Gravenhurst-Kopf Nick Talbot ist ein sensibler Mann. Abschalten tut er mit Heavy Metal und Actionfilmen


Düster, verkopft, nerdig – eine fiese Mixtur aus Michael Stipe, Nick Cave und Bart Simpsons stereotypem Sidekick Milhouse van Houten; so oder in etwa so wird Nick Talbot, Mastermind der psychedelischen Dunkelrocker von Gravenhurst aus Bristol (woher auch sonst?),gemeinhin wahrgenommen. Als er aber erzählt, welch großen Spaßes ihm bereitet, sich auf Psycho-Drogen wie Ketamin Leinwandverbrechen à la „Transformers“ zu genehmigen, kratzt man sich am Hinterkopf Spätestens mit seinem Bekenntnis „zugedröhnte Video-Abende mit Steuen-Seagal-Filmen-das ist meine Form der Alltagsflucht“, ist das Bild vom stillen Schlauberger endgültig zerstört. Talbot ist primär ein Lebemann, der sein streberhaftes Image so gar nicht nachvollziehen kann. „Eigentlich bin ich ganz schön faul, zwar nicht im Sinne von apathisch, aber ich bin auch immer von der Angstgetrieben, nicht genug zu machen. Schließlich habe ich für mein neues Album zweieinhalb verdammte Jahre gebraucht“, lacht der im Privatleben charmant lispelnde Songschreiber. Dafür ist er mit seiner aktuellen Veröffentlichung, The Western Lands, aber auch rundum zufrieden – zum ersten Mal überhaupt in seiner Karriere: „Meine erste Platte, Internals Travels, ist absolut trivial und auch meine letzte, Fires In Distant Buildings ist recht zerfahren. Bei meinem neuen Album habe ich aber das Gefühl, dass das etwas sehr stimmiges geworden ist, sagt er und behauptet: „Zehn Songs sind darauf – mehr braucht eine gute Platte nicht“, und angesichts dessen, was er da abgeliefert hat, sei ihm gerne zugestimmt. Das komplett außerhalb von Studioräumen in Schlafzimmern „anderer Leute“ und ähnlichen Locations aufgenommene Werk zeichnet ein einheitliches Gemälde – zwar mit allen Facetten von Talbots Tausendsassa-Talent, ufert aber nie aus. „Die Platte passt perfekt auf eine Kassetten-Seite. Das macht mich immer wahnsinnig, wenn ich nicht zwei Alben auf ein 90-minütiges Tape überspielen kann“, ergänzt er. Mit seiner Zweitband, den experimentellen Soundtüftlern Bronnt Industries Kapital, brütet er momentan übrigens deren Zweitwerk aus, das „ziemlich nach Commodore 64 und Hamid Faltermeyer klingen“ soll. Noch gerade eben komponierten sieden Soundtrack zu einer schwedischen Stummfilm-Dokumentation über Hexerei aus den 20er Jahren. So viel dann zum Thema Faulheit.

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