Hirnflimmern: Autorenreferenzialitatsblues


Wenn Sie sich erinnern: Letztens erzählte ich von den unheimlichen Pur-Fans, die mich so gegruselt haben: normale, liebe Menschen, eigentlich. Jetzt wurde ich in dieser Hinsicht mit einem Fall konfrontiert, der altes schlägt: zwei Frauen, Ende 20, humorig, sympathisch, die – ich wünschte, das Gespräch wäre nie darauf gekommen – in ihrer Freizeit erklärtermaßen Rondo Veneziano hören. „Weil das so entspannend ist.“ Rondo Veneziano. Weil das einfach so entspannend ist. Das Schlimmste: Der Kern meiner Bestürzung ist wohl mein dunkles Geheimnis, das ich seit Dekaden verdrängt glaubte. Dass ich nämlich für einen Augenblick in meiner Juge… Kindheit. Dass ich für einen flüchtigen Augenblick in meiner frühen Kindheit Rondo Veneziano mal, äh, irgendwie okay fand. Ich weiheiß, dass man damals schon die Smiths hätte lieben können, aber die traten nicht bei Frank Elstner in „Wetten dass“ auf.

Themawechsel. Es gilt ja gottlob noch das 2. Kallbrunner Pop-Symposium anzusprechen, zu dem Kollege Ernst und der Raketenkonstrukteur Det B. nebst CDs angereist waren. Und das zugegebenermaßen in eine Art Festival der Alten Musik ausartete. Gleich zu Beginn ist die Expertenrunde überfragt: Wie hieß noch der Heartbreaker, der so Waddy-Wachtel-mäßig überall mitspielt? Komischer Name, Bing Genscher oder so… Lexikon her: Benmont Tench! Zum musikalischen Auftakt sorgt Ernst mit Grace Slicks und Paul Kantners „Baron von Tollbooth and the Chrome Nun“ für Verwirrung. Astreiner Plattentitel, aber die Stick weckt das Baby vom Besuch nebenan auf. Dann Det mit David Lindley. Ist das nicht auch einer von diesen Waddy-Wachtel-Typen? Klar, das ist die Oberwachtel, „war überall dabei“. Diese inzestuöse LA.-Szene. Hier: Randy Newman, der Verehrenswerte, bei dem war Waddy auch viel am Start. Wer nicht unterschreibt, dass „Guilty“ einer der größten Songs der Menschheitsgeschichte ist, kriegt kein Bier mehr. Bier? Hoho! Ernst zieht den Obskuritäts-Trumpf: Wingless Angels, ein verwegener Rastafari-Männerchor, Mentor: Keith Richards. „The relotionship dates back fo 1972“, erzählt das Booklet, „when theymet on Mammet Bay beaches, where Brother Keith was restlng from his labours.“ Jessas, man mag sich gar nicht ausmalen, wie das 1972 ausgesehen hat, wenn Brother Keith von seinen labours restete. Aber schöne Gesänge von den Herren, sehr entspannend. Und mindestens so toffe Frisuren wie Rondo Veneziano. Seufz.