Hirnflimmern


Rock'n'Roll Confidential Bürokoller.

Kayden Cooper hat mir gerade eine E-Mail geschickt. Betreff: „Don’t Worry.Be Happy“. Und jetzt kommt dann gleich der wirklich sehr nette Mann von der Reinigungsfirma rein, leert meinen Papierkorb aus (er ist so beinahe gnadenlos nett, dass er vorher immer fragt, ob er meinen Papierkorb ausleeren DARF, was mich jedes Mal aufs Neue verunsichert, weil ich mich frage, ob ich ihm etwa irgendwann einmal irgendwie aus Versehen zu verstehen gegeben habe, dass es mir total auf den Sack geht, wenn er pausenlos meinen Papierkorb ausleert, aber hey. Was soll der Geiz, leer aus, das Ding und wünscht wieder einen „schönen Feierabend“. Ich glaub, ich würge ihn, den netten Mann, wenn er mir heute wieder einen schonen Feierabend wünscht. Ich hab keinen Feierabend, das sieht man doch, oder sieht man das nicht, weil das Heft wieder nicht fertig werden will. Und Kayden Cooper, die alte Sumpfkuh, kann sich ihren Spam auch auf den Hut hinaufstecken! Diese Nachtschichten sind nicht gut fürs Nervenkostüm. Aber da, grad zur rechten Zeit: eine Mail mit einem Witz drin, von Pana. Es ist ein Bono-Witz, der erste, der mir unterkommt. Oder kennen Sie Bono-Witze? Dann bitte her damit. Der hier geht so:

U2 spielen ein Konzert. Es ist super, die Stimmung ist grandios, sie gehen ab, sie rocken und hymnisieren, und Bono hat schon ein paar nachdenklich machende, aber auch voll mitreißende Ansagen gemacht. Wieder klingt einer ihrer unvergänglichen Superknaller aus, und nun bittet Bono die Tausende um etwas Besonderes: „Ich möchte euch einen Moment um absolute Ruhe bitten“, sagt er mit dramatischem Ton und fängt an, in die Hände zu klatschen. Ganz langsam, alle zwei Sekunden: Klatsch. Allmählich klingt das Gejohle der Fans ab. Klatsch. Nur noch ein wenig Gemurmel. Klatsch.Jetzt hängen sie an seinen Lippen. Klatsch. „Seht her, Leute“, sagt Bono in die gespannte Stille hinein, weiter klatschend. „Stellt euch vor:Jedes Mal, wenn ich in die Hände klatsche, stirbt in Afrika ein Kind, jedes Mal, wenn ich in die Hände klatsche‘.“ Da schallt eine Stimme aus der ersten Reihe: „ja, dann hör halt auf damit, du Arsch!“

Es ist so, dass ich mir erlaubt habe, den Witz a) zu übersetzen und b) überhaupt erst als Witz zu erzählen. In der Mail ist er nämlich-noch dazu in der Vergangenheitsform, was ja ganz schlecht ist für Witze – als authentische Konzertanekdote (aus Glasgow) kolportiert. Das wäre natürlich sensationell, aber 0,26 Sekunden Googeln klären auf, dass die Geschichte tatsächlich eine „Urban Legend“ ist und auf den „Make Poverty History“-Spot von 2005 zurückgeht, in dem Prominente -mit derselben Message -mit den Fingern schnippten, über den dann irgendein Comedian die nämliche Pointe riss, die dann offenbar ein freischaffender Witzeschmied in die kursierende „Konzertanekdote“ umdichtete. Ich biete nun also diese deutschsprachige Version an, die man, wie ich finde, erzählen sollte, ohne die Fiktionalität der Geschichte zu kaschieren. Und ich finde, der Witz gewinnt eine schöne zusätzliche Nuance, wenn man beim Erzählen dem Zwischenrufer einen leicht entrüsteten Tonfall gibt. Aber das ist Geschmackssache.

Ach. U2. Da fällt mir immer die Story-Idee ein, die ich mir mal notiert habe, für einen freakigen CGI-Trickfilm mit Musik-Appeal, von Pixar oder so: „Livin‘ on The Edge-Das Rock’n’Roll-Confidential einer irischen Kopflaus“. Hahaha! Und davor könnte man den schrägen Kurztrickfilm,.DerTod im Eisfeldt“zeigen, wo’s drum geht, was passierte, als Jan Delay einmal Antibiotika nahm. Und natürlich „Tod auf dem Neil“, als Neil Young damals mit einem Schlag an den Hals vier Moskitos auf einmal erwischte. Ahaha! Und natürlich …Was denn?