Hans Zimmer: Musik-Zimmer


Deutsche in Hollywood: Hans Zimmer machte in den letzten zwei Jahren Musik für mehr große Filme als die Kollegen. Diesen Monat kommen zwei Zimmer-Soundtracks ins Kino.

Ryuchi Sakamoto hatte das kleine Studio in London für ein Wochenende gebucht. Er wollte den endgültigen Mix seines Soundtracks für „Der letzte Kaiser“ fertigstellen. Kaum angekommen, die Überraschung: Bernardo Bertolucci hatte seinen Film neu geschnitten, die Musik paßte hinten und vorn nicht mehr. Sakamoto, der zurück zu einer Japan-Tournee mußte, heuerte als Retter in der Not den Studiobesitzer an: Hans Zimmer.

In einer Nonstop-Schicht von Dienstag bis Samstag und mit einem kompletten Symphonie-Orchester auf Abruf im Abbey Road-Studio, schafften Zimmer und David Byrne das scheinbar Unmögliche: Die Musk zu „Der letzte Kaiser“ wurde rechtzeitig fertig – und sie wurde gut. Den Oscar dafür durfte sich Zimmer dann mit Sakamoto und Byrne teilen.

Zimmer, der mit Trevor Horn für „Video Killed The Radio Star“ verantwortlich war, stürzte sich Mitte der 80er auf Soundtracks. Für „Rain Man“ kam er nach Hollywood. Es folgten „Black Rain“, „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ (Oscar-nominiert) und einige andere. Diesen Monat sind seine zwei jüngsten Soundtracks in unseren Kinos: „Ein Vogel auf dem Drahtseil“ und „Tage des Donners“.

Für die Renn-Oper mit Tom Cruise mußte Zimmer sein altbewährtes Talent zum Arbeiten zwischen Tür und Angel wieder nutzen. Parallel zu den Dreharbeiten zimmerte er in Daytona/Florida in seinem High Tech-Studio, gesteuert von einem Atari ST-Computer. Er arbeitete mit Jeff Beck und diversen US-Songwritern und schickte fertig programmierte Discs nach LA zur Aufnahmen.

Ohne großes Aufheben hat sich nach Giorgio Moroder und Harold Faltermeyer ein dritter Soundtrack-Star aus deutschem Sprachgebiet in Hollywood etabliert. Und seit er vor zwei Jahren antrat, sahnt Zimmer eindeutig die besseren Jobs ab.