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Hotlist 2023: Die spannendsten Newcomer*innen des Jahres


Von Domiziana und Nina Chuba über Armani White bis Tara Lily: Die folgenden 16 Newcomer*innen werden (oder sollten) das Popjahr 2023 geprägt haben.

Glaive: Durchdrehen im Kinderzimmer

Im Lockdown war dem 17-jährigen Ash Gutierrez so langweilig, dass er mit dem Kopf gegen die Wand rannte. Als Glaive ist er jetzt dabei, zum neuen Hyperpop-Darling zu werden.

Eine Homestory mit dem legendären „Interview Magazine“ im Kinderzimmer – das beschreibt die Situation, in der sich Glaive
wiederfindet, ziemlich genau. Zwischen Mama, Teenage-Angst und Popstar. Die Wände vollgekritzelt mit Texten und kindlichen
Zeichnungen – und dabei längst Millionen Streams auf Spotify. Doch auch wenn er noch nicht so richtig im Mainstream angekommen ist, steht Ash Gutierrez aus der US-Kleinstadt Hendersonville für eine neue Art von Artist. Denn seine Karriere startet im Lockdown.

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Im Frühjahr 2020 fabriziert er in seinem Zimmer am Laptop erste eigene Songs, die er auf Soundcloud stellt. Hochgepitchte
Tracks, keiner über zwei Minuten, mit Titeln wie „Life Is Pain“, „Sick“ und „Pissed“. Dazwischen hämmert er vor Langweile mit
dem Kopf gegen die Wand, wie er in der „Interview“-Story vom vergangenen Jahr erzählt. Woraus dann auch wieder ein Song wird: „I Wanna Slam My Head Against The Wall“. Lo-Fi-Gitarrenstrumming, Cloud-Rap-artiger Auto-Tune-Gesang, dann hyper-ekstatischer Electro-Pop mit gnadenlos eingängigem Refrain. Allein sein, sich nach emotionaler Nähe sehnen und doch davor fürchten, das Gefühl, gleich durchzudrehen – das ist typischer Glaive-Stoff. „I’m on the brink of insanity inside my own home.“

Genau wie sein Style, zwischen androgynem 90s-Skater-Kid und Joey Ramone der Gen Z, setzt sich sein Sound aus vielfältigen
Einflüssen zusammen: Indie-Rock, EDM, eine Art Emo-Pop-Punk, um nur ein paar zu nennen. Dieser Eklektizismus hat ihm das Label „Hyperpop“ eingebracht – dessen Vertreter*innen vor allem eint, dass sie die Bedingungen der heutigen Pop-Produktion auf die Spitze treiben. In einer Gegenwart, in der so ziemlich jeder Song, der jemals veröffentlicht wurde, zugänglich ist, nimmt man sich logischerweise alles, was man braucht. Aber wenn zum Beispiel Hyperpop-Superstar Charli XCX sich bei 90s-Pop bedient, heißt das nicht, dass sie darin aufgeht. Sie zitiert, verfremdet, vermischt, ironisiert, reflektiert, und vor allem: übertreibt. Bei gleichzeitiger Affirmation und Distanzierung entsteht so eine extrem eingängige Meta- beziehungsweise Hyper-Version davon.

Für den Teenager Glaive ist dieses im Pop ja nicht grundsätzlich neue, aber unter den heutigen Bedingungen perfektionierte
Verfahren selbstverständlich. Weshalb er seine Songs nicht als Hyperpop, sondern als „straight-up pop“ bezeichnet. Die neuesten
Singles klingen eher nach straight-up Indie-Rock. Aber das kann sich jederzeit wieder ändern.

(David Numberger)

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Woher: North Carolina
Klingt wie: Lil Peep, 100 Gecs, The 1975, Machine Gun Kelly
Anspieltipps: „I Wanna Slam My Head Against The Wall“,
„Minnesota Is A Place That Exists“
Neue Musik: das Debütalbum I CARE SO MUCH THAT I DON’T CARE AT ALL soll bald erscheinen