Gotthard: Lange nicht am Ende


Der jähe Unfalltod von Sänger STEVE LEE hat GOTTHARD nicht aus der Bahn geworfen. Ganz im Gegenteil: Mit ihrem Neuzugang NIC MAEDER rocken die Schweizer wie zu besten Anfangstagen. Titel des mit Spannung erwarteten Neubeginns: FIREBIRTH.

Etwa 18 Monate ist es her, dass Gotthard-Sänger Steve Lee bei einem tragischen Motorradunfall in der Nähe von Las Vegas ums Leben kam (das große Interview mit Bassist Marc Lynn, der direkt mit in den Unfall verwickelt war, gibt es im nächsten Heft). Für einige Wochen verharrte die Band verständlicherweise in einem Schockzustand, um dann die Ärmel hochzukrempeln und nach einem neuen Sänger Ausschau zu halten. Der ist mittlerweile gefunden, hört auf den Namen Nic Maeder und kommt trotz seiner Schweizerischen Herkunft aktuell aus Australien.

Maeder ist kein Steve Lee-Klon, sondern überzeugt mit eigener Note, auch wenn sein raues Timbre dem seines Vorgängers durchaus ähnelt. Deshalb machen Gotthard auch genau dort weiter, wo sie mit NEED TO BELIEVE (2009) aufgehört hatten: Als geradlinige Rockband, die sich den Luxus leisten kann, ihrem Sound immer auch Balladen und Mainstream beimischen zu können, ohne an Glaubwürdigkeit einzubüßen. Ihr aktuelles Album FIREBIRTH geht darüber hinaus sogar das Wagnis ein, sich kompositorisch – vor allem aber produktionstechnisch – wieder an ihren drei ersten Alben GOTTHARD (1992), DIAL HARD (1994) und G. (1996) zu orientieren.

Wie formulierte es ein im Luganer Yellow House-Studio anwesender Journalist so treffend: „Diese Scheibe hätte ich mir von euch damals nach G. gewünscht.“ Der lapidare Kommentar von Marc Lynn: „Ich mir auch!“ Vielmehr muss man zu unseren ersten Höreindrücken wohl nicht sagen, oder?

Die Hörprobe: FIREBIRTH VÖ: 1. Juni

Starlight

Die erste Single und ein echter Gotthard-Reißer in bester Tradition der drei ersten Alben.

Give Me Real

Pumpender Groove mit coolem Accept/AC/DC-Riff und tollem Refrain.

Remember It’s Me

Gotthard meets Whitesnake, mit Akustikgitarren-Intro und Halbgas-Modus.

Fight

Schweizer Schwermetall mit leichten Ähnlichkeiten zum Klassiker ‚Firedance‘, sehr rough und erdig.

Yippie Aye Yay

Relativ konturlose Rocknummer mit etwas albernem Refrain. Einziger Schwachpunkt der Scheibe.

Tell Me

Ballade mit Akustikgitarre und Sänger Nic Maeder am Klavier. Das Schweizer Radio wird’s lieben.

Shine

Weitere Rockballade, diesmal etwas handfester, mit Bon Jovi-artigem Refrain und moderater Härte.

The Story’s Over

Rocknummer mit klarem Querverweis an Journey und pfundiger Riffarbeit. Einer der Höhepunkte des Albums.

Right On

Toller Song, der auch in die Phase DIAL HARD oder G. gepasst hätte. Gotthard rocken Retro in eigener Mission, quasi!

SOS

Leo Leoni lässt die Gitarre jaulen und Drummer Hena Habegger bearbeitet die Standtom: Gotthard funken vom stürmischen Matterhorn.

Take It All Back

Rocksong mit Westcoast/Country-Flair, diese Nummer könnte auch von einer amerikanischen Band stammen.

I Can

Abgehrocker mit selbstbewusster Botschaft: Wir packen’s an!

Where Are You

Bewegende Hommage von Gitarrist Leo Leoni an den verstorbenen Steve Lee.