Im Schatten von Ice-T


Die Rollen bei Body Count sind klar verteilt: Ice-T sorgt für die nötige Show, Ernie C dagegen hält das musikalische Zepter fest in Händen. Erst zusammen sind sie stark.

Body Count-Interviews sehen in der Regel so aus: Rap-Superstar ICE-T sitzt umgeben von seinen Getreuen – Baßist Moosemann, Drummer Beatmaster V und den Gitarristen Emie C und D-Roc – knapp vor dem Tisch und wippt unruhig mit seinem Knie auf und ab. Stets auf dem Sprung, stets bereit, seine flinke Zunge auf Trab zu bringen. Und meist ist es auch der Rapper, auf den die Fragen gemünzt sind. Ganz klar, ICE-T – obwohl mehr oder weniger nur Gaststar bei der Heavy-Truppe – ist bei Body Count Dreh- und Angel-Punkt des öffentlichen Interesses. Sobald aber die Mikrofone und Fotokameras wieder eingepackt sind, hört alles auf das Kommando von Ernie C. So ist er auch bei dem aktuellen Album ‚Bornd Dead‘ der geistige Vater fast aller Tracks. Nervt es den Gitarristen da nicht, daß ihm sein rappender Kumpel aus gemeinsamen Schulzeiten regelmäßig die Show stiehlt? „Nein, überhaupt nicht“, sagt er, und focusiert seine glimmende Zigarrettenspitze durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille, „ICE-T ist unser Showman. Mein Job ist, die Musik auf Vordermann zu bringen. Und da quatscht er mir ausnahmsweise nicht dazwischen.“ Ein gequältes Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit. Ein Signal für ICE-T wieder den Part des Redners zu übernehmen? Jedenfalls fährt der lachend dazwischen: „Yeah, Man. Ich bewundere dich dafür, du bist ein Genie. Du hast eine richtige musikalische Ausbildung und wirst nochmal richtig groß werden“, verkündet er mit lauter Stimme, während er seinem Kumpel zärtlich auf die Schulter klopft, um mit betonter Weinerlichkeit nachzulegen: „Ich bin doch nur ein kleiner Rapper.“ Mitleid könnte man fast mit ihm bekommen – aber nur fast. Denn ICE-T – spätestens seit seinem Titel ‚Cop-Killer‘ die unumstrittene Skandalnudel im Rap – hat bei seinem Label-Wechsel von Warner zu Virgin einen knallharten Vertrag ausgehandelt. „Ja, das war cool“, schmunzelt er schelmisch, „ich habe meinem Mangager gesagt: Setze einen Vertrag auf, schreibe: Wir wollen dies, wir wollen das, und wir wollen eine richtige fürstliche Beteiligung beim Plattenerlös. Und“ sagt er, während er sich genießerisch den Bart krault, „sie sind so ziemlich auf alle Forderungen eingegangen.“ Kein Wunder also, daß auch ‚Born Dead‘ bei der gleichen Company erschien. So bestimmt ICE-T seine Forderungen vertritt, so akribisch machten sich Body Count an dieses Album: Jeder einzelne Titel mußte erst einen gnadenlosen Live-Härtetest bestehen. Ernie C, in Musikfragen wieder die richtige Adresse: „Bei unserer letztjährigen Europa-Tour zeigte sich, welche Songs ankommen. Nur die besten kamen auf’s Album.“