Groove Minister
Deutsch-Rap mit Schulabschluß: Groove Minister aus Lüneburg bringen dem Kabarett das Tanzen bei.
Die Herren Minister haben das Wort: Von „Pickelfressen“, „Wichsern“ und „Arschgesichtern“ ist die Rede, die Freude am Onanieren ist auf ihrem Debütalbum ebenso ein Thema wie die unbändige Lust an der Perversion. Die Sprache der Unterdrückten aus dem Lüneburger Getto? „Nein, nein“, beruhigt mich der 26jährige Martin alias House-Martin, „wir verwenden so ehe Themen und Kraftausdrücke nicht, um zu provozieren. Das ist unsere Welt und unsere Sprache, wir sind nichts weiter als ein Teil unserer Generation. Rap war schließlich seit seiner Erfindung in erster Linie basisorientiert, daher verwenden wir den Slang der Straße. Ansonsten würden wir aus Rap ja eine künstliche Ausdrucksform machen, und das ist garantiert nicht unser Anliegen. Trotzdem gefällt es uns, für Wirbel zu sorgen und Ärger zu machen. Ich schätze mal, das ist einfach ein Privileg der Jugend. Wir sind eben noch keine 30.“ Für Rap-Puristen in der Tat ein Ärgernis: Groove Minister verpacken den hehren HipHop kackfrech in einen Kleinkunst-Kontext, der mit Gettoklängen so viel zu tun hat wie Snoop Doggy Dogg mit Hanns-Dieter Husch. „Naja“, grübelt der 28jährige Ralph alias S.U.D.A., der zweite im Minister-Bund: „Allzu weit ist HipHop doch gar nicht von Kabarett entfernt. Beides ist eine Form von Entertainment, nur daß beim HipHop ergänzenderweise noch ein paar satte Grooves dazukommen. Dann kann man wenigstens dazu tanzen, das find‘ ich prima. Das ist modern.“ Und woher stammt der Albumtitel ‚Im Hause der Frau Gallenberger‘? „Wir wollten“, erklärt Martin, „unter relaxten Umständen eine Platte einspielen. Zu diesem Zweck suchten wir uns ein Haus irgendwo in der wilden Natur und wurden dabei am Starnberger See fündig. Unsere Vermieterin Frau Gallenberger ist eine alte Dame, die wahrscheinlich bis heute nicht weiß, was wir in ihrem Ferienhaus so getrieben haben.“