Haarsträubend
Der lange Arm der 80er griff 1999 noch einmal kräftig in die Kassen.
Beim™ Anblick der Charts zu einem fast beliebigen Zeitpunkt, nämlich Anfang November des Jahres 1999, da legte sich so manche Stirn in Falten, da rieb sich so mancher verwundert die Augen. Ein Sting geisterte da herum. Tom Jones thronte bräsig auf einem der vorderen Plätze. Die Eurythmics waren ausverkauft. Eric Clapton irrlichterte mit einem „Best Of‘-Album an der Spitze, genau wie Genesis mit den größten Hits von Phil Collins.Joecockertesich mal wieder in bewährter Manier in die Top Ten, wo bereits die Pet Shop Boys mit ihrem neuen Album Wurzeln geschlagen haben. Von CSN&Y ebenso zu schweigen wie vom Eighties-Schlockrock ä la Dream Theater. Was geht hier vor? Das fragte sich ME/Sounds schon im Februar ’99 und warf einen bangen „Blick zurück… in die Zukunft?“ Nein, in die Gegenwart, denn die 80er Jahre sind da. Hier! Sie baden gerade ihre Hände darin. Zugegeben: Hochtoupierte Frisuren, „grelle“ Farben und „schrille“ Klamotten sind uns erspart geblieben. Doch ein Blick auf die Top Ten beweist, dass die Dekade der synthetischen Dekadenz Wunden gerissen hat, dievom Dudelfunk ausdauernd geleckt wohl nie wieder ganz verheilen werden und im kollektiven Gedächtnis allmählich zu Klassikern vernarben. Kein Wunder, schließlich kann eine Zeit so schlecht nicht gewesen sein, in der so viele Menschen ihre Jugend verbracht haben. Klar, dass man sich seine Blütenträume ungern von Geschmacksrichtern diskreditieren lässt. Auf dem Ungewissen Pfad ins nächste Jahrtausend halten wir uns also gerne an der auffälligsten aller popkurturell relevanten Dekaden fest: Die 80er waren so grell geschminkt, dass wir ihr Gesicht wohl nie mehr vergessen werden.