Hirnflimmern
Platz!
Ich komme grade aus Berlin zurück, und man fragt mich, ob ich viel gesehen hätte. Das Brandenburger Tor zum Beispiel? Der Platz vor dem Brandenburger Tor, wissen die Kollegen-sie haben wohl in der Zwischenzeit was gelesen; man kann ja keine drei Tage wegfahren, dann lesen sie schon wieder Zeugs und lassen sich Flausen in den Kopf setzen -, ist von den Deutschen (d.h. von Ihnen) zur ihrem (d.h. Ihrem) Lieblingsplatz erkoren worden. Also „Platz“ im Sinne einer freien Fläche zwischen Gebäuden, nicht als „place“, wie im Englischen. Let’s go to my place. My place wäre momentan sicher nicht der liebste der Deutschen, so wie’s da aussieht wie bei Sau.
Man hört das mit dem denglischen „Platz“ ja immer öfter-zu meiner Irritation auch von Superpunk auf ihrer neue Platte, wenn sie da singen „Hamburg ist der Platz für dich“. Ich weiß nicht. Vielleicht ist ja der Fischmarkt-Platz oder der Binnenalsterwasserplatz oder der Schlumpplatz oder wie Plätze in Hamburg heißen, der Platz für mich oder irgendwen. Aber das ganze Ding?
Jedenfalls ist der Platz vor dem Brandenburger Tor der Lieblingsplatz der Deutschen. Der zweitliebste Platz der Deutschen, hört man, ist der Platz vor dem Kölner Dom. Jetzt habe ich nicht ganz vor Augen, wie geil der Platz vor dem Kölner Dom aussieht(ich erinnere mich dunkel an viel Pflaster und Betonblumentröge, richtig?); in jedem Fall darf man annehmen, dass der Platz vor dem Kölner Dom ein Stück weit davon profitiert, dass der Kölner Dom direkt daneben steht. Und der macht ja doch einiges her. Der reißt viel raus für den Platz vor dem Kölner Dom, der Kölner Dom. Der kompensiert das ein oder andere Defizit, das der Platz vor dem Kölner Dom unter Umständen aufweist, der Kölner Dom.
Wie heißt denn der Platz vor dem Kölner Dom eigentlich? „Unter Fettenhennen“, bringt sich Kollege Rehm unvermittelt und etwas kryptisch in die Konversation ein. „Da hob ich mal gewohnt.“ Äh? Guter Mann, uns interessiert hier und jetzt nicht, in welchen WC-Verhältnissen du dich schon rumgetrieben hast-abgesehen davon, dass das wirklich ein sehr, sehr chauvinistisches Statement ist-, sondern vielmehr, wie der Platz vor dem Kölner Dom heißt.“Nein“, winkt Rehm ab,“der Platz heißt so! „Unter fetten Hennen? Aber klar doch. Naa, insistiert Rehm, wenn nicht direkt der Platz, so doch eine Straße, die direkt vordem Dom davon abgeht. Und da hat er mal gewohnt. „Unter Fettenhennen. Zwei Wörter, Fettenhennen in einem Wort.“ Jetzt sind wir doch richtig baff. Unter Fettenhennen. So nennt doch- mit Verlaub-kein Schwein eine Straße. Woher soll das bitte kommen? „Es gibt ja auch Straßennamen wie,Am Fuchsbau‘ oder so“ gibt Kollege Gadze zu Bedenken, ja gut, aber dann war da halt früher mal ein Fuchsbau oder wenigstens eine Räuberspelunke, die „Der Fuchsbau“ hieß. Aber „Unter Fettenhennen“? Da saßen mal Fettehennen auf einem Zaun und darunter haben sie die Straße durchgebaut, oderwie? Entschuldigung, das ist absurd.
Wir können es uns nur so erklären, dass dem Kölner Magistrat irgendwann klarwurde, dass seine Stadt ein bisschen mehr buzz braucht, und da haben sie sich „ohne Denkverbote“ auch mal die Straßennamen vorgenommen und den einen oder anderen eben ein bisschen aufgepeppt. Aber man steckt da ja nicht drin… In diesem Moment kommt Kollege Sailer herein, hält ein aktuelles Foto von Led Zeppelin hoch und stellt a whale of a question: „Hey, was geht’n eigentlich mit Jimmy Pages Harn'“ Oida, das weiß ich nicht Ich würde sagen, der pisst ihn raus und spült ihn runter, genau wie andere Leute auch. Ach HAAREN? Du meinst,weil die so weiß sind?Ja mei, der färbt sie halt nicht mehr. Check das mal aus.