Helmet


"Charterhalle", München

Mit einem Sound, den pures Kerosin voranzutreiben scheint, passen Heimet prächtig ins Ambiente des ehemaligen Münchner Flughafens. Und auch die 1000 Besucher fügen sich ins Bild. In der heruntergekommenen Charterhalle dominieren zerschlissene Jeans und grobes Schuhwerk. Ausgerechnet die Hauptakteure fallen aus dem optischen Rahmen. Heimet, die jüngsten Helden am Hardcore-Himmel, stehen brav wie Bürgersöhne in sauberen T-Shirts und mit kurzen Haaren auf der Bühne. Das Quartett aus New York wirkt auf den ersten Blick wie eine Gruppe von College Boys, die nach dem Campus noch ein bißchen musizieren möchte. Und einen Augenblick lang scheint es, als ob Page Hamilton und seine Mitstreiter diesen Eindruck bestätigen möchten. Heimet eröffnen ihren Gig mit einem harmonischen Jazz-Standard. Doch diese Idylle währt nur wenige Sekunden. Bald schon bricht ein Gitarrengewitter über das Publikum herein, das von der Lautstärke her jedem vierstrahligen Jet zur Ehre gereichen würde. Da paßt denn auch der freie Flug ins Publikum, zu dem Dutzende von Fans immer wieder aufs neue ansetzen. Die Band scheint das wüste Stage Diving kaum zu beeindrucken. Mit stoischer Ruhe errichten Hamilton und Co. einen beeindruckenden Soundwall. Mit billigen Mätzchen hat der furiose Vierer nichts am Hut – keine Ansagen zwischen den einzelnen Songs, keine effekthaschenden Gesten. Bei Heimet regiert die Reduktion aufs Wesentliche. Und das sind allein die Songs. Spartanisch arrangiert, beziehen sie ihre beeindruckende Kraft aus der Minimierung der Stilmittel präzis plazierte Riffs statt dumpfem Geknüppel, gediegene Härte statt hirnloser Höchstgeschwindigkeit. Nach einer guten Stunde ist Schluß. Doch mehr von dieser vollfetten Dröhnung hätte selbst der hartgesottenste Headbanger nicht vertragen.