4 Smartphone-Typen, die in jeder U-Bahn sitzen
Schon mal in der U-Bahn gesessen, verträumt aufs Smartphone gestarrt und plötzlich absurde Hotspot-Namen vorgeschlagen bekommen? Ein irritierter Blick nach links, ein weiterer nach rechts, und die unbeantwortete Frage: Wer zur Hölle ist dieser „Fotzenknecht“, der auf dem Display erscheint? Wir sind Fragen wie diesen auf den Grund gegangen.
Oh Großstadt, wir lieben dich. Und obwohl dein öffentlicher Nahverkehr zu wünschen übrig und uns oftmals wahnsinnig werden lässt, bist du immer wieder zum scherzen aufgelegt. Der Schmunzelgarant in der U-Bahn: ein Blick aufs Smartphone und die vorgeschlagenen Hotspots der umliegenden Handynutzer. Dann: ein Blick in die illustre Mitfahrer-Runde. Und das Ratespiel kann beginnen.
Der Druffi
Er tritt vor allem in Großstädten in Erscheinung, muss kichern, wenn er ach so abschreckende Crystal-Meth-Polizeibilder aus den U.S.A. im TV sieht, was allerdings selten passiert, denn der Druffi ist sehr cool, und coole Kids besitzen gar keinen Fernseher. Er hat damals im Jugendlandheim in Haltern am See zum ersten Mal Gras geraucht, da war er 13 Jahre alt und hatte Haare wie die Hanson-Brüder, als sie damals inbrünstig „MMMBop“ trällerten. Mittlerweile hat es den Druffi nach Berlin verschlagen. Er studiert – entweder Politikwissenschaften, dann heißt sein Hotspot „DeineDickeMahma“, oder aber Psychologie, dann wird er sich für „BrauseImKopf“ entschieden haben.
Wer seinen Hotspot so nennt: ist in der U-Bahn ausschließlich nachts anzutreffen, hat eine klare Meinung zu Culcha Candela und gaukelt anderen vor, viel länger als die meisten Zugezogenen in Berlin zu wohnen.
Der Pragmatiker
Erscheint der Netzwerkname des Pragmatikers auf dem Display, ist klar: Man düst gefährlich nah an der städtischen Oberfläche entlang. Genauer: Der Empfang in der unterirdischen Bahn ist so gut, dass einem einzelne W-Lan-Wohnungszugänge vorgeschlagen werden. Nur so lässt sich erklären, warum ein Netz namens „ButzeUeberCurry1“ auftaucht, wenn man mit der U7 unter den Straßen Berlin-Kreuzbergs hindurchrauscht. Der Pragmatiker wohnt also über dem fragwürdig kultigen Touri-Imbiss „Curry36“ und kann gar nicht abwarten, diese Information in die Welt hinauszuposaunen? Nicht ganz. Ihm geht es schlicht und ergreifend völlig am Arsch vorbei, wie sein Netzwerk heißt. Und „ButzeUeberCurry1“ macht doch unglaublich viel Sinn. Nicht nur, dass man sich an dieser Stelle fragen kann, nein sollte, wieso es überhaupt einen Menschen gibt, der gerne über einer Pommesbude wohnt, drängt sich ein weiterer Gedanke auf: Die 2000er haben angerufen und wollen das Wort „Butze“ zurück.
Wer sein W-Lan so nennt: hat entweder noch den Fliesentisch vom Vormieter im Wohnzimmer stehen oder einen Wimpel vom Fußballzweitligisten seiner Wahl über der Wohnungstür hängen, redet sich ein, der undefinierbare Fleck auf seiner ollen Hose, den er seit einer Woche spazieren trägt, sei ganz bestimmt Senf und trägt im seltenen Fall des Hausverlassens eine Funktionsjacke von Tchibo.
Die Mutti
Sie ist alleinerziehend, schwört eigentlich auf ihr Hollandfahrrad mit extra großem Körbchen, zwängt sich bei schlechtem Wetter aber in die U-Bahn und agiert dort dementsprechend unbeholfen. Die Mutti hat ihr altes Nokia 3210 erst vor Kurzem gegen ein Smartphone eingetauscht, das sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hat. In selbigem Zeitraum ließ sie sich gleich vom ältesten Sohn ihren persönlichen Hotspot einrichten. Wie genau das funktioniert, weiß sie bis heute nicht, welche Frage ihr allerdings sofort auf den Lippen brannte: Wäre es nicht toll, dem heißen Scheiß einen richtig kessen Spruch zu verpassen? Zum Beispiel „GuckMalDoof!Danke!“ oder „Fitze-Fitze-Fatze“? Die Antwort: Nein.
Wer seinen Hotspot so nennt: platziert sich grundsätzlich dilettantisch in den Lichtschranken der Türen öffentlicher Transportmittel, liest dabei „Schmitz’ Katze: Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal“ von Ralf Schmitz und bleibt in seiner Freizeit sinnentleert vor Rolltreppen oder Kaufhauseingängen stehen.
Der Versaute
Der Versaute ist der König unter den Hotspot-Namensgebern, sofern er seinen Schock-Moment-Anspruch ernst genug nimmt. Bei Trittbrettfahrern wie „Pornstarstuebchen“ oder „LaFaki’s vercrackter Hotspot“ zuckt der Versaute nur müde mit den Mundwinkeln. Er spielt längst in einer ganz anderen Liga, liebt den Thrill der tiefsten U-Bahn-Tunnel, nur um sicherzugehen, dass er, sobald jemand seinen Hotspot entdeckt, nervöses Umherschauen auslöst, weil weit und breit keine Wohn- und Geschäftshäuser in Sicht sind und jeder weiß: Er ist unter uns. Der „Fotzenknecht“ blinkt auf und lässt das iPhone samt Besitzer bitterlich erschüttern. Irritiert arbeitet man sich an den Wagon-Insassen ab, scannt jedes Gesicht, sucht verzweifelt nach Anhaltspunkten, die den perversen „Fotzenknecht“ enttarnen könnten und verpasst vor Schreck die Haltestelle, an der man eigentlich aussteigen wollte.
Wer seinen Hotspot so nennt: ist erregt, sobald er im Hochsommer den Schweiß der mitfahrenden Leidensgenossen schnüffeln kann.