Herzplatten


Serie: Die 1000 Lieblingsalben des Musikexpress

David Holland Quartett

Conference Of The Birds (1973)

Postfreejazz. Aus der völligen Ungebundenheit heraus umzingeln David Holland, Sam Rivers, Barry Altschul und Anthony Braxton das Liedhafte in der Improvisation, warm und treibend, aber ohne Regress. Beim Titelstück tupft sich das Quartett eine abstrakte Ballade von fragil-lyrischer Radikalität zusammen.

Taj Mahal

Music Fuh Ya (1977)

Das schludrige Genie, das sich „in der Musik suhlt wie ein Schwein im Dreck“, nimmt sich hier an die Latin-Kandarre. Seine Folkbluesbearbeitungen erwecken oft das Gefühl, er würde sich gerade grinsend am Bauch kratzen. Auf Music Fuh Ya kratzt er in einem karibischen Groove, der seiner Zurückgelehntheit die Bluesgenügsamkeit austreibt.

A Guy Called Gerald

Hot Lemonade (1988)

UK-Rave, der Bleeps-und-Clonks-Rhythmustüfteleien mit Italo-Disco-Flair unter einen Smiley bringt. Parallel zur frühen Warp-Schule und den Spiral-Tribe-Raves hat A Guy Called Gerald den Moment definiert, an dem Beat-Wissenschaft, Proll-Hedonismus und Acid-Sonnenaufgangskitsch sich zu einem Versprechen amalgamierten, an dem die Raving Society sich später nur überheben konnte.

Cpt. Kirk & Reformhölle (1992)

Die Hamburger Schule erschöpft sich nicht in gehobenen Befindlichkeitsschlagern. Eine neue Dringlichkeit formulierte die Band um Tobias Levin auf ihrem zweiten Album mit ihrem dekonstruierten Zickzack-Jazzrock; ätzende Kammermusik, die das Nichteinverstandensein von allem jugendlichen Gelärme befreite, ohne in die Kultiviertheitsfalle zu tappen.