Hirnflimmern
Dr. No Way in: Zahlenspiele bringen uns jetzt auch nicht weiter
Zu begehende bzw. erinnernde Jubliläen in letzter Zeit: Die Rolling Stones sind 40. Der erste James Bond kam vor ebenfalls 40 Jahren, der Tonfilm ist 75 geworden. Und Holger 27. Das Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt a.k.a. der Beginn der Kohl-Ära ist 20 Jahre her. Das Misstrauensvotum gegen Mick Jagger und Keith Richards muss auch ungefähr in dem Dreh gewesen sein, aber da kam damals keine Mehrheit zustande, und die Stones mutierten einfach selber zu einer Art Helmut Kohl: Riesig, dräuend, unwegkhegbar. In dem Jahr, in dem sich die Stones gründeten, planschte Sean Connery mit Ursula Andress auf der Insel von Dr. No herum und stellte sich einer todbringenden Höllenmaschine, die aussah wie ein Schauwagen beim Faschingszug in Neheim-Hüsten (diesen Namen benutzt Kollege Hofacker immer als Chiffre für „tiefe Provinz“; ich nahm bislang an, es sei ein Fantasiename; mehr dazu gleich). Als sich die Stones gründeten, gab es den Tonfilm noch nicht so lange wie heute sie selbst. Die Glühbirne – die heuer 123 Jahre alt wird, was übrigens auch eine schöne Zahl ist – war damals immerhin schon 83. Die Rolling Stones sind ein Drittel so alt wie die Glühbirne. Das ist alt.
27 auch etwas. Zur moralischen Unterstützung von Freund H. also nach Berlin-Neukölln gefahren. Factfile Neukölln: Beim letzten Besuch dort wurde mir das Autoradio geklaut, ein neues ist bislang nicht installiert, was die musikalische Untermalung der 500-Kilometer-Anfahrt auf ein krass unbefriedigendes Minimum reduzierte (Jennifer Rush aus den Deckentautsprechern der Raststätte Frankenwald). Vor 25 Jahren, der Tonfilm begoss seinen 50., Roger Moore war „Der Spion, der mich liebte“ und Keith Richards in Toronto mit einer Apotheke im Koffer verhaftet worden, nahm David Bowie ein depressives Instrumental namens „Neuköln“ auf (das zweite L sparte er auf). Darüber hinaus ist Neukölln Partnerstadt von Nashville und – exakt – Neheim-Hüsten. Was von beiden jetzt seltsamer ist, kann ich nicht entscheiden. Wir ersparten uns jedenfalls die Countrykneipe „Nashville Inn“ und versuchten stattdessen eine Pilgerreise zum Grab von Nico, die in Grunewald beerdigt ist. Auf einem anderen Friedhof als dem, den wir aufsuchten, wie sich herausstellte, aber ein warmer Gedanke war bei Frau Päffgen. 1967, vor 35 Jahren („… Satanic Majesties…“, „Man lebt nur zweimal“) erschien „The Velvet Underground And Nico“. Und das ist auf jeden Fall mal ein Jubiläum, das man nicht andächtig genug feiern kann.