Hirnflimmern

Ah, die Rockmusik und ihre großen Klassiker. Werke von solchem Facettenreichtum, dass es immer noch mal etwas Neues zu entdecken gibt. Ah, Pink Floyd, große Helden. Schicht um Schicht gelagert, aurale Gemälde von meisterhaftem Strich. Ist noch jemandem bisher nie der Rülpser bei Sekunde 43 von „Wish You Were Here“ aufgefallen? Na gut, vielleicht ein Räuspern, ein räusperndes Rülpsen. Atmosphärisches räusperndes Rülpsen. Auf jeden Fall ein unhöflich feuchtes Geräusch vor so einem zarten Liedlein. Der schönste Einsatz von atmosphärischem Rülpsen in zumindest meiner jüngeren Erinnerung ist aber der alte Campari-Spot mit der wollüstigen Wermut-Hexe im Fahrstuhl. Der gar so spacige Soundtrack enthält ein für brünftige Atmo zuständiges Klang-Element, das sich anhört, als würde Darth Vader eine ganze Flasche warmes Überkinger auf einmal aufstoßen. Boaarrr-rrpp. Die können ja heute mit dieser ganzen Digital-Technik die unwahrscheinlichsten Sachen machen mit so einem Rülpser. Weil gerade jemand Fahrstuhl gesagt hat: Wenn man alt ist und bei Niels Rufs“Kamikaze“ nachdenklich wurde, wie es soweit kommen konnte, dass die peinlichen Typen aus der Parallelklasse.die auf dem Schulhof mit ihren widerlichen Witzen immer die Mädchen vergraulten, plötzlich Fernsehsendungen machen, konnte man sich Anfang Juni mal ein bisschen verstanden fühlen. Da hat nämlich Viva-Aufseher Dieter Gorny seinen Taschen-Frechdachs am Kragen genommen, in den Fahrstuhl gesetzt und „Erdgeschoss“ gedrückt – ausgekrasst. War ja auch mal gut. Kommt jetzt die Revolution von oben gegen den Mindersinn? Naja. Bei „Big Diet“ moderiert jetzt Jenny Elvers, deren Schwangerschaft ihren Horizont irgendwie total erweitert hat. Margarethe Schreinemakers wird wieder in eine Kiste getan und erst neu aufgepumpt, wenn in 17 Jahren mal wieder jemand eine angemessen steile Show-Idee hat. Weil da gerade jemand Treppenhaus gesagt hat: „Stairway To Heaven“ ist also der nunmehr feierlich enthüllte Lieblings-Song der ME-LeserInnen. Ein schönes Lied. Nun soll man aber auch die Schattenseiten des Lebens im Blick behalten, und so sieht sich das dem steten Mahnen verpflichtete Ressort Unkenruf & Nörgel in der Pflicht, in einer inoffiziellen E-Mail-Umfrage die All-Time-Leserlnnen-Gurke 2001 zu ermitteln. Welche Band, welche Sängerin, welchen Act finden Sie so richtig für die Fische? Schreiben Sie Ihre fünf Hässlinge auf (bitte keine üblichen Verdächtigen der Marke Modern Talking, Pur, Goombay Dance Band, Bush etc.) und mailen Sie an redaktion@musikexpress.de, Betreff „Meine Gurken“. Zu gewinnen gibt’s nix, hier ist Idealismus gefragt. Ihre Stimme zählt! Herzlichen Dank.