Hotlist 2024: Die spannendsten Newcomer:innen des Jahres
Von The Last Dinner Party über Chappell Roan bis hin zu Fat Dog: Von diesen 13 Artists erwarten noch einiges.
Judeline: Selbstliebe-Kurs auf Spanisch
Eigentlich wollte die andalusische Art-Popsängerin Judeline bloß nicht viral gehen. Dann teilte Rosalía einen Track von ihr. Jetzt spricht nichts mehr gegen die Hauptbühnenslots der nächsten Festivalsaison.
Mit 17 Jahren fing Lara Fernández an, ihre eigenen Tracks zu schreiben. Inzwischen bringt die 20-Jährige unter dem Künstlerinnennamen Judeline gesanglich so versierte Popstücke heraus, dass es anderen Sängerinnen schwerfällt, bei so einer steilen Lernkurve nicht komplett auszurasten vor Neid. Dass die in der spanischen Hafenstadt Cádiz aufgewachsene Musikerin in ihrer Heimat bei Kolleginnen wie Rosalía Eindruck macht (die pushte online ihr Lied „Otro lugar • Des- pertar“), hilft natürlich auch. Genauso wie der Umstand, dass Judeline direkt erstmal Shakiras Song „La Tortura“ coverte und dabei dem spanischsprachigen Hit ihren ganz eigenen Gen-Z-Twist gab.
Doch Judeline bockt der Stardom und die Jagd auf Viral-Videos nicht. Und auch die Vergleiche mit Rosalía führen nicht weit. Sie macht ihr eigenes Ding: Sie stellt den Einfluss von traditionellen, andalusischen Folklore-Soundwelten, mit denen sie aufwuchs, verstärkt heraus und übersetzt ihn mit New-Pop-Elementen für sich passend in fragil-wohlklingende Selbstliebe-Oden. Die meist minimalistisch gehaltenen Beats ihrer Songs sind Club- wie Festival-tauglich, in den Premium-Bereich schafft sie es aber vor allem wegen ihres Gesangs. Denn Judelines Stimme ist wie ein besonders hartnäckiger Nebel – geht in alle Richtungen, breitet sich aus, bleibt lange haften und hebt sie in jedem Fall von allem anderen ab. Authentizität und ihr unklassifizierbarer Stil werden sie weit bringen.
Woher: Andalusien
Für Fans von: Rosalía, FKA Twigs, Bad Gyal, Sevdaliza
Anspieltipp: „2+1“
Neue Musik: nichts bekannt
Live: bestätigt ist bisher nur das Sónar Festival (Barcelona) im Juni
(Hella Wittenberg)