Hirnflimmern


Sei dort oder sei quadratisch: Die Parties anderer Leute

Selbst schuld: Wenn man so tierisch schräg drauf ist, in der – letztlich enttäuschten -Hoffnung auf spaßiges Spektakel zum Rammstein-Konzert zu gehen, muss man miterleben, wie die irrsinnige Combo um Unsänger Till Lindemann zusammen mit ihrem support act, den Crossover-Untoten Clawfinger, mit einer Coverversion von „Pet Sematary“ den verstorbenen Joey Ramone zu Schanden tributiert. Und derClawfinger-Typ trägt dazu noch ein Zappa-T-Shirt. Die Nacht der rotierenden Toten. Apropos Parties anderer Leute: Man darf sich als im Glauben wankelmütiger Möchte-gern-Fußballfan FC Bayern-Endspiele nicht in überfüllten Räumen mit Großleinwänden ansehen, in der Absicht, insgeheim gegen die Beckenbauern Daumen zu drücken. Binnen kurzem wird man – zumindest temporär – konvertieren und später zwischen lebenden Winkelementen über die Leopoldstraße staksen. Ich habe Männer vor Ampeln in Jubel ausbrechen sehen, jedesmal wenn sie auf Rot schalteten! Nein, stimmt nicht. Wäre aber denkbar gewesen. Und da haben wir’s uns gedacht. Apropos FC Bayern: Dessen größter, überflüssigerweise erklärter Nicht-Fan, der Lothar Matthäus des Deutschpunk, Campino, hat beim groß anposaunten Hosen-Konzert auf Kuba gerüstkletternderweise eine Glaslampe zerdeppert, worauf die Behörden zack-zack das Gelände räumten. Gut, kann mal passieren. Aber die peinliche Patschhändigkeit in ausführlichen Wichtigwichtig-Pressemitteilungen an die Öffentlichkeit zu wedeln? Wenn das Punk ist, muss man es mir nochmal genau erklären. Nochmal apropos Parties anderer Leute: Hat jemand in der letzten Zeit Fünf Sterne Deluxe live gesehen? Ich wage zu behaupten: Kann gar nicht sein. Bin ich mir doch fast sicher, Herrn Marcnesium vorgestern in kompromittierender Situation im TV gesichtet zu haben. Mit method-actor-mäßig angefressener Wampe und einer Schein-Identität als Deutschrock-Fan Michael saß er da bei der scheinbar gefriergetrockneten Margarethe Schreinemakers auf der „Big Diet“-Couch und stellte sich doof. Und das tu ich jetzt auch: Freue mich darauf, wie Undercover-Nesium diesen widerlichen Zyniker-Laden bald “ Wetten dass?“-Stiftelecker-esque hochgehen lässt, und ignoriere einfach die Tatsache, dass in unserer langweiligen Parallelwelt hier der dicke Michael in Wahrheit natürlich der dicke Michael ist. Seufz. P.S.: Hie und da keimt Hoffnung. Jetzt will Moses P. die Auslieferung der Duett-CD des beliebten Komik-Arbeiters Michael Mittermeier (wir berichteten) gerichtlich unterbinden, weil sie einen rechtlich ungeklärten Gesangsbeitrag seines Ex-Schützlings Xavier Naidoo enthält. Das hört sich doch nach einer unterstützenswerten Initiative an. Wie wäre es, wenn die Drei ihr Problem auf einer ausgedehnten Dampfer-Passage nach Feuerland ausdiskutierten? Lasst euch ruhig Zeit, Männer!