Harmonie – wie noch nie


Genau 21 Jahre sind seit ihrem ersten Treffen vergangen, seit ihrer Heirat sind es immerhin schon neun. Für Nick Ashford und Valerie Simpson aber ist, wie sie sich in ihren Duetten immer wieder versichern, alles beim Alten geblieben: „…solid, solid as a rock, and nothing changed it, the thrill is still hot, hot. hot… „

Wenn man mit ihnen zusammen ist, spürt man es jede Sekunde lang. Die beiden sind ganz einfach ein Herz und eine Seele – Arm in Arm sitzen sie einem gegenüber, jeder wartet geduldig, bis der andere ausgeredet hat, ergänzt ihn gegebenenfalls – und wenn ich die Blicke, die sie sich dabei zuwerfen, richtig gedeutet habe, dann sind sie heute immer noch genauso hoffnungslos ineinander verknallt wie am ersten Tag. „Wir werden als das Liebespaar des Jahrhunderts gehandelt“, meint Nick und kann sein Lachen dabei nur schwer unterdrücken.

„Ich meine, wir sind ein nettes Paar… „

….. na ja, so nett nun auch wieder nicht“, fährt ihm Val in die Parade. Nick: „Eben. Wir sind uns uneins, wir streiten miteinander, das kommt halt in den besten Ehen mal vor. Und wenn das vor anderen geschieht, ist es mir auch egal. Wir leben unser Leben schließlich nicht für andere Menschen.“

Nun, zumindest eine Dekade lang sah es ganz danach aus. Nick und Val bildeten – zuerst bei Scepter, später bei Motown – ein Song writer-Tandem.dem höchstens noch Holland/Dozier/Holland das Wasser reichen konnten. Alles, was Rang und Namen hatte, schlug aus ihren Songs Kapital: Ray Charles, Chuck Jackson, Maxine Brown, Marvin Gaye, Ben E. King, die Dynamic Superiors, Chaka Khan, Quincy Jones, Diana Ross, Gladys Knight, Teddy Pendergrass – nur für sie selbst wollte, als sie es von 1973 an als Solo-Act versuchten, zunächst nicht allzu viel herausspringen.

Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie dazu übergegangen waren, ihre besten Songs für sich selbst zu reservieren. Seit ihrem 77er-Hit „Send It gab es aber kein Halten mehr; mit „Found A Cure“, „It Seems To Hang On“, „Get Out Your Handkerchief“ und allem, was danach kam, wurden sie bald so etwas wie die Sweethearts der Soul-Society.

Nick: „Früher war es immer das gleiche Lied – unsere Company verlangte Songs für unser nächstes Album und wir mußten passen, weil wir sie alle weggegeben hatten. Es fällt uns auch leichter, für andere zu schreiben. Duette sind schwieriger. „

Val: „Zumindest für Nick. Mein Job ist schneller erledigt. Wenn ich erst einmal weiß, wann der Vers kommt, wo die Brücke ist und wo das Ende, dann bleibt es an ihm hängen, Worte zu finden, die wir beide singen können.“

Ashfords elegante Federführung ist seit jeher der Trumpf des Duos er selbst kann stundenlang darüber referieren, er ist stolz, wenn man den einen oder anderen Song aus seinem schier unermeßlichen Back-Katalog würdigt.

Um sein eigenes Erinnerungsvermögen ist es dabei allerdings nicht gerade gut bestellt. „Wenn du Val einen Song einmal vorspielst, ist sie imstande, ihn dir vorzusingen. Bei mir bleibt nichts hängen. Fast unmöglich, daß ich mich an die Titel von anderen Songwritern erinnere.“

Vai: „Du erinnerst dich ja nicht mal an deine eigenen!“ Nick: „Das ist wahr, done and gone… Ich bin stolz auf meine Vergangenheit, aber ich lebe eben nicht mehr dort. „

Hat das Gospel-Element, das in ihrer Musik mitschwingt, anfangs mit dazu beigetragen, ihnen den Stand in der säkularen Welt zu erschweren?

Nick: „Schwer zu sagen. Als wir anfingen, kamen wir direkt aus der Kirche; unser Gospel-Background ist nach wie vor allgegenwärtig. Wir mögen nicht mehr die Zeit haben, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen…“

Val: „Du vielleicht nicht. Ich war letzten Sonntag erst!“