Hotlist 2025: Das sind unsere Newcomer:innen des Jahres – Part 1
Wir wagen einen Blick in die Zukunft. Wer sind die besten neuen Bands und Künstler:innen? Hier der 1. Teil.
Wer hat Angst vorm Sad Girl?: Kayla Shyx

Vom YouTube-Star zur Musikerin: Kayla Shyx motiviert eine Generation, sich den eigenen Abgründen zu stellen und auch in schwierigen Zeiten mutig zu sein.
„Könnte cooler und lustiger sein, aber immerhin klingt mein Name genuschelt wie ‚geiler Scheiß‘“, heißt es augenzwinkernd in ihrer Instagram-Bio. Das dachten sich wohl auch ihre drei Millionen Follower, als Kayla Shyx kürzlich mit einem neuen Kapitel überraschte: dem Beginn ihrer Musikkarriere. Im Mai 2025 erscheint ihr erstes Album SAD GIRL SUMMER, auf dem sie mit verträumten Gitarrenriffs und melancholischen Lyrics eine vertraute Seite von sich ganz neu zeigt. Kayla verarbeitet mit ihrem Gesangsdebüt gescheiterte Beziehungen, Selbstzweifel und Momente tiefster Dunkelheit, aus denen sie Kraft schöpft. „Schönster Sommertag / Und ich denk übers Ende nach“, singt sie in der düsteren Single „Sad Girl Summer“, in der Depressionen und Suizidgedanken ehrlich angesprochen werden. Das sanfte Timbre, die schwermütigen Themen und die Vintage-Ästhetik der Videos lassen Vorbilder wie Lana Del Rey erahnen, doch Kayla interpretiert die Melancholie mit ihrer eigenen Intonation. Wer ihren Weg von Anfang an verfolgt hat, erkennt: Ihre Themen sind dieselben geblieben, nur die Bühne ist größer geworden.
Als Teenagerin sammelte sie erste Kameraerfahrungen in der KiKA-Serie „Die Mädchen-WG“, später als Schauspielerin in Filmen. Im Jugendensemble des Berliner Friedrichstadtpalasts lebte sie ihre Liebe zum Tanz aus– bis ihre YouTube-Videos sie den Platz dort kosteten. Ein vermeintlicher Rückschlag, der ihr letztlich Auftrieb gab: Heute hat der Kanal 800.000 Abonnent:innen (plus die 1,7 Mio. bei TikTok ). Eines ihrer frühen Videos aus 2018 zeigt die 16-jährige Kayla, wie sie aus ihrem Tagebuch vorliest: „Meine Strategie: Bereue nichts, was du gesagt hast oder getan hast. Tue nichts, was du bereuen wirst.“ Drei Jahre später spricht sie in einem Clip mit dem Titel „mentale Probleme nach Lockdown“ von „einer der schlechtesten Phasen meines Lebens“, über die FOMO ihrer Generation und vernachlässigte Karrierepläne. Und dann vor einem Jahr der große Knall: „Was wirklich bei Rammstein Afterpartys passiert“ ist mit 6,2 Millionen Aufrufen ihr meistgeklicktes YouTube-Video, mit dem sie zur Stimme im Skandal um die Missbrauchsvorwürfe gegen Sänger Till Lindemann wurde. Die Folge: eine einstweilige Verfügung. Doch Kaya Loska, wie die gebürtige Berlinerin mit bürgerlichem Namen heißt, lässt sich nicht den Mund verbieten. Mit ihrer „Ist mir doch egal, was andere denken“-Attitüde und hippen Y2K-Ästhetik ist die 22-Jährige ein Role Model für die Gen Z und beweist, dass Feminismus und freizügige Styles sich längst nicht mehr ausschließen. Als Musikerin macht sie Mut, sich den eigenen Abgründen zu stellen, ohne die Hoffnung zu verlieren – ganz im Sinne ihres eigenen Lebensmottos „Bereue nichts“.
Text: Laura Kunkel