Leoniden lieferten am Freitag beim Hurricane Festival 2019 einen Auftritt ab, der in Erinnerung bleiben wird
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Auch wenn wir auf einen blutigen Stage-Move hätten verzichten können – bereits der Freitag beim Hurricane Festival 2019 lieferte etliche Highlights und unvergessliche Momente.
Fotos: Hurricane Festival 2019 – der Freitag: »Ich glaub, das muss genäht werden …«
Der Festival-Auftakt beim Hurricane war sonniger, als es das Stammpublikum im Norden Deutschlands gewohnt ist – bei Mantaplatte, goldig perlendem Bierchen und Musik von ersten Acts wie Neonschwarz, Teesy, Shame und Betontod groovten sich die Zuschauer zielstrebig auf das Wochenende ein, bevor mit den Headlinern Die Toten Hosen und Tame Impala der Boden vor den Bühnen richtig verdichtet wurde – unsere Beobachtungen aus Scheeßel:
„Firestarter“ von Papa Roach: Erinnerung an Keith Flint
„Cut my life into pieces, this is my last resort …“ – was in jeder Alternative-Dorf-Disse für Ausraster sorgt, potenziert sich auf dem Hurricane Festival zu einem explosiven Moment, der selbst Papa-Roach-Sänger Jacoby Shaddix überwältigt. „Danke, dass ihr mir erlaubt, euch zu lieben“ – der Song, den der Musiker zum Thema Suizid geschrieben hat, bewegt die Band auch, an die verstorbenen Musiker Chester Bennington, Chris Cornell und Keith Flint zu erinnern. Letzterer stand im letzten Jahr noch auf eben jener Bühne, heute ist es die Nu-Metal-Band, die ihm zu Ehren „Firestarter“ performt:
https://www.instagram.com/p/By-8b3dA5vw/
Papa Roach beim Hurricane Festival 2019 – die Setlist
So einen Auftritt muss man erst mal toppen: Auf der Mountain Stage fliegen beim Set von Leoniden so heftig die Fetzen, dass sogar Blut fließt: Bei der Show, für die er gern mal sein Instrument herumwirbelt, verletzt sich Gitarrist Lennart am Kopf – dem Musiker tropft das Blut nur so herunter. Die Band gibt aber kurze Zeit danach online Entwarnung: „OMG WTF Hurricane, das war unglaublich heftig! WAS GING DENN AB?! Züüüsch! Lennart muss noch mal eben kurz am Kopf genäht werden, dann gehts ab zum Southside Festival.“
Wie Gitarrist Lennart nach dem impulsiven Auftritt aussah, seht Ihr hier in der Instagram-Galerie:
https://www.instagram.com/p/By-_NGqIbGW/
https://www.instagram.com/p/By-4aCKIaFD/
Geburtstagsgrüße an Campino
18 Jahre ist es her, dass Die Toten Hosen ihren bis dato einzigen Auftritt beim Hurricane Festival hingelegt haben – ihre Headliner-Show am Freitagabend ist zugleich auch eine riesige Geburtstagsparty für Campino, für den Fans um 24 Uhr mit leuchtenden Lettern auf ihre Freunde klettern, um ihm „CAMPI“ vor die Nase zu halten – „Ist es schon soweit? Ich liebe euch!” Während der insgesamt zweistündigen Show muss schließlich auch Schnaps geliefert werden (für das Kredenzen von eisgekühltem Bommerlunder wird man in Niedersachsen vermutlich gesteinigt, die Band rät daher, ihn lauwarm und bei 40 Grad im Schatten zu trinken) und für die Zugabe fließt sogar noch Champagner auf und ins Geburtstagskind.
Die Toten Hosen beim Hurricane Festival 2019 – die Setlist
Bonnie & Clyde
Du lebst nur einmal (vorher)
Liebeslied
Madelaine (aus Lüdenscheid)
Auswärtsspiel
Das ist der Moment
Laune der Natur
Altes Fieber
Alles passiert
Niemals einer Meinung
Alles mit nach Hause
Alles was war
Unter den Wolken
Steh auf, wenn du am Boden bist
Pushed Again
Wannsee
Alles aus Liebe
Wünsch DIR was
Hier kommt Alex
Zugabe:
Draußen vor der Tür
Wie viele Jahre (Hasta la muerte)
Eisgekühlter Bommerlunder
Far Far Away (Slade-Cover)
Schönen Gruß, auf Wiederseh’n
Zugabe 2:
Halbstark („The Yankees“-Cover)
Tage wie diese
You’ll Never Walk Alone (Rodgers & Hammerstein-Cover)
Visueller LSD-Trip mit Tame Impala
Gehen möchte hier noch keiner und so kommt’s, dass Die Toten Hosen mit Zugabe Nummer zwei einfach noch eine Viertelstunde für Liverpool samt rot-weißem Konfettiregen dranhängen – Tame Impala auf der River Stage soll’s aber nicht stören. Versunken in ihrer eigenen pastellfarbenen Welt und vor Strobolicht zeigen sich die australischen Musiker nur als schemenhafte Statisten in ihrer Meta-Welt. Im Hintergrund baut sich ein psychedelischer LSD-Trip in Form bunter Visuals auf – wie Musik eben aussieht, wenn sie mit jeder Zelle des Körpers gefühlt werden kann. Bevor einem zu „Elephant“ und der intensiven Lasershow noch ein zweiter Kopf aus der Schulter wächst, schalten die Lichttechniker aber lieber wieder zu sanften Coachella-Farben um – eine Show, die in stockfinsterer Nacht noch spektakulärer wirkt.