Gonzales – Presidential Suite
Auf seinem dritten Album protzt der Berliner Underground-Held mit Experimenten zwischen Rap und Rumba.
Es gibt in Deutschland Luxushotels, in denen kostet eine Nacht in der Präsidentensuite 1200 Euro. Auch I wenn der in Berlin lebende Kanadier Chilly Gonzales gerne den Großkotz mimt, dürfte es so gut um seine Liquidität dann doch wieder nicht stehen. Aber in der Phantasie ist das Leben sowieso schöner – vielleicht hat er sich gerade deshalb so ein protziges drittes Album mit dem Titel PRESIDENTIAL SUITE einfallen lassen. Für Gonzales scheint das Beste gerade gut genug zu sein. Wenn man sich in dieses Album hineinhört, kann man sich richtig gut vorstellen, wie der Herr und Meister in seinem Morgenmantel aus Goldseide in einem Kingsize-Bett liegt, „Melodika “ spielt, von einer lasziven Tango-Nacht mit „Shameless Eyes“ und weiblicher Unterstützung („Feist“ – erinnert stark an das Gotan Project. „Vuelvo als sur‘) träumt oder sich kleine Stelldicheins mit seinen Labelpartnern, der verrückten Lady Peaches („The Joy Of Thinking“) und dem King Of Crooners Louie Austen (Starlight) ausmalt. 15 Songs zwischen HipHop. Funk, Rumba und Seele – dazwischen drei schräge Instrumentals, die an Gonzales‘ Anfänge erinnern. Hängen bleiben nicht alle Songs, dafür aber einige umso mehr – wie zum Beispiel „1000 Faces“, eine Zusammenarbeit mit Taylor Sawy und Max Turner. Eine schräge Mischung aus enervierenden Mantras („Descisions“], partytauglichem Pop („Bottom Of The Pop“), wohligem Soul-Tango („Starlight“) und purem Rap („Satieri Serenade“). Im Titelsong fordert Gonzales irgendwann: „Call me Santa Clause Kinski“ – das trifft den Tenor dieses Albums ziemlich gut. Man stelle sich vor, eine Mischung aus Klaus Kinski und dem Weihnachtsmann – der nackte Wahnsinn. Das Lauthalslachen im Song „Headstone Park“ klingt dem Wahnsinn tatsächlich ziemlich nahe. Fehlt eigentlich nur die automatische Funktion, die beim Einlegen der CD Champagner aus der Minibar, äh, den Boxen spritzen lässt. Bei mir hat’s leider nicht funktioniert. Schade.
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