Höhenflug


Sänger Scott Weiland, hauptamtlich bei den Stone Temple Pilots, versucht sjetzt solo - und hebt prompt ab.

Wer Medikamente schluckt, um das Wasser in seinem Körper abzubauen, muß ständig zur Toilette. „Ich war nie sonderlich glücklich“, sinniert Scott Weiland hinter verschlossener WC-Tür. „Dann habe ich Heroin entdeckt. Leider bringt es mir inzwischen nichts mehr, sonst würde ich mir jetzt einen Löffel voll erhitzen.“ Scott Weiland hat viele Macken. Dabei ist der zwanghafte Reinigungsdrang noch die harmloseste. Als Rockstar residiert er standesgemäß in einem Nobelhotel in Beverly Hills und wird hofiert wie ein König. Interviews mit dem egozentrischen Endzwanziger sind denn auch ein Balanceakt zwischen Selbstbeherrschung und aufrichtigem Mitleid für einen Mann, der ständig die Titel seiner eigenen Songs vergißt. Da hockt er nun, der arme Kerl, trägt einen feinen Maßanzug, raucht wie ein Schlot und verdrückt literweise Kaffee – bis zu 25 Tassen am Tag. Offen spricht er nach eben überstandener Drogentherapie über seine gescheiterte Ehe und die Kollegen von den Stone Temple Pilots, die sich derzeit unter dem Namen Talk Show verdingen. „Robert und Dean sind viel zu talentiert, um mit einem durchschnittlichen Sänger wie Dave Coutts zu arbeiten. Kein Wunder, daß das Album gefloppt ist.“ Scotts Mutter, eine ältere Dame im eleganten Kostüm, erscheint mit einem Teller Kekse. Doch Weiland will sein Solo-Debüt „12 Bar Blues“ vorspielen. Er spielt Luftgitarre und brüllt durch den Raum: „Ich liebe Krach! Die Pilots haben immer nur blöde Led Zep-Riffs gespielt. Dabei gießt er sich Kaffee nach – so lange, bis der teure Teppich etwas abkriegt. Ein Fall für Mutti. Die steht sofort Gewehr bei Fuß, derweil Scott wieder zum Wasserlassen entschwindet. Danach: schwärmerische Ausführungen über seinen neuen Guru Daniel Lanois. Der tritt auf „12 Bar Blues“ nicht nur als Produzent und Gitarrist in Erscheinung, sondern ist demnächst auch noch Scotts Mitbewohner: „Wir wollen uns ein Penthouse in den Hollywood Hills zulegen und noch mehr tolle Songs schreiben.“ Doch das ist längst nicht alles. In den nächsten Monaten gedenkt Herr Weiland gar, ein Musical zu komponieren, zu modeln und zu schauspielern – möglichst für Tarantino oder für Coppola: „Meine Traumrolle wäre die eines schwulen Vergewaltigers.“ Wir sind gespannt.