Hotlist 2017: Klangstof machen Dream Pop, nur mit richtigen Songs
Achten Sie nicht auf den norwegischniederländischen Bandnamen! Achten Sie auf das „Coldplay“ und das „Radiohead“ in diesem Text! Und die Lärmschleifen! (Und den Bonustrack!)
Beim Stichwort „Dream Pop“ wird es manchen Menschen gleich ganz neblig im Kopf. Ja, es gibt zu viel Schichtmusik dort draußen, die aus Gitarreneffektgitarren und Synthesizern mit durchgetretenem Sustain-Pedal in die Welt suppt. Klangstof, diese wie von Ikea-Produktentwicklern benannte norwegisch-niederländische Kapelle (kombiniert aus dem norwegischen Wort für „Echo“ und dem niederländischen für „Staub“), ließe sich wunderbar mit „Dream Pop“ labeln – doch bei ihr kommen richtige Songs dabei heraus.
Den Einfluss von einschlägigsten Artrockern wie Radiohead und Mercury Rev versucht Band-Architekt Koen Van De Wardt, der zuvor bei der in den Niederlanden berühmten Band Moss an der Gitarre Dienst tat, erst gar nicht zu kaschieren. Der progressive Ansatz von Klangstof ist allerdings verspielter. Man könnte es fast niedlich nennen, was da an Melodien und flirrenden Tönen durch die mittelschnellen, melancholischen Songs kullert. Außerdem yorkelt Koen nicht, sondern summsingt wie ein Chris Martin früh um vier in seinem Learjet 10.000 Meter über dem im Mondlicht glitzernden Meeresspiegel.
Macht in der Mischung einen Act mit ordentlich „Potenzial“, wie man so sagt. Zum Beispiel beim Reeperbahn-Festival im September. Nachschub an Bands, die sich mit hängenden Köpfen aus konkreten Songs schreitend in handgelärmte Schlaufen verstricken, ohne dass Sequencer, der Mann am Mischpult oder das Publikum wissen, wann genau das wieder aufhört, können wir tatsächlich gerade gut brauchen.
Klangstofs Debütalbum CLOSE EYES TO EXIST ist am 27. Januar 2017 erschienen. Die deutsche Version kommt mit dem Bonustrack „Resume“ daher, den Ihr hier und jetzt ebenfalls hören könnt:
Klangstof live in Deutschland:
21.02.2017 – Köln, Studio 672
24.02.2017 – Berlin, Fluxbau