H-Blockx: Die westfälischen Crossover-Pioniere standen bereits kurz vor dem Exitus. Jetzt senden sie ein neues Lebenszeichen.


Henning Wehland genießt es, das schöne Wetter. Der Altweibersommer hat die münsterländische Kulturlandschaft (also die landwirtschaftlich bestellte) mit ihren Baumhecken, Wiesen und Getreidefeldern in helles Licht getaucht. Versteckt gelegen inmitten ländlicher Beschaulichkeit befinden sich in einem umgebauten Rotten die Principal Studios, und dort dröhnt aus mächtigen Lautsprecherboxen ein Song, der aus dem Stand Open-Air-Festivals und hüpfende Menschenmassen zu suggerieren vermag: „C’mon“, die neue H-Blockx-Single, lauter Vorbote eines neuen Albums. Willkommen in der akustischen Bastelstube der Münsteraner.

„Dieses Album wird wieder einmal unser bestes“, schmunzelt Henning. Anfang lanuar 2002 soll es auf den Markt kommen, zu einem Zeitpunkt also, da der letzte H-Blockx-Longplayer „Fly Eyes“ auch schon wieder fast vier Jahre auf dem Buckel hat. Zwischendurch, ja, da war der Chartserfolg mit „Ring Of Fire“, aber vor allem eine Zeit voller Zerknirschungen und Verwerfungen. Label-Pleite, Drummer-Verschleiß und der Ausstieg ihres Shouters Dave machten den Crossover-Veteranen zu schaffen. „Anfang des Jahres dachten wir, das bringt es alles nicht mehr, es macht keinen Sinn, als Band noch unter dem Namen H-Blockx weiter zu existieren. Irgendwie haben wir dann aber doch nicht den Mut gehabt, die Flinte ins Korn zu werfen“, illustriert Henning die Situation. Also raufte man sich zusammen, spielte das lahr über noch 30 nach Hennings Worten „extrem erfolgreiche“ Konzerte – und war plötzlich wieder da angekommen, wo man vor über zehn Jahren gestartet war: beim Spaß an der Musik. Was sich die Blockx selbst bewiesen haben, nämlich „dass doch noch was möglich“ ist, das soll das neue Material zeigen. Sprechgesang, Alternative Rock, Rock & Rap, „eher das typische Crossover“, stärker um Melodien gebaute Songs von Balladen bis Punk – alles an Bord. Sagt Henning.

Doch Gitarrist Tinte, erstmalig mit Produktion, Aufnahme und Endmix des gesamten Albums betraut, rückt an diesem pre-listening-Vormittag – so sehr die Sonne auch scheinen mag – neben dem erwähnten Single-Track nur zwei weitere Stücke raus: „Witnezz (R U Wit‘ Me?)“ und „Berlin Monster City“, bei denen Henning mit seinen so apostrophierten „alten Freunden“ Bruder & Kronstädter von Das Department seinen Raps ein zeitgenössisches Update verpasste. Na also: Crossover, Freundschaft, Kooperationen – das alte Ding geht noch immer. Die Zeit und die Epigonen der Band haben die I I-Blockx bestätigt, und es war wohl an der Zeit, dass sie es selbst auch taten. Schönes Wetter, zufriedene Menschen.

www.h-blockx.de