Death-Cab-For-Cuties Chris Walla ist wie eine Telefonwanze: Er hört alles. Am liebsten diese, Seine Lieblingsplatten, aufgezeichnet von Matthias Scherer.
New Order MOVEMENT Dieses Re-Release enthält sowohl einige letzte Joy-Division-Aufnahmen als auch neues New-Order-Material. Die gesamte zweite CD ist Mu-J sik aus ihrer Übergangsphase. Peter Hook versucht da zu singen. Du kannst echt hören, wie die Band herausfinden will, wer sie ist und was sie tun soll. Ich liebe Bernard Sumners Stimme. Er singt eher selten richtig, aber da ist etwas sehr Charmantes in der Art, wie er singt. Manchmal ist er der schlechteste Texter auf diesem Planeten, aber ab und zu trifft er ins Schwarze und schreibt wunderschöne Songs. Sogar auf waiting for the siren’s all waren ein paar tolle Songs drauf.
Air TALKIE WALKIE
Als ich meine jetzige Freundin kennenlernte, war sie ein riesiger Air-Fan. Ich kannte sonst niemanden, der Air wirklich aktiv mochte, aber als pocket symphony herauskam, gefiel es mir, und ich ging von da an rückwärts und arbeitete mich durch ihren Back-Katalog, talkie walkie wurde irgendwann zu meinem Lieblingsalbum. Es ist so obsessiv, so detailverliebt, jedes Teil sitzt an seinem Platz. Ich liebe an talkie walkie, dass es das einzige Air-Album ist, auf dem keine Gastsänger sind. Sie singen alles selbst. Ich mag die Gastauftritte auf den anderen Alben, aber mir gefällt, dass talkie walkie ihr eigenes Ding ist.
PJ Harvey RID OF ME Als ihre erste Platte dry herauskam, war ich 17. Sie spielte nur vier Shows, als sie das erste Mal nach Nordamerika kam, und eine davon war in Seattle. Ich war nicht alt genug, um aufs Konzert zu gehen, und es ist in den USA unmöglich, dich in ein Konzert zu schmuggeln, wenn du nicht alt genug bist. Also zeltete ich vor der Tür des Clubs und hörte mir das Konzert durch die Tür an. Diese Platte ist wohl ihre schwierigste, aber ich liebe es, wie sie langsam brennt und erst nach acht oder neun Songs loslegt. Es ist auch meine Lieblingsplatte von Produzent Steve Albini. Die Plattenfirma sagte damals zu ihm: „Was immer du machen willst, mach es!“, und es wurde dieses krakelige Durcheinander daraus.
Talking Heads MORE SONGS ABOUT BUILDINGS AND FOOD
Zu dem Zeitpunkt, als Talking Heads bei Sire unterschrieben, hatten sie ein Repertoire von ungefähr 25 Liedern. Die Songs, die Toni Bongiovi (Produzent vom Debütalbum talking heads: 77) am besten gefielen, kamen aufs erste Album. Dann lernte die Band über ein paar Ecken Brian Eno kennen, der einen Song für sie geschrieben hatte („King’s Lead Hat“, der schließlich auf Enos Soloalbum beforeand after science erschien). Er hat der Band freie Hand gelassen, an welchen restlichen Songs sie für das zweite Album weiterarbeiten wollten. Weil David Byrne so eine exzentrische Persönlichkeit ist, vergessen die Leute oft, was für ein großartiger Songwriter und Sänger er ist. Diese Platte hat etwas, was keine ihrer anderen Platten hat.
Brian Eno BEFORE AND AFTER SCIENCE
before and after science war die erste Eno-Platte, mit der ich etwas anfangen konnte. Sie ist mit more songs … durch „King’s Lead Hat“, ein Anagramm von „Talking Heads“, verbunden. … science war Enos Vorstellung von der Richtung, in die die Band als Nächstes gehen sollte. Aber ich mag am meisten, wie breit der Horizont ist, den diese Platte abdeckt. Da sind diese riesigen, entspannten Ambient-Klanglandschaften, die Kollaborationen mit den Krautrock-Musikern Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius, aber eben auch große Popsongs. Alle Eckpunkte dieser Platte wirken heute noch nach, sound of silver vonLCD Soundsystem zum Beispiel ist sehr stark von …science beeinfiusst.
Red House Painters RED HOUSE PAINTERS
Ich kenne jede Sekunde dieser Platte in- und aust wendig. Ich habe sie wieder und wieder gehört und so oft auseinandergenommen: Zunächst wegen ihres langsamen Tempos, später habe ich mich damit beschäftigt, wie die Gitarren ineinandergreifen. Dann habe ich die Platte als Song-Liebhaber wiederentdeckt. Ich brauchte ewig, um „Strawberry Hill“ zu entschlüsseln, aber sobald ich den Song verstanden hatte, lernte ich mehr über die persönliche Geschichte des Sängers Mark Kozelek. „Strawberry Hill“ ist dieser billige, beschissene, süße Wein, den man am Kiosk kauft. Die Geschichte handelt von Kozelek, wie er als „Teenage Fuck-up“ von Ohio nach Kalifornien geschickt wurde, um dort den Sommer über bei seinen Cousins zu wohnen. Es ist echt heavy. Er singt auch kaum in dem Lied, sondern spuckt die Zeilen regelrecht aus.
Bell Piaines BELL PLAINES
Das ist ein Typ, den ich über MySpace kennengelernt habe. Dieses Album ist der perfekte Soundtrack, um im Spätsommer durch die Wüste zu fahren, sehr atmosphärisch. Er singt nur auf drei oder vier Songs, der Rest sind Instrumentals. Er ist eigentlich Filmemacher und hat die Musik geschrieben, um sie als Soundtrack für einen Film zu benutzen, den er noch nicht gemacht hat. Deswegen sind die Songs so minimalistisch gehalten: Sie unterstreichen, was auf dem Bildschirm passiert, aber sie lassen eine Menge Raum für Bilder in deinem Kopf. Ich habe leider keine Ahnung, was aus dem Film geworden ist
Ted Leo &The Pharmacists LIVING WITH THE LIVING
Wenn du in Amerika politische Kommentare suchst, hast du die Wahl zwischen Kabelf ernseh-Fritzen und sonntagmorgendlichen Talkshows. Es gibt niemanden, der bessere politische Songs schreibt als Ted. Sein Herz, seine Texte und die Art, mit der er Sätze bildet, haben ihre Wurzeln in der amerikanischen Tradition und dem „American Dream“. Weil sein Herz in der Sache steckt, weil für ihn von den Rissen im Gehweg vor seinem Haus bis zum Weißen Haus alles politisch ist, kommt er nicht idealistisch rüber. Seine politische Hoffnung ist dieselbe Hoffnung, die er in seinem Privatleben hegt.
Destroyer 4 DESTROYER’S RUBIES
Ich liebe an Destroyer, dass so viele Melodien in ihre Platten gequetscht werden. Normalerweise sagt ein Produzent irgendwann: „Nicht noch ein Hook!“, aber bei Destroyer ist einfach jede Melodie drin. Der erste Song auf dieser Platte, der Titeltrack, ist ein wunderhübscher, betrunkener Liebesbrief. Am Ende des Lieds heißt es: „You disi’upt the world’s disorder / Just by virtue ofyour grace.“ Wunderschön! Dan Bejar (Mastermind der Band; Anm. d. Red.) schreibt immer diese kleinen, verträumten Reimpaare, von denen du dir wünschst, dass sie jemand für dich schreiben würde.
Kaki King DREAMING OF REVENGE
Kaki King habe ich kennengelernt, als sie auf the con (demvon Waüa produziertenTegan&Sara-Album; Anm. d. Red.) Gitarre spielte. Seitdem kam dreaming of revenge heraus. Es besteht aus Instrumental-Stücken, und es hat sich in mein Gehirn und Bewusstsein eingeschlichen. Wenn ich sie niemals getroffen hätte und nichts über sie wüsste, würde ich die Platte vielleicht nicht so sehr lieben, aber es ist eine wunderschöne Platte, ein fantastischer Soundtrack zu fast allem. Sie ist eine brillante Gitarristin. Sie ist eine von den Leuten, die ein Instrument in die Hand nehmen und es besser spielen können als jeder, den du kennst. Sie hat sehr lange Fingernägel und spielt mit Fingerpicking – etwas, das ich überhaupt nicht kann.
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