Guz, Bernadette La Hengst & Knarf Rellöm
MEporter Pändy wurde im Freiburger Auditorium JRS unerwartet Zeuge einer Weltpremiere: Guz, Bernadette La Hengst und Knarf Rellöm live zusammen auf der Bühne.
Eigentlich hatte ich mich an diesem Freitagabend in einer Regenpause auf den Weg zur Jazz- und Rockschule gemacht, um endlich mal einem Konzert von Guz beiwohnen zu dürfen, der, wie ich Glaubens war, seine erst kürzlich erschienene neue LP zu „promoten“, zu Gast im beschaulichen Schwarzwaldmetropölchen war. Dachte ich. Ebenso falsch lag ich gleichsam mit der Vermutung, Frau La Hengst gedenke dasselbe zu tun, und die beiden hätten sich noch kurz Herrn Rellöm als speziellen Gast eingeladen. Sind ja schließlich alle bei derselben Plattenfirma zu Hause, und von einer Label-Nacht hatte ich auch was gelesen. Aber wie das eben so ist im Leben, liegt man gelegentlich ganz schön daneben. Das schöne daran ist, dass, obwohl es manchmal herzhaft schmerzhaft sein kann, wenn etwas doch ganz anders kommt, es gelegentlich doch auch sehr schön sein kann. So ließ der Betreiber des hiesigen potentiellen Lieblings- plattenlabels RitchieRecords bei seiner kurzen Ansage mich und die anderen ungefähr zweihundert (plus??) Anwesenden auch nicht länger allzu dumm dastehen und verkündete nicht ohne Stolz, dass wir alle uns – wenn auch überwiegend unwissentlich – hier zusammengefunden hätten, um das sich nunmehr zum elften Male jährende Wiegenfest seines Babys (oh mein Gott, ein Kindergeburtstag??) zu feiern. Und aus exakt diesem und sonst keinem Anlass bildeten nun diese drei Künstler exklusiv ein Trio, um einige ihrer jeweils eigenen Songs sowie einige eigens für diesen Abend gemeinsam kreierten Stücke in unsere Ohrmuscheln zu zaubern.Zu Anfang dieser Welturaufführung hatte ich denn auch den Eindruck, das Trio mit ohne Namen müsste sich zunächst etwas finden, sicher, auf der Bühne ist halt einfach anders als im Proberaum. Doch nach wenigen Stücken schien dann alles wie von selbst zu laufen, so dass ich nach verhaltenem Beginn eine stetige Steigerung im insgesamt etwa knapp zwei Stunden andauernden Programm ausmachen konnte.Es war eine zum Teil fast schon skurril anmutende Melange, welche uns diese drei Individualisten auftischten (oder treffender gesagt „aufbühnten“, aber das Wort hab ich eben erst erfunden), viele Samples und Elektronik von Bernadette, Groove und Drumbeats von Knarf, Saitenkünste von Guz und natürlich gesangliches Wirken von allen dreien, mal solierend, mal im Wechsel, mal alle zusammen. So kam eine höchst interessante und abwechslungsreiche musikalische Darbietung zustande, die den Abend im positivsten Sinne sehr speziell werden ließ, zumal sich auch an den Instrumenten häufig abgewechselt wurde, auch wenn es insgesamt nicht uneingeschränkt die Musik war, die sonst so Einlass in meine Gehörgänge findet. Sehr sympathisch fand ich im Übrigen die nicht zu knapp bemessene (Selbst-)Ironie, mit der alle drei während des kompletten Sets zu Werke waren, was sicherlich ein wichtiger Grund war, dass der Spaß sich von der Bühne sehr schnell auf das Publikum übertrug, was schließlich in einer von Bernadette vorgegebenen allgemeinen Tanzeinlage mündete, während der dann selbst der Label-Chef sich live on stage keine Blöße gab. Ebenfalls recht witzig fand ich die zwischen und manchmal gar während der Stücke immer wieder geführten Dialoge sowie Sticheleien der Künstler untereinander, so dass ich für meinen Teil sehr zufrieden mit diesem außergewöhnlichen, angenehm anders gearteten Abend sein konnte. Von mir aus, liebe Leute, darf das gerne bei Gelegenheit mal wiederholt werden, obwohl für mich die Warterei auf ein Konzert von Guz, diesem in der großen Öffentlichkeit so sehr unterbewerteten Ausnahmekünstler, dessen sehr originelle Musik, gepaart mit Texten, die derzeit aber ganz bestimmt zu den allerbesten aus dem deutschsprachigen Bereich zählen, damit weiter anhält.
Pändy – 06.06.2008