HAMBURG. Eine spröde Maria McKee mühte sich redlich, doch nicht wenige Gäste im zu zwei Dritteln gefüllten Stadtpark erwachten erst, als gegen halb vier der erste Sonnenstrahl seit Tagen durch die Wolken brach — ein gutes Omen für „Mister Lonely With A Broken Heart“?
„Good Vibrations“ versprach die Intro-Musik vom Band, als Chris Isaak mitsamt Band im glitzer-grünen Einheits-Muckerdress die Bühne stürmte. Und genau die gab’s: Einmal in Fahrt gekommen, buchstabierten Isaak und Co. das große Einmaleins der guten, alten Rock ’n‘ Roll-Schule perfekt, charmant und mit ironischem Understatement. Keiner reißt altbakkene Macho-Witze so hinreißend wie dieser Sonnenbursche aus Slockton. Da schmunzelten dann selbst die Damen wissend in sich hinein. Und wer sonst, bitteschön, versteht sich schon darauf, selbst herumstreunende Hunde mit ein paar kurzen Akustik-Küßchen spontan in seine Show zu integrieren?
Isaaks Botschaft ist so jung und all wie die Musik, die sie verbreiten hilft: Da ist ein Mann, da ist eine Frau — und wenn’s dann doch nicht klappt, kann man immer noch eine dieser wunderbaren Edel-Schnulzen draus stricken. Den widrigen Bedingungen zum Trotz — eine Open-Air-Arena am hellichten Tag ist schließlich keine vertraute Kuschelecke — suchte Isaak aber immer wieder die Intimität. „Wicked Game“ zelebrierte er wie in Slow Motion, fast quälend langsam. In einem rauschenden Finale, das neben Hits wie „Blue Hoter sogar mit einer handfesten, in spanisch gesungenen Tex-Mex-Nummer aufwartete, setzte Isaak allerdings voll auf Rockabilly-Budenzauber. Und das auch mit vertauschten Rollen: Während Isaak und Saxophonist Johnny Reno durchs Publikum stürmten, durften oben auf der Bühne einige Damen und Herren aus dem Auditorium demonstrieren, was sie unter einem „Hip Shake“ verstehen. Mit Isaaks Anleitung konnte da nicht viel schiefgehen: Man müsse, so seine Instruktion, nicht den ganzen Körper bewegen, sondern nur einen Körperteil, der „nicht größer als eine Kaffeelasse“ sei. Und — Zack! — schon schoß die Hüfte nach vorn.
