Grizzly Bear Haldern Pop Festival


Blökende Kühe, zitherspielende Bären: Tierbeobachtungen im ländlichen Idyll

Es ist heil! in Haldern. Bei der 26. Ausgabe des kleinen, feinen Wohlfühlfestivals ist das Wetter so durchgehend fantastisch, dass man sich beim Gedanken ertappt, Petrus und der Musikgott seien eine Person und ganz bestimmt am Niederrhein geboren. Dort, wo alles noch von Hand und mit viel Seele und Liebe gemacht wird. Auch Popfestivals. Mitten in der idvlhschen Szenerie aus blökenden Kühen, summenden Bienen und Wiesen bis zum Horizont spielen Grizzly Bear ihren ersten Gig in Deutschland seit zweieinhalb Jahren. Es ist vor allem aber auch das erste Konzert hierzulande, nachdem ihr drittes Album VKCKATIMEST erschien, das viel Lob einheimste und auch im MUSIKKXPRESS die Krone der Platte des Monats errang. In der Nachmittagshitze gehen sie auf die von Bäumen eingerahmte Hauptbühne, die Psychedelic-Folk-Helden aus Brooklyn, und tragen Sonnenbrillen. Zuerst fällt Schlagzeuger Chris Bear auf. Ganz rechts sitzt er und trommelt einen pointierten und komplexen Wahnsinn zusammen. Dabei sieht er nicht ansatzweise angestrengt aus, auch die mehrstimmigen Chorgesänge macht er mit Leichtigkeit mit. Bear und seine Freunde Ed Droste (Gesang), Daniel Rossen (Gitarre, Gesang) und Chris Taylor (Bass) strahlen allesamt eine Mühelosigkeit aus, die in dieser Hitze und im Angesicht der kollektiv sonnenverbrannten Festivalgemeinde fast unmenschlich cool wirkt. Oder sind es die Songs? Alle wirken sie hier rauer, der große Raum, den man auf den drei Platten immer mitzuhören glaubt, ist einem viel direkteren Zugang zur Musik gewichen. Da „rockt“ und rumpelt es bisweilen sogar heftig, und das ist gut! Doch es zeigtsich auch die psychedelische Seite von Grizzly Bear. „Lullaby“ flimmert episch durch die heiße Luft, flirrend und vibrierend, kakophon wie ein sich einstimmender Orchestergraben. Dazu spielt Ed Droste die Autoharp oder „Akkordzither“ wie ein Hippie seine Sitar, bevor Chris Bear endlich wieder auf die Toms haut und d ie Chorgesänge nach oben wegfliegen. Ein Höhepunkt, genau wieder Überhit „The Knife“, den alle hier kennen. In der Nachmittagshitze gehen die Texte leider etwas unter. Die (großartige) Zeile „Cum again all over me 11 sii’ear 1 ‚II chungc just li’ait and See“ aus „Fix ll“ hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Gerade hier, im ländJichen Idyll.