aber der Diebstahl hat uns auch gezwungenen eine musikalische Richtungen zu gehen, die wir sonst wahrscheinlich nicht eingeschlagen hätten.“ Im Zuge ihrer Neuorientierung kamen Sonic Youth schließlich in Chicago an. Die Metropole im Mittleren Westen der USA ist bekannt für ihre virulente Avantgarde-Szene. Ihr gehört auch Jim O’Rourke an. Der renommierte Producer und Sonic Youth verstanden sich auf Anhieb. Und so trägt denn auch das neue Album der Band („Nyc Ghosts & Flowers“) O’Rourkes Handschrift. „Die Arbeit mit ihm war sehr angenehm“, erinnert Lee Ranaldo sich,“wir liegen musikalisch auf einer ähnlichen Wellenlänge.“ Was man denn auch hört: „Nyc Ghosts & Flowers“ ist mit seinen vielen lyrischen Passagen ein eher ruhiges Album geworden. Keinen Bock mehr auf Rock? „Doch“, widerspricht Lee Ranaldo, „wir sind sehr an Rockmusik interessiert. Bloß machen wir zurzeit keine.“