Hotlist 2017: Haiyti könnte die Königin des „neuen“ Deutschrap werden
HipHop, der radikal anders klingt – und trotzdem Mainstream-Appeal besitzt. Gut möglich, dass die Hamburgerin in diesem Jahr die Königin des „neuen“ Deutschrap wird.
Deutschsprachiger HipHop ist in den vergangenen zwei, drei Jahren ein paar Mal scharf abgebogen. Hat sich vergnügt im Kreis gedreht und dabei die muckerhafte Patina, die sich mit der Zeit über jedes Genre legt, abgeschüttelt. Money Boy, den alle zunächst für einen Witz hielten, LGoony, Young Hurn: Das Genre hat mittlerweile seine eigene Jugendbewegung, die mit den Altvorderen musikalisch nicht mehr viel zu tun hat, was keinesfalls fehlende gegenseitige Wertschätzung bedeutet: Haiyti etwa wurde von Haftbefehl und Xatar auf deren aktuellem Album DER HOLLAND JOB gefeatured.
Am 27. Januar erscheint nun die neue EP der Kunststudentin, die eigentlich Ronja Zschoche heißt, eine Zusammenarbeit mit dem Produzentenprojekt Die Achse. „Sie fragen mich, ob ich was weiß. Sie fragen mich, ob ich was weiß. Ich trink meinen Whiskey auf Ice. Die Zeit kann vergehen, du bleibst“, rappt sie hier. Auf den ersten Blick erschließt sich das überhaupt nicht, besitzt aber dennoch eigenartige Gefühlstiefe. Genau das ist vielleicht die Klammer, die alle Songs zusammenhält. Ein paar hingerotzte Claims, bisweilen völlig verplant wirkende Hilferufe aus dem Auto-Tune-Off und eine ungeheuer starke Bildsprache. Aus alldem formuliert Haiyti Wahrheiten, die weit über den HipHop hinaus strahlen, deren Gestus dem Punk nahestehen, die aber durchaus auch die Basis für riesige Pophits bilden könnten. Aber wer weiß, ob Haiyti das überhaupt möchte.