HipHop-Recap: Mit Tyler, The Creator, Snoop Dogg & Dr. Dre
Snoop Dogg & Dr. Dre liefern Details zur Kollab-LP & Tyler, The Creator releast den Nachfolger von CALL ME IF YOU GET LOST.
Was war das für eine Woche? Innerhalb einiger Tage machten es Snoop Dogg und Dr. Dre ernst und verkündeten endlich das feste, neue Veröffentlichungsdatum ihres gemeinsamen Albums MISSIONARY und Tyler, The Creator veröffentlicht nach zwei Jahren seine achte Solo-LP – und das random an einem Montag. Der US-Rap bot viel Input in wenigen Tagen: Wir haben es für euch sortiert.
Tyler, The Creator – CHROMAKOPIA
Zuletzt veröffentlichte Tyler, The Creator 2021 sein siebtes Studioalbum CALL ME IF YOU GET LOST, seither flehten ihn seine Fans um eine neue Platte an. Dann passierte alles ganz schnell: Die Rap-Ikone kündigte seine neue LP CHROMAKOPIA an, hinterließ den Album-Opener „St. Chroma“ als Vorgeschmack und veröffentlichte nur wenige Tage später das komplette 14-Track-Ding. Und das einfach an einem Montagmorgen. Aber schlussendlich sprechen wir hier über Tyler, The Creator und wenn jemand dafür bekannt ist, Regeln zu brechen, dann ist es wohl er. Auf X begründete er den gewählten Veröffentlichungstag ganz einfach: „DU KANNST ES DIR ANHÖREN, WENN DU AUFWACHST, DU MUSST DICH NICHT DES SCHLAFS BERAUBEN FÜR ETWAS, DAS DA SEIN WIRD, WENN DU AUFWACHST“. Plus er verschönerte Rap-Fans damit wohl direkt den Wochenstart.
Der CHROMAKOPIA-Tyler
Ganz einfach machte es seiner Hörerschaft allerdings auch nicht. Bereits im Vorfeld spekulierten viele, was hinter CHROMAKOPIA stecken könnte. Schließlich offenbart der 33-Jährige mit jeder Platte eine neue Version von sich selbst und damit auch eine neue Ära. Obwohl das Cover ein sepiafarbenes Bild von Tyler, The Creator mit Maske zeigt, ist der Rapper durch seine vorigen Werke für leuchtende Farben bekannt. Und auch der Titel kam dem trotz Artwork nach, denn „chroma“ ist altgriechisch für „Farbe“. Fans vermuteten ebenfalls, dass sich der Musiker auf die Figur Chroma den Großen aus Norton Justers Buch „Die Abenteuer von Milo“ beziehen könnte. Seine Aufgabe ist es nämlich ein Orchester zu leiten und durch die Musik dafür zu sorgen, dass die Welt in Farben erstrahlt. Was aber tatsächlich der Hintergedanke bei dem Albumtitel war, bleibt bislang unklar. Allerdings scheint es widersprüchlich, vielseitig und doch irgendwie einen doppelten Boden zu haben – und genauso ist auch die Musik.
Die Komplexität
Bis auf den besagten Eröffnungstrack hat Tyler, The Creator das Album komplett selbst produziert und das lässt sich auch heraushören. So erscheinen immer wieder Beats und Melodien, die einen leicht an seine vorigen Werke erinnern lassen. Gleichzeitig kommen neue Einflüssen und Komponenten zusammen, die verschiedene Genres miteinander vereinen. Dicht verbunden und präzise konzipiert, scheint alles seinen bestimmten Platz zu haben: Von den Streicherarrangements bis hin zu den experimentellen Elementen über die energiegeladenen Rock-Einflüsse und fetten Beats. Auch textlich kommen mehrere Facetten des US-Rappers zum Vorschein. So zeigt er sich angriffslustig und teilt in Songs wie „Thought I Was Dead“ mit Zeilen wie: „White boys mocking this sh*t and y’all mad at me / Y’all can suck my dick / Pull up old tweets, pull up old t-shirts, all that, / ’ll moonwalk over that bitch“ ordentlich aus.
Gleichzeitig gibt es auch einen melancholischen Tyler, The Creator, der mehrfach die Stimme einer älteren Dame einbaut, die seine Mutter repräsentiert und ihm Ratschläge gibt. In „Hey Jane“ erlebt man ihn dagegen nachdenklich: Er schildert scheinbar eine persönliche Situation aus der Vergangenheit, in der er angeblich eine ältere Frau geschwängert hat und beide nun überlegen müssen, ob sie das Kind bekommen möchten. Und noch bevor er in Selbstmitleid versinkt, fängt er an über alles genau zu reflektieren. Dabei hebt er einige Ungerechtigkeiten des Kinderkriegens für Frauen hervor: „All die schwersten Emotionen und der körperliche Schmerz/Nur um dem Kind den Nachnamen des Mannes zu geben?“
Schlussendlich ist CHROMAKOPIA ein komplexes und gut durchdachtes Album, auf dem man bei jedem Durchhören eine neue Nuance, eine neue Geschichte oder auch eine neue Seite von Tyler, The Creator entdecken kann.
Snoop Dogg & Dr. Dre – „Gorgeous“
Und gerade wenn man denkt, dass man sich langsam wieder von der Veröffentlichung von CHROMAKOPIA erholt hat, kommen die nächsten Rap-News. Snoop Dogg und Dr. Dre kündigen bereits seit Monaten ihr neues gemeinsames Album MISSIONARY an. In mehreren Interviews gaben sie zwar immer wieder neue Hinweise auf die Platte, aber wurden dabei nie richtig konkret. Umso konkreter wurde es dann innerhalb weniger Tage: Die beiden HipHop-Legenden verkündeten den 13. Dezember als Veröffentlichungsdatum des Albums, zeigten das Cover, die Tracklist und gaben mit einer neuen Single den ersten musikalischen Einblick in das Werk. Für „Gorgeous“ holte sich Snoop Dogg die R&B-Sängerin Jhené Aiko dazu, die seinen lässigen Westcoast-Rapstil um sanften, sexy-angehauchten Gesang ergänzt. Der Song handelt inhaltlich zwar von Lust und Selbstbewusstsein, doch gibt er uns auch einen smoothen Oldschool-Vibe zum Mitwippen.
Snoop Doggs Flow erinnert hier an seine vergangenen Hits, doch könnte MISSIONARY noch einige Überraschungen in der Hinterhand haben. So wird als Feature unter anderem auch Sting bei dem Song „Another Part Of Me“ aufgeführt. Ansonsten häufen sich Gastbeiträge von Rap-Größen wie Eminem und 50 Cent, aber wie soll es auch anders sein, wenn man das 30-jährige Jubiläum von DOGGYSTYLE zelebrieren möchte. Denn MISSIONARY ist der Nachfolger von Dr. Dres und Snoop Doggs erstem und seither einzigem gemeinsamen Album. Und es bleibt spannend, ob aus den 15 Liedern genauso viele Klassiker herauszuholen sind wie bei DOGGYSTYLE (siehe „Nuthin’ but a G’ Thang“, „Gin and Juice“ und „Still D.R.E.“).
Hier die vollständige Tracklist:
- Fore Play (feat. BJ The Chicago Kid)
- Shangri-La
- Outta Da Blue (feat. Dr. Dre und Alus)
- Hard Knocks
- Gorgeous (feat. Jhené Aiko)
- Last Dance With Mary Jane (feat. Tom Petty und Jelly Roll)
- Pressure (feat. Dr. Dre und K.A.A.N.)
- Another Part Of Me (feat. Sting)
- Skyscrapers (feat. Method Man und Smitty)
- Fire (feat. Cocoa Sarai)
- Gunz N Smoke (feat. 50 Cent und Eminem)
- Sticcy Situation (feat. K.A.A.N. und Cocoa Sarai)
- Now Or Never (feat. Dr. Dre und BJ the Chicago Kid)
- Gangsta Pose (feat. Dem Jointz, Stalone und Fat Money)
- The Negotiator