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Hotlist 2025: Das sind unsere Newcomer:innen des Jahres – Part 2

Wir wagen einen Blick in die Zukunft. Wer sind die besten neuen Bands und Künstler:innen? Hier der 2. Teil.


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Wir stellen die Newcomer:innen von 2025 vor. Weiter geht’s!

Zum ersten Teil der Liste gelangt ihr hier.

Wo die weirden Kreaturen wohnen: Mary In The Junkyard

Flechtenverhangene Narren, voyeuristische Motten und Yetis mit Baumbewuchs. Die Londoner Band Mary In The Junkyard setzt auf DIY-Ästhetik, weirde Tierchen und aufgewühlten Art-Rock.

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„Ich wünschte, ihr würdet Albträume designen“, hat ein Fan unter ein Musikvideo der britischen Art-Rock-Band kommentiert. Wäre das junge Trio tatsächlich fähig zu so was, wären es Entwürfe einer Welt, in der Narren in grünen Federmänteln mit Flechtenoptik durch leerstehende Häuser tanzen, voyeuristische Motten Menschen beobachten und saftig grüne Äste schneeweißen Yetis aus der Brust wachsen. Whaaat? Ja, genau.

Die Welt von Mary In The Junkyard ist chaotisch, undurchsichtig und aufgewühlt. Dazu erzählt Clari Freeman-Taylors mit einer Gesangsstimme zwischen druckvoll und weinerlich von ihrer eigenen Abstrusität. Saya Barbaglia spielt dazu Violine und Bass und David Addison Schlagzeug. Alles zusammen ein lauter, energischer und etwas unheimlicher Erzählstrang. Die Newcomer-Band hat bei Dutzenden Auftritten im Windmill Brixton, jener Londoner Underground-Venue, die für den Aufstieg von Bands wie Black Midi und The Last Dinner Party entscheidend war, schon viel Bühnenerfahrung gesammelt. In ihrer Debütsingle „Tuesday“ (2023), geht es um den Zustand des Verlorenseins: „I feel like an alien here / Breathing from a separate hole“, singt Clari. Noch dynamischer bauten sie letztes Jahr ihren Surrealismus auf der EP „This Old House“ aus, die wie eine Sammlung aus Mini-Art-Rock-Schauermärchen klingt – kühl, schrill, unbeständig, ein Gefühl von Einsamkeit hängt zwischen stürmischen Momenten. In ihren fantasievollen Texten beschäftigt sich das junge Trio mit Verlustängsten, komplizierten Beziehungen und Zugehörigkeit.

So auch in der neuen Single „This Is My California“, an dem sie mit Craig Silvey gearbeitet haben, der bereits für Sam Fender produziert hat. Darin geht es darum, seinen eigenen Träumen zu folgen, nicht denen, die einem in Filmen vorgelebt werden. Das sonnige Südkalifornien ist für sie – anders als für viele andere – kein Sehnsuchtsort. Sie fühlen sich woanders wohl. Da, wo es dunkel ist und weirde Kreaturen lauern. Mary In The Junkyard schaffen sich mit ihrer DIY-Ästhetik eine eigene Welt, die so wundersam und verrückt ist, dass sie sich bestens zur temporären Realitätsflucht eignet.

Text: Sofia Paule